Neckar-Odenwald-Limes
Neckar-Odenwald-Limes (früher auch Neckarmümlinglinie genannt) ist ein zusammenfassender Begriff für zwei, möglicherweise leicht zeitverschiedene und strukturell stark unterschiedliche, frühe Abschnitte des Obergermanisch-Raetischen Limes. Der Neckar-Odenwald-Limes setzte sich zusammen aus dem nördlichen Odenwaldlimes, einem Landlimes mit Kastellen, Wachtürmen und Palisade, der den Main (lateinisch: Moenus) mit dem Neckar (lateinisch: Nicer) verband, und dem südlich anschließenden Neckarlimes, der in der bisherigen Forschung als ein typischer „Nasser Limes“ (ripa) betrachtet wurde, bei dem der Fluss die Funktion der Palisade als Annäherungshindernis ersetzte. Erkenntnisse der neueren Zeit werfen ein etwas anderes Licht auf diese Betrachtungsweise, so dass sie möglicherweise künftig relativiert werden muss. Die entsprechenden Forschungen dauern derzeit noch an.
Der Odenwaldlimes nahm seinen nördlichen Anfang am Main, entweder beim Kastell Obernburg oder beim Kastell Wörth, und zog von dort aus, sich geschickt die topographischen Gegebenheiten des Odenwaldes zunutze machend, in südliche Richtung bis an den Neckar, den er vermutlich auf dem Gebiet des heutigen Landkreises Heilbronn erreichte. Die Neckarlinie bildete seine Verlängerung in südliche Richtung bis nach Arae Flaviae auf dem Gebiet der heutigen Stadt Rottweil, wobei sie sich am Verlauf des Flusses orientierte.
Der Neckar-Odenwald-Limes entstand vermutlich im Bereich des Odenwaldlimes in trajanischer, im Bereich der Neckarlinie in domitianischer oder frühtrajanischer und im Bereich der älteren Neckarkastelle in vespasianischer Zeit. Er durchlebte mehrere Umbauphasen und wurde erst mit der Vorverlegung auf die schnurgerade Linie des Vorderen Limes in den Jahren zwischen 159/161 und 165 obsolet.