Kassandra (Christa Wolf)
Kassandra ist eine Erzählung der ostdeutschen Schriftstellerin Christa Wolf. Die 1983 gleichzeitig in der DDR und der Bundesrepublik erschienene Erzählung kommentiert Ereignisse des Trojanischen Krieges aus der Perspektive der trojanischen Königstochter und Seherin Kassandra.
Nach Aussage der Autorin entstand die Idee zu Kassandra eher zufällig. Christa Wolf war eine von den wenigen Autorinnen und Autoren der DDR, die die Möglichkeit hatten, ins westliche Ausland – hier: nach Griechenland – zu reisen. Doch verpasste Wolf ihren Flug nach Athen und musste in Berlin übernachten. In Ermangelung anderer Literatur begann sie, die Orestie von Aischylos zu lesen. Fasziniert von der Person der Kassandra begann sie Forschungen über sie und das alte Griechenland anzustellen.
Die Entstehung der Figur Kassandra und der Erzählung beschrieb Wolf in vier Vorlesungen 1982 im Rahmen der Frankfurter Poetik-Vorlesungen. In der Bundesrepublik erschienen diese zeitgleich mit der Erzählung in einem eigenen Band. Die im Aufbau-Verlag erschienene DDR-Ausgabe enthielt Vorlesungen und Erzählung in einem Band. Die Vorlesungen waren darin zensiert. Es gab an einigen Stellen Auslassungen, die auf Intervention Wolfs durch Auslassungspunkte […] kenntlich gemacht wurden.