Kunstspielklavier

Ein Kunstspielklavier ist ein automatisches Klavier. Es gibt im Unterschied zum elektrischen Klavier dem Benutzer die Möglichkeit, die Wiedergabe der Musik zu beeinflussen. Kunstspielklaviere werden pneumatisch betrieben. Die Musik wird durch gelochte Papierbänder, die sogenannte „Klavierrolle“ oder „Notenrolle“ (engl. Piano Roll) als Trägermedium übertragen. Diese Notenbänder sind auswechselbar und waren im Musikalienhandel zu kaufen. Im allgemeinen Sprachgebrauch werden alle Arten von mechanischen Klavieren häufig Player Piano oder Pianola genannt, ohne die Art des Instrumentes genauer zu bezeichnen. Im deutschen Sprachgebrauch wird auch der Markenname Phonola benutzt.

Das Kunstspielklavier ist meist auch als normales Klavier von Hand spielbar. Manche Kunstspielklaviere wurden allerdings wie Orchestrien ohne Tastatur gebaut. Als Vorläufer des Kunstspielklaviers gab es Vorsetzer, welche die Tasten eines vorhandenen Klaviers pneumatisch spielen konnten.

Ein Kunstspielklavier hat unten mittig am Instrument zwei Tretbälge, ähnlich denen beim Harmonium, mit denen durch ständiges Treten beim Spiel des Instruments die für den Transport der Notenrolle und die pneumatische Auslösung der Klaviermechanik nötige Saugluft (Unterdruck) erzeugt wird. An der Vorderseite sind Regler in Form von Knöpfen, Schiebern oder Druckschaltern angebracht. Mit diesen kann der Benutzer, in der Fachsprache Pianolist genannt, die Wiedergabe beeinflussen. Durch diese Regler sind im Normalfall die Geschwindigkeit der Notenrolle, die Pedale (zum Leisespielen durch Wegverkürzung der Hämmer, und das Haltepedal zur Aufhebung der Dämpfung) und die Laut- und Leisefunktionen für Bass und Diskant regelbar. Damit war erstmals eine Wiedergabe möglich, die annähernd dem Spiel eines Pianisten glich.

Die Regelung der Betonung beim Kunstspielklavier durch Handhebel, die sogenannte „Handbetonung“, wurde von der Werbung als künstlerisch hochwertiges Spiel angepriesen, das somit jedem Besitzer eines solchen Instrumentes möglich sei. Tatsächlich erfordert die künstlerische Interpretation einer Pianola-Rolle erhebliche Fähigkeiten und musikalische Kenntnisse. Dies blieb daher die Domäne der musikalisch ausgebildeten Pianolisten.

Vor der Entwicklung des Reproduktionsklavieres galt das Kunstspielpiano als ernsthafte Form der künstlerischen Wiedergabe von Musik. Es gab bis in die 1920er Jahre sogar Berufs-Pianolisten.

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