Psychischer Defekt
Psychischer Defekt (oder – kürzer formuliert – Defekt) ist ein älterer Begriff der psychiatrischen Fachsprache, der jedoch durch das Freudsche Konzept der Ersatzbefriedigung in der modernen Psychiatrie bzw. in der Selbstpsychologie neu belebt wurde. Der Terminus bezeichnete einen bleibenden Zustand nach einer psychischen Erkrankung, der durch Ausfall und unwiederbringlichen Verlust von früher vorhandenen komplexen seelischen Qualitäten gekennzeichnet ist. So war z. B. mit Defekt ein dauerhafter Verlust intellektueller Fähigkeiten gemeint, oder auch der Reichhaltigkeit des Gefühlslebens, moralischer Qualitäten oder der Individualität. Demgegenüber werden in der Selbstpsychologie Begriffe wie Ich-Defekt als Hinweis auf einen bleibenden Entwicklungsrückstand gebraucht.
Von einem „Defekt“ wird insbesondere bei schweren psychischen Krankheiten mit chronischem Verlauf gesprochen, die einen irreversiblen Abbau von psychischen Fähigkeiten mit sich bringen. In diesem Sinne wird z. B. der Begriff Defektschizophrenie gebraucht. Als Gegensatz zur irreversiblen Defektsymptomatik wird der Begriff „reversible Durchgangssyndrome“ verwendet.