Rotten borough
Der Ausdruck rotten borough (englisch verfaulter/„verrotteter“ Bezirk) steht für Wahlkreise im Königreich England (vor 1707), dem Königreich Großbritannien (1707–1801), dem Königreich Irland (1541–1801), und dem Vereinigten Königreich Großbritannien und Irland (ab 1801 bis zur Wahlrechtsreform im Jahr 1832), die so wenige Einwohner hatten, dass sie im Unterhaus als überrepräsentiert galten. Ein pocket borough (von englisch in the pocket, „in der Tasche“) war ein Wahlkreis mit so wenigen Wahlberechtigten, dass ein oder sehr wenige Grundbesitzer die Sitze im Parlament kontrollieren konnten. Bei den mittelalterlichen Ursprüngen des Unterhauses für die Besetzung der Sitze im Unterhaus gab es keine Wahl und damit keine Wahlkreise, sondern einerseits die Ritterschaft einer jeden Grafschaft (county) und andererseits eine im Unterhaus vertretene Stadt (englisch borough), die jeweils zwei Vertreter in das Parlament sandten. Dieser Besetzungsschlüssel wurde mit wenigen Ausnahmen beibehalten, auch nachdem die Besetzung der Sitze im Unterhaus durch periodische Wahl üblich geworden war, und das Unterhaus nach seinem Selbstverständnis sich von einer ständischen Interessenvertretung zu einer Volksvertretung gewandelt hatte.