Legionslager Inchtuthil
Das Legionslager Inchtuthil (ausgesprochen Inch-Tewth-Ill) war ein römischer Militärstützpunkt der frühen Kaiserzeit. Es befindet sich auf dem Gebiet des Parish Caputh bei Blairgowrie and Rattray, einem administrativen Zusammenschluss zweier Kleinstädte der Council Area Perth and Kinross, in Schottland.
Legionslager Inchtuthil | |
---|---|
Alternativname | Castra Pinata (?) Alata Castra (?) Victoriae (?) |
Limes | Britannien |
Abschnitt | Strecke 3 Gask Ridge |
Datierung (Belegung) | flavisch 83 bis 86/90 n. Chr. (?) |
Typ | Legionskastell |
Einheit | * Legio XX Valeria Victrix * Legio II Adiutrix (?) |
Größe | 21,7 ha |
Bauweise | Holz, Erde, Rasensodenziegel und Stein |
Erhaltungszustand | Bodenerhebungen noch sichtbar |
Ort | Blairgowrie |
Geographische Lage | 56° 32′ 29,7″ N, 3° 25′ 28,8″ W |
Vorhergehend | Kastell Cargill südöstlich |
Anschließend | Kastell Cardean nördlich |
Das Lager diente mit ziemlicher Sicherheit im späten 1. Jahrhundert n. Chr. dem britischen Statthalter Gnaeus Iulius Agricola als Basis für seine Feldzüge gegen die keltoschottischen Stämme. Die Region war in römischer Zeit das Bindeglied zwischen zwei Territorialzonen (Hoch- und Tiefland), die Kontrolle über diese Schlüsselstellung war daher für die Aufrechterhaltung der römischen Herrschaft von entscheidender Bedeutung. Inchtuthil war zudem das Hauptquartier der schlagkräftigsten römischen Armeeeinheit, die zu dieser Zeit in Schottland stationiert war. Es war in weiterer Folge Teil eines Überwachungsnetzes von Kastellen und Wachtürmen, das die Aktivitäten der Hochlandstämme einhegen und sie vor allem von den fruchtbaren Tiefländern und der Nordseeküste fernhalten sollte. Aufgrund der prekären Kriegslage am osteuropäischen Limes musste das Legionslager nach nur wenigen Jahren wieder aufgegeben werden. Sein relativ guter Erhaltungszustand machte dieses Bodendenkmal zu einem der Schwerpunkte der römischen Provinzialarchäologie im Vereinigten Königreich. Es zählt zu den wenigen Lagern, die in ihren Innenbereichen gänzlich ohne Umbauten blieben, nur die Umwehrung mit ihrem quadratischen Grundriss und ihren abgerundeten Ecken wurde nachträglich durch eine Steinmauer verstärkt, weshalb die Archäologen anhand der Befunde die Gründungsphase eines römischen Militärlagers exakt rekonstruieren konnten. Überregional bekannt wurde die archäologische Stätte aber vor allem durch die Entdeckung von mehreren Tonnen Nägeln, die beim Abzug der Besatzung dort vergraben worden waren.
Das in diesem Artikel beschriebene Bodendenkmal umfasst die Überreste der Legionsfestung und die zeitgleich entstandenen temporären Lager auf dem Inchtuthil-Plateau. Der Befund ist stark erodiert, jedoch sind einzelne Abschnitte der Umwehrung und des Grabens noch oberirdisch sichtbar.