Schnee im Frühling

Schnee im Frühling (jap. 春の雪, Haru no Yuki) ist der fünfzehnte Roman des japanischen Schriftstellers Yukio Mishima und erster Band der Tetralogie Das Meer der Fruchtbarkeit. Er erschien am 5. Januar 1969 bei Shinchosha und gilt als Meisterwerk der Nachkriegsliteratur.

Primär ist Schnee im Frühling ein Liebesroman und Mishimas Version der Tragödie Romeo und Julia von William Shakespeare. Er erzählt die Geschichte zweier Aristokraten, des 18-jährigen Kiyoaki und der 20-jährigen Satoko, die sich ineinander verlieben und trotz Satokos bevorstehender Hochzeit mit einem Prinzen eine Affäre beginnen. Ihre Beziehung fordert dadurch nicht nur ihre Verwandtschaft, sondern den Kaiser persönlich, sowie die bestehende gesellschaftliche Ordnung des imperialistischen Japans. Als Satoko schwanger wird und ihr Kind auf Drängen ihrer Verwandten abtreiben muss, zerbricht die verbotene Beziehung der jungen Liebenden. Satoko flieht vor ihrer Verantwortung gegenüber der kaiserlichen Familie in ein Kloster und Kiyoaki, verzweifelt, seine Geliebte wiederzusehen, stirbt infolge einer Krankheit; vermutlich verursacht durch seine hoffnungslose Liebe zu Satoko.

Wie die meisten Werke Mishimas behandelt Schnee im Frühling bisweilen düstere, tabuisierte Themen wie Suizid, Zwangsehen, Pädophilie, Gewalt, Machtmissbrauch und Mobbing. Primär ist es jedoch als politische und soziologische Abhandlung zu verstehen.

Schnee im Frühling wurde von kontemporären und neuen Kritikern als vielschichtiger Roman bezeichnet und ist bis heute Gegenstand zahlreicher, zum Teil widersprüchlicher, Interpretationen. Konsens besteht insofern, dass Mishima anhand des Romans – und folgend der gesamten Tetralogie – den westlichen Einfluss auf Japan und dessen Wandel von einer feudalistischen, patriarchalen und aristokratischen Gesellschaft in eine moderne Demokratie demonstriert. Durch seine historische Akkuratesse – Mishima war für die Tetralogie viele Jahre zu Forschungszwecken auf Reisen – ist der Roman als soziologische Abhandlung besonders informativ. Des Autors selbst erklärtes, ambitioniertes Ziel war es, die gesamte Entwicklung Japans innerhalb des 20. Jahrhunderts durch die Romanreihe einzufangen. Der Schriftsteller Paul Theroux nannte sie in diesem Kontext „die vollständigste Darstellung vom Japan des 20. Jahrhunderts.“

Die deutsche Erstübersetzung erschien 1985 als Hardcover beim Carl Hanser Verlag sowie 1987 als Taschenbuch beim Goldmann Verlag. Im selben Jahr erschien mit Unter dem Sturmgott der Nachfolger und zweite Band der Tetralogie.

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