Pange lingua
Pange lingua (lateinisch für Besinge, Zunge!) sind die Anfangsworte und zugleich der Titel des berühmtesten eucharistischen Hymnus, der dem Kirchenlehrer Thomas von Aquin (1225–1274) zugeschrieben wird. Sie gehen auf den gleichnamigen Kreuzhymnus Pange lingua des Venantius Fortunatus zurück und finden sich in zahlreichen weiteren mittelalterlichen Gedichten zitiert.
Thomas von Aquin schrieb anlässlich der Einführung des Hochfestes Fronleichnam 1264 mehrere eucharistische Hymnen für die Liturgie dieses Tages, so neben Pange lingua auch Lauda Sion, das beim Fronleichnamsfest als Sequenz gesungen wird, Adoro te devote und O salutaris hostia.
Das Pange lingua des Thomas von Aquin wird vor allem zur Feier des Fronleichnamsfestes und am Gründonnerstag gesungen. Seine Schluss-Strophen Tantum ergo und Genitori werden auch sonst beim sakramentalen Segen gesungen, zur Aussetzung des Allerheiligsten.
Auch evangelische Komponisten wie Dieterich Buxtehude haben den Text als musica sub communione (Musik zur Austeilung des Abendmahls) vertont (BuxWV 91).
Aufbauend auf das Kyrie der Missa Pange lingua von Josquin Desprez wurde das eine Quinte nach unten transponierte Do-Re-Fa-Mi-Re-Do-Thema der dritten Zeile des Hymnus (Sol-La-Do-Si-La-Sol) zu einem der meistverarbeiteten der Musikgeschichte. Simon Lohet, Michelangelo Rossi, François Roberday, Johann Caspar Ferdinand Fischer, Johann Jakob Froberger, Johann Caspar von Kerll, Johann Sebastian Bach, Johann Joseph Fux komponierten Fugen darüber, und durch Fux’ ausführliche Ausarbeitungen zu dem Thema im Gradus ad Parnassum wurde es zum Lehrbeispiel für angehende Komponisten, unter ihnen auch Wolfgang Amadeus Mozart, dessen Jupiter-Thema aus den ersten vier Noten besteht.
In der Orgelliteratur des 20. Jahrhunderts schuf Johann Nepomuk David ein Pange lingua (1928). Zoltán Kodály schrieb 1929 ein Pange Lingua für gemischten Chor und Orgel.