Raubwürger
Der Raubwürger (Lanius excubitor), zuvor Nördlicher Raubwürger, ist eine etwa amselgroße Vogelart aus der Gattung Lanius und der Familie der Würger (Laniidae). Die Neubenennung wurde durch die taxonomische Revision notwendig, die 2016 den Taigaraubwürger (Lanius borealis) mit 6 Unterarten von L. excubitor abtrennte und in Artrang stellte; mit diesem dagegen wurden bis auf die Nominatform alle Unterarten des danach monotypischen Iberienraubwürgers (Lanius meridionalis) zusammengeführt. Mit Stand Ende 2018 ist der Raubwürger eine polytypische Art mit 11 oder nach anderer Einschätzung 12 Unterarten.
Raubwürger | ||||||||||||
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Raubwürger (Lanius excubitor) mit aufgespießter Beute | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Lanius excubitor | ||||||||||||
Linnaeus, 1758 |
Der Raubwürger ist die größte und schwerste auch in Mitteleuropa vorkommende Art dieser Würgergattung. Raubwürger sind auffallende, vor allem grau, weiß und schwarz gefärbte Vögel. Männchen und Weibchen sind einander sehr ähnlich. Außer in Mittel-, Nord-, Ost- und Teilen Westeuropas ist die Art in Afrika von der Mittelmeerküste südwärts bis in den Savannengürtel nördlich des Äquators, im Nahen- und Mittleren Osten und in Zentralasien und Südasien, ostwärts bis zum Altai und Tien Shan und südwärts bis Zentralindien verbreitet. In Europa und Asien überschreiten die Brutgebiete von L. excubitor den Nördlichen Polarkreis deutlich. Er gehört damit zusammen mit Taigaraubwürger und Braunwürger zu den Vertretern der Gattung, die am weitesten nach Norden vorgedrungen sind. Diese nördlichsten Populationen des Raubwürgers sind Zugvögel; nach Süden hin nimmt die Zugbereitschaft kontinuierlich ab; die Vögel im südlichen und südöstlichen Verbreitungsbereich sind Standvögel. Raubwürger sind streng territorial und leben in saisonalen Paaren.
Wie die Mehrzahl der Würger ist auch L. excubitor ein Ansitzjäger, der von einer erhöhten Warte aus die Umgebung beobachtet und geeignete Beutetiere nach einem kurzen Gleitflug meist am Boden schlägt. Die Art erbeutet Großinsekten und andere Wirbellose sowie unterschiedliche kleine Wirbeltiere. Der Anteil an Wirbeltieren an der gesamten konsumierten Biomasse, insbesondere an Kleinnagern und Vögeln, wird nach Norden hin größer.
Der Gesamtbestand der Art ist gemäß der Einschätzungen von IUCN, HBW und anderer Autoritäten ungefährdet (LC=least concern). Diese Bewertung erfolgt vor allem auf Grund des sehr großen Verbreitungsgebietes und des global noch immer sehr großen Bestandes. Dessen ungeachtet ist der Gesamtbestand rückläufig. In Mitteleuropa verschwand der Raubwürger aus sehr vielen Regionen. In Deutschland brüten noch maximal 2000 Paare, die meisten von ihnen in Niedersachsen und Sachsen, in Österreich bestehen zwei Restpopulationen im nördlichen Waldviertel mit einer stark schwankenden Anzahl von einigen 10 Brutpaaren, in der Schweiz brütet die einstmals regional nicht seltene Art seit 1986 nicht mehr. In der Roten Liste der Brutvögel Deutschlands von 2020 wird die Art in der Kategorie 1 als vom Aussterben bedroht geführt.