Meeresspiegelanstieg seit 1850

Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts ist – global betrachtet – ein deutlicher Meeresspiegelanstieg zu beobachten, der allein im 20. Jahrhundert bei etwa 17 cm gelegen hat. In den vergangenen Jahrzehnten ist zudem eine Beschleunigung zu beobachten: Der durchschnittliche Meeresspiegelanstieg im Zeitraum von 1901 bis 2010 wird im Fünften Sachstandsbericht des IPCC mit 19±2 cm angegeben. Zwischen 1901 und 2010 stieg der Meeresspiegel um 1,7 mm/Jahr, im Zeitraum 1993 bis 2010 waren es durchschnittlich 3,2 mm/Jahr. Für das Jahr 2018 wurde der Rekordwert von 3,7 mm gemessen.

Durch die bereits erfolgten Treibhausgasfreisetzungen werden die Meeresspiegel noch auf Jahrhunderte weiter ansteigen, die Höhe des Anstieges ist abhängig von der Menge der freigesetzten Treibhausgase. Der Meeresspiegelanstieg beruht im Wesentlichen auf zwei Phänomenen: Die Erwärmung der Ozeane führt zur Ausdehnung des Wassers, die gestiegenen Lufttemperaturen zum Abschmelzen von Gletschern und Eisschilden, wodurch Wasser vom Festland in die Ozeane gelangt.

Die Ursache für die anthropogene globale Erwärmung von Ozeanen und Erdatmosphäre sind Treibhausgasemissionen, die seit Beginn der Industrialisierung durch Nutzung von fossilen Energieressourcen sowie nicht-nachhaltiger Forst- und Landwirtschaft entstanden sind. In welchem Ausmaß langfristige geodynamische Veränderungen wie das Absinken tektonischer Platten oder eine Gegenbewegung zur kleinen Eiszeit (um 1850) beim Anstieg des Meeresspiegels eine Rolle spielen, ist bisher noch ungeklärt.

Systematischen Auswertungen von Expertenmeinungen zufolge besteht im Fall einer Erwärmung um 5 Kelvin eine fünfprozentige Wahrscheinlichkeit eines Meeresspiegelanstiegs um mehr als 238 cm bis zum Jahr 2100. Weiteren Forschungsergebnissen zufolge ist innerhalb von 300 Jahren ein Anstieg um 2,5 m bis zu 5,1 m möglich.

Der Meeresspiegelanstieg bedroht besonders Inselstaaten und Länder mit breiter Küstenfläche sowie einem tief liegenden Hinterland, etwa Bangladesch und die Niederlande. Dabei sind ärmere Staaten deutlich mehr gefährdet als wohlhabende Industriestaaten, die sich kostspielige Küstenschutzmaßnahmen leisten können. Effektiver Küstenschutz kostet deutlich weniger – in den meisten Fällen weniger als 0,1 % des BIP – als die Beseitigung der Schäden, die aus Inaktivität resultieren.

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