Lettischer Unabhängigkeitskrieg

Als Lettischer Unabhängigkeitskrieg werden die bewaffneten Auseinandersetzungen auf dem Staatsgebiet Lettlands von der Ausrufung der Republik am 18. November 1918 bis zum Friedensschluss mit Sowjetrussland am 11. August 1920 bezeichnet. Die Kämpfe werden im heutigen Lettland auch als „Lettischer Befreiungskrieg“ (Latvijas atbrīvošanas karš) bezeichnet. Neben der Durchsetzung der staatlichen Unabhängigkeit gegenüber Russland wird bei diesem Begriff auch betont, dass die jahrhundertealte Vormachtstellung der Deutschbalten beseitigt wurde. In der Sowjetunion und der Lettischen SSR wurde die Periode als Teil der ausländischen Intervention im Russischen Bürgerkrieg aufgefasst.

Der Lettische Unabhängigkeitskrieg war zugleich ein Bürgerkrieg. 1919 bestanden zeitweise drei verschiedene lettische Regierungen. Die von Moskau unterstützte sozialistische Regierung von Pēteris Stučka hatte dabei anfangs den größten Rückhalt im lettischen Volk. Die bürgerliche Regierung mit dem Ministerpräsidenten Kārlis Ulmanis stützte sich auf die Siegermächte des Ersten Weltkriegs, war jedoch zeitweise auf deutsche und estnische Waffenhilfe gegen das sowjetische Lettland angewiesen. Nach einem Militärputsch der deutschbaltischen Minderheit gegen Ulmanis bestand für eine kurze Zeit eine dritte Regierung mit Andrievs Niedra als Ministerpräsidenten, die sich auf die deutschen Truppen im Land stützte.

Nach mehreren militärischen Niederlagen arrangierte sich Sowjetrussland mit den neuen bürgerlichen Staaten Lettland, Estland und Litauen, um Kräfte für andere Fronten des Russischen Bürgerkriegs freizubekommen. Mit der Unterzeichnung des Friedensvertrags von Versailles am 28. Juni 1919 verlor auch die deutsche Machtpolitik im Baltikum ihre Grundlage. Ein abenteuerlicher Versuch der anwesenden deutschen Militärs, mit Hilfe weißer russischer Kräfte weiterhin die Interessen der Alliierten zu bekämpfen, scheiterte im Herbst 1919 an der inzwischen gefestigten bürgerlich-lettischen Armee. Eine großangelegte Offensive aller antisowjetischen Kräfte kam im Baltikum nicht zustande. Als sich der sowjetische Sieg im Bürgerkrieg abzeichnete, gaben die westlichen Alliierten ihre Interventionspolitik auf, so dass die Existenz der drei baltischen Staaten auch von dieser Seite her gesichert war.

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