Schweiz im Deutsch-Französischen Krieg
Die Schweiz blieb im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 ihrer Rolle der traditionellen, 1815 von den Grossmächten auch schriftlich garantierten Neutralität treu und blieb vom Krieg weitgehend verschont.
Zum General wurde Hans Herzog gewählt. Es erwies sich bei Kriegsausbruch 1870, dass eine grössere Grenzbesetzung durch die Schweizer Armee erforderlich war. In der Folge verlagerte sich das Kriegsgeschehen weg von der französisch-schweizerischen Grenze, was aus Sicht des Generals die Entlassung grösserer Truppenteile erlaubte.
Zur Belastungsprobe entwickelte sich gegen Kriegsende der Grenzübertritt von 85'000 Mann der geschlagenen Bourbaki-Armee, um einer deutschen Kriegsgefangenschaft zu entgehen. Zudem musste man zumindest theoretisch damit rechnen, dass die Bourbaki nachsetzenden deutschen Einheiten unter ihrem Kommandanten Edwin von Manteuffel die günstige Gelegenheit nutzen könnten, um den bis zum Neuenburger Handel 1856 zu Preussen gehörenden Kanton Neuenburg «zurückzuholen». General Herzog hatte knapp zuvor, strategisch zu spät, wieder Truppenteile mobilisiert und den Generalstab nach Neuenburg/Neuchâtel verlegt. Zwar besass die Schweiz eine schriftliche Garantieerklärung des vormaligen Preussen-Königs Friedrich Wilhelm III., dass er und seine Nachfahren definitiv auf das Fürstentum Neuenburg verzichten würden, was allein aber in einer Zeit ohne zwingendes Völkerrecht evtl. noch keine Sicherheit darstellte. Es wird angenommen, dass dem deutschen Verzicht auf einen solchen Angriff auch Bedenken bezüglich einer relativ unnötigen Provokation Englands nach der bis dahin ruhmreichen Niederwerfung Frankreichs zugrunde lagen.