Unter dem Sturmgott

Unter dem Sturmgott (jap. 奔馬, Honba) ist der sechzehnte Roman des japanischen Schriftstellers Yukio Mishima und zweiter Band der Tetralogie Das Meer der Fruchtbarkeit. Er erschien am 25. Februar 1969 bei Shinchosha und gilt als Meisterwerk der Nachkriegsliteratur.

In der Zeit zwischen dem Juni 1932 und Dezember 1933 spielend, erzählt Unter dem Sturmgott im Stil historischer Fiktion die Geschichte Isaos, eines rechtsextremen Schülers, der von seinem Vater Iinuma unter dem Verhaltenskodex der Samurai aufgezogen wird. Um die bestehende Regierung zu stürzen und die Macht zurück an den Tennō zu delegieren, plant Isao mit zwölf jungen Männern ein Attentat auf die politische Elite und auf Großkapitalisten, welche in seinen Augen den Yamato-damashii korrumpiert und den Kaiser verraten haben. Sein Plan schlägt fehl und die Gruppe wird inhaftiert. Vor Gericht vertritt ihn Shigekuni Honda, eine der Hauptfiguren aus dem ersten Band, und schafft es tatsächlich, für Isao, in welchem er die Reinkarnation seines Schulfreundes Kioyaki vermutet, einen Freispruch zu erwirken. Statt sich zu freuen, wirkt Isao durch den Freispruch zunehmend desillusioniert: Seine Träume scheinen im modernen Japan der 1930er Jahre keinen Platz zu haben. Am nächsten Tag fährt er in ein kleines Fischerdorf, tötet dort einen Großkapitalisten und mit Blick auf das Meer sich selbst.

Wie die meisten Werke Mishimas behandelt Unter dem Sturmgott bisweilen düstere, tabuisierte Themen wie Seppuku, Rechtsextremismus, Attentate, Gewalt und Militarismus. Primär ist Unter dem Sturmgott eine politische und soziologische Abhandlung, geschildert durch einen distanzierten, objektiven Erzähler, der die Geschehnisse innerhalb der Erzählung in einen historischen und politischen Kontext einordnet; dementsprechend bedient sich Mishima an zahlreichen historischen Ereignissen. Primärinspiration bildete der Blut-Liga-Vorfall.

Der vielschichtige Roman ist bis heute Gegenstand zahlreicher, teils widersprüchlicher Interpretationen. Konsens besteht insofern, dass Mishima anhand des Romans – und folgend der gesamten Tetralogie – den westlichen Einfluss auf Japan und dessen Wandel von einer feudalistischen, patriarchalen und aristokratischen Gesellschaft in eine moderne Demokratie demonstriert. Darüber hinaus behandelt Unter dem Sturmgott diverse nationalistische Ideen, wie Bushidō, Yamato-damashii und die durch Kita Ikki begründete Shōwa-Restauration. Die Philosophie Wang Shourens ist zentraler Bestandteil von Isaos Wertebild. Ebenso wird dem Konflikt zwischen Buddhismus und Shintō mehr Aufmerksamkeit gewidmet, obgleich nicht im selben Umfang wie im Nachfolger.

Die deutsche Erstübersetzung erschien 1986 als Hardcover beim Carl Hanser Verlag, sowie 1988 als Taschenbuch beim Goldmann Verlag. Der Vorgänger und erste Band der Tetralogie, Schnee im Frühling, erschien nur einen Monat vorher. Der dritte Band Der Tempel der Morgendämmerung folgte im Juli 1970.

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