Litauisch-Sowjetischer Krieg
Der Litauisch-Sowjetische Krieg oder Litauisch-Bolschewistische Krieg (litauisch: karas su bolševikais) wurde nach dem Ersten Weltkrieg zwischen dem gerade unabhängig gewordenen Litauen und Sowjetrussland ausgetragen. Er war Teil der größeren sowjetischen Westoffensive von 1918–1919 die auch den Polnisch-Sowjetischen Krieg einleitete. Die Offensive folgte dem Rückzug der deutschen Truppen und zielte darauf ab, Sowjetrepubliken in der Ukraine, Weißrussland, Litauen, Lettland, Estland und Polen zu errichten und damit die deutsche Revolution zu nutzen. Ende Dezember 1918 erreichten die sowjetischen Streitkräfte die litauischen Grenzen. Weitgehend widerstandslos besetzten sie eine Stadt nach der anderen und kontrollierten Ende Januar 1919 etwa zwei Drittel des litauischen Territoriums. Im Februar wurde der sowjetische Vormarsch von litauischen und deutschen Freiwilligen aufgehalten, die die Sowjets daran hinderten, Kaunas, die vorläufige Hauptstadt Litauens, einzunehmen. Ab April 1919 verlief der litauische Krieg parallel zum polnisch-sowjetischen Krieg. Polen erhob territoriale Ansprüche auf Litauen, insbesondere auf die Region Vilnius; diese Spannungen gingen in den Polnisch-Litauischen Krieg über.
Der britisch-polnische Historiker Norman Davies fasste die Situation zusammen: „Die Deutschen unterstützte die litauischen Nationalisten, die Sowjets unterstützten die litauischen Kommunisten und die polnische Armee bekämpfte sie alle.“ Mitte Mai begann die litauische Armee, nun unter dem Kommando von General Silvestras Žukauskas, eine Offensive gegen die Sowjets im Nordosten Litauens. Mitte Juni erreichten die Litauer die lettische Grenze und drängten die Sowjets zwischen Seen und Hügeln in der Nähe von Zarasai in die Enge, wo die Sowjets bis Ende August 1919 ausharrten. Die Sowjets und die Litauer, die durch den Fluss Daugava getrennt waren, hielten ihre Fronten bis zur Schlacht von Daugavpils im Januar 1920 aufrecht, bei der ein lettisch-polnisches Kontingent die Sowjets besiegte. Bereits im September 1919 boten die Sowjets an, einen Friedensvertrag auszuhandeln, aber die Gespräche begannen erst im Mai 1920. Der sowjetisch-litauische Friedensvertrag wurde am 12. Juli 1920 unterzeichnet. Sowjetrussland erkannte damit die Unabhängigkeit Litauens an.