Nietbrille
Diese Seite behandelt die faltbaren Brillen (Nietbrille, Gelenkbrille, Scherenbrille) von der Entstehung der Brille um 1285 bis zum Beginn des 19. Jh.
Die Nietbrille (auch Nagelbrille) ist erstmals Mitte des 14. Jh. in einem Bild dargestellt. Historiker datieren die Erfindung der Nietbrille etwas früher auf die Zeit zwischen 1285 und 1289. Diese ersten Brillen entstanden durch Handwerker oder Mönche in Italien. Es war die erste Sehhilfe mit zwei Gläsern, für das rechte und linke Auge und hatte in dieser Form über 150 Jahre Bestand. Die Nietbrille war aus zwei gestielten Eingläsern zusammengesetzt und durch einen Niet, mit Scharnierfunktion, am Ende der kurzen Stiele verbunden.
Die Nietbrille wurde mit der Hand vor die Augen gehalten. Je nach Schwergängigkeit des Scharnieres konnte man sie auch auf die Nase geklemmt tragen. Die Nietbrillen waren aus Holz (Funde ausschließlich in Deutschland), Tierknochen (Funde in: Schweden, Italien, Niederland, Belgien und besonders viele in Großbritannien) und Horn (3 Funde, Herkunft unklar). Aufgrund diverser erhaltener Schriftstücke (Inventarlisten, Testamente), aus der Zeit der Nietbrillen, gab es aber auch solche aus Metall (Kupfer, Silber, vergoldet). Die Stiele kamen in gerader oder gebogener Form vor. Die Linsen waren Bi-Konvex Gläser (Plus-Linsen), aus leicht grünlichem Waldglas oder mehr oder weniger hellem, meist unreinen rosa bis bräunlichem Bergkristall (Beryll) und wurden vor allem zum Lesen in der Nähe benutzt. Verwendet und auch gefertigt wurden sie wohl in ganz Europa in der Zeit vom 13. bis 15. Jahrhundert. Der direkte Nachfolger war die Bügelbrille im 15. Jahrhundert.