Rodobrana

Die slowakische Rodobrana war von 1923 bis 1929 der erste Wehrverband der katholisch-nationalistischen Hlinka-Partei in der Tschechoslowakischen Republik, gleichzeitig ab 1926 die historisch erste faschistische Massenorganisation der Slowakei. Nach ihrer Auflösung engagierten sich die Rodobrantzen (Rodobranci) innerhalb des rechtsradikalen Parteiflügels, ehe sie die Rodobrana von 1938 bis 1940 als nationalsozialistische Eliteeinheit innerhalb der Hlinka-Garde, der zweiten Wehrorganisation der Hlinka-Partei, erneuerten.

Gegründet am 31. Januar 1923 als Ordnertruppe, wurde die Rodobrana unter der politischen und ideologischen Führung von Vojtech Tuka und Alexander Mach zur ersten innerparteilichen Lobbygruppe des rechtsradikalen Flügels. Einhergehend mit ihrem Aufstieg zur Massenbewegung, die schließlich bis zu 30.000 Mitglieder zählte, entwarf die Rodobrana ab Anfang 1926 auch ihre eigene faschistische Weltanschauung. Diese war gekennzeichnet durch eine Mischung aus revolutionärem slowakischen Ultranationalismus einerseits sowie einem militanten, esoterisch-katholischen Mystizismus andererseits. Aus Rodobraner Sicht war die slowakische Nation im Niedergang begriffen und von apokalyptischen Verschwörungen bedroht, die tschechoslowakische Demokratie mit ihrem parlamentarischen System in Wirklichkeit nur eine von feindlichen Interessen gesteuerte „Diktatur“. Die einzige Möglichkeit zur „nationalen Erlösung“ sahen sie in einer politisch-spirituellen Erneuerung der Slowaken als utopische „Krieger Christi“, wobei die Rodobrantzen sich selbst als auserwählte Vorreiter und Märtyrer dieser „Wahrheit“ verstanden.

Realisiert werden sollte diese nationale Revolution einerseits durch eine radikaleSäuberung“ der Nation von allen angeblichen „Staats- und Volksfeinden“, insbesondere Juden, Tschechen, Ungarn, Freimaurern, Liberalen, Sozialisten, Säkularen und Protestanten. Andererseits sollte auch das politische System umgebaut werden zu einer angeblich „wahren Volksherrschaft“ nach dem Vorbild des faschistischen Italien, womit sich die Bewegung auch vom traditionellen Konservatismus absetzte. Aufgrund ihrer gewaltsamen Ausschreitungen gegen politische Gegner wurde die Rodobrana von den tschechoslowakischen Behörden verboten, löste sich jedoch erst am 3. Januar 1929 auf, nachdem ihre politischen Führer wegen Hochverrats angeklagt und inhaftiert worden waren. Die Veteranen blieben jedoch in inoffiziellen Zirkeln lose organisiert, ihre Ideen im rechtsradikalen Parteiflügel weiterhin von Bedeutung. In der neueren Forschung gilt diese erste Rodobrana (1923–1929) als Begründerin eines eigenständigen slowakischen Faschismus.

Im Jahr 1938 waren die Rodobrana-Veteranen federführend bei der Gründung der paramilitärischen Hlinka-Garde und erneuerten die Rodobrana als deren Teilorganisation. Im von NS-Deutschland abhängigen Slowakischen Staat nahmen dann die Mitglieder der zweiten Rodobrana (1938–1940) zahlreiche führende politische Positionen ein. Dabei verwarfen sie ihre ursprüngliche faschistische Ideologie und erklärten stattdessen den deutschen Nationalsozialismus und die SS zu ihren Vorbildern. Als „harter Kern“ des nationalsozialistischen Flügels der Hlinka-Partei waren sie maßgeblich verantwortlich für den Holocaust in der Slowakei und beteiligten sich auch an der Niederschlagung des Slowakischen Nationalaufstands. In der heutigen Slowakei stellt die historische Rodobrana eine Inspiration für Aktivisten der rechtsextremen Szene dar. Experten werfen der von 2016 bis 2023 im slowakischen Parlament vertretenen neonazistischen Kotleba-Partei vor, an die paramilitärischen Traditionen der Rodobrana anzuknüpfen.

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