Kontrafaktizität

Der Begriff Kontrafaktizität (Gegen die Tatsächlichkeit, Gegebenheit oder Faktizität) wird deskriptiv und normativ verwendet. Deskriptiv verwendet wird der Begriff in der Philosophie zur Kennzeichnung des Gegensatzes zwischen Behauptungen oder Gedankenmodellen oder möglichen Ereignissen und der Realität, z. B. in der Wissenschaftstheorie, wo kontrafaktische Aussagen wie „Wenn ich das Glas fallen ließe, würde es zerbrechen“ u. a. dazu dienen, zu klären, was Naturgesetze sind (siehe Kontrafaktisches Konditional). Normativ verwendet wird der Begriff, um auszudrücken und zu kritisieren, dass jemand etwas gegen die Fakten behauptet. Kontrafaktische Aussagen im deskriptiven Sinne widersprechen der Wirklichkeit nicht, sondern stellen eine mögliche Wirklichkeit dar. Kontrafaktische Aussagen im normativen Sinne widersprechen der Wirklichkeit und werden als „falsch“ klassifiziert. Beispielsweise kann die Behauptung, mit der Verkleinerung des Ozonlochs wäre die Problematik der Luftverschmutzung gelöst, als „kontrafaktisch“ bezeichnet werden.

Kontrafaktische Modelle ignorieren u. U. bewusst einzelne Phänomene der Realität, um strukturelle Aussagen machen zu können (Beispiel: Homo oeconomicus).

Kontrafaktische Annahmen werden oft benutzt, um Hypothesen über mögliche Ereignisabläufe aufzustellen. Es wird dabei ein so nicht eingetretenes Ereignis postuliert und die möglichen Folgen diskutiert.

Beispiel: Wie wäre die deutsche Geschichte verlaufen, wenn Kaiser Friedrich nicht schon 1888 an Kehlkopfkrebs gestorben wäre?

Solche Spekulationen haben allerdings nur heuristischen Wert, da sie nicht beweisbar sind.

This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. Additional terms may apply for the media files.