Stefan Branković (Despot)

Stefan Branković (kyrillisch Стефан Бранковић; auch Stefan Djuradović Branković genannt; * um 1417 – 9. Oktober 1476 Burg Belgrado (nicht mehr vorhanden) in Varmo bei Udine, Italien) stammte aus der serbischen Dynastie der Branković und war vom 20. Februar 1458 bis 21. März 1459 der letzte Despot von Serbien seines Hauses. Wegen seiner 1441 erfolgten Blendung durch die Osmanen wurde er auch „Stefan der Blinde“ (Стефан Слепи), genannt.

Ein wesentlicher Teil seines Lebens wurde durch das Schicksal seines Vater Despot Đurađ Branković geprägt, der unter schwierigsten Verhältnissen von 1427 bis 1456 als Despot (Fürst) von Serbien regierte und durch den sein Sohn Stefan die dramatischen Auseinandersetzungen zwischen dem expandierenden Osmanischen Reich, den Balkanstaaten und den westlichen Mächten miterlebte. Traumatisierend war dabei wohl auch, dass sein Vater als osmanischer Vasall Truppen zur Eroberung von Konstantinopel durch Sultan Mehmed II. abstellen musste und damit Anteil am Untergang des Byzantinischen Reiches hatte, obwohl er mit dessen Kaisern verwandt und verschwägert war. Da Stefan blind war, folgte nicht er auf seinen Vater als Despot von Serbien, sondern sein jüngerer Bruder Lazar Branković – der einzige der verbliebenen Söhne mit Augenlicht – der von 1456 bis 1458 regierte.

Stefans eigene Regierungszeit betrug nur knapp ein Jahr. Er wurde auf Grund einer Intrige seiner Schwägerin Helena Palaiologina durch Matthias Corvinus, König von Ungarn, und Stjepan Tomaš Kotromanić, König von Bosnien, am 8. April 1459 abgesetzt und durch Helenas Schwiegersohn Stjepan Tomašević (* 1438; † Juni 1463 in Carevo Polje) ersetzt; dieser regierte anschließend nur vom 8. April bis 20. Juni 1459 als letzter Despot von Serbien, da die Osmanen das Land eroberten und dem Osmanischen Reich einverleibten und ihn zur Flucht zwangen. Er konnte sich anschließend 1461 bis 1463 als König von Bosnien halten. Stefan Branković floh seinerseits 1459 zunächst nach Albanien zu dem Fürsten Georg Kastriota „Skanderbeg“, heiratete dort dessen Schwägerin Angelina Arianiti, ging jedoch schließlich nach Norditalien ins Exil und lebte in der Festung Belgrado in Friaul, die Verwandten, den Grafen von Cilli, gehörte.

Trotz Exil, Landlosigkeit, Blindheit und offensichtlicher Machtlosigkeit wurde er von Zeitgenossen als wesentliche Stütze für die Kreuzzugspläne angesehen, die nach seiner Vertreibung geplant und durchgeführt wurden, um die Expansion des Osmanischen Reiches zu verhindern bzw. verloren gegangene Territorien zurückzugewinnen. Er war in deren Vorbereitungen involviert, indem er u. a. Gesandte an Papst Pius II. sandte und in verschiedenen Kreuzzugsplänen ausdrücklich als wesentlicher Faktor eines derartigen Unternehmens genannt wurde. Letztlich waren diese Bemühungen jedoch mangels Koordination und Unterstützung aus dem Westen vergeblich. Stefan starb nach 17 Jahren im Exil 1476 in der Burg Belgrado.

Die Nachwirkung seiner Person und seiner Familie beruht einerseits auf deren religiöser Bedeutung, da nicht nur er selbst und seine Ehefrau, Angelina Arianiti, als Heilige der Serbisch-Orthodoxen Kirche verehrt werden, sondern bereits seine Urgroßeltern Lazar Hrebeljanović „Zar Lazar“ von Serbien und dessen Gemahlin Milica Hrebeljanović, sein Vater Đurađ Branković, sowie auch zwei seiner Söhne, Djordje Stefanović Branković und Jovan Stefanović Branković.

Andererseits beruht seine Nachwirkung auf der Bedeutung seiner familiären Beziehungen, wie sich aus der Liste seiner Vorfahren ergibt, da diese über den vermuteten Umkreis eine regionalen Dynastie des Balkans hinausgehen, indem dort nicht nur Vertreter führender Dynastien des Balkans, wie etwa die alte serbische königliche bzw. kaiserliche Dynastie der Nemanjić aufscheinen, sondern auch Herrscher des Byzantinischen Reiches, des 1204 gegründeten Lateinischen Kaiserreiches, bis hin zu Königen von Kastilien und von Aragón und selbst zu Kaiser Friedrich I. Barbarossa, auch bestanden Schwägerschaften zu Sultanen der Osmanen.

Stefans Nachwirkung beruht darüber hinaus auf seinen Nachkommen, und insbesondere auf denen seiner Tochter Maria Branković, die mit Bonifaz III. Palaiologos, Markgraf von Montferrat von 1463 bis 1494, verheiratet war; durch sie zählen zu seiner Nachkommenschaft zahlreiche europäische Dynastien – darunter u. a. das Haus Habsburg-Lothringen – die durch ihn mit seinen Vorfahren – und daher sowohl mit den spätmittelalterlichen Abwehrkämpfen gegen die osmanische Expansion, aber auch mit hochmittelalterlichen Gestaltern europäischer Geschichte sowie mit der Dynastie der osmanischen Sultane verbunden sind.

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