Provinz Sudetenland
Die Provinz Sudetenland wurde am 29. Oktober 1918 von deutschsprachigen Abgeordneten des österreichischen Reichsrates aus Österreichisch-Schlesien, Nord-Mähren und Nordost-Böhmen als eigenständiges Land in der zerfallenden Österreichisch-Ungarischen Monarchie begründet. Landeshauptmann war der deutschnationale Reichsratsabgeordnete Robert Freißler. Die Landesregierung hatte ihren Sitz in Troppau (Opava). Eine vergleichbare Entwicklung gab es in der westlich angrenzenden Provinz Deutschböhmen.
Provinz Sudetenland 1918–1920 | ||||
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Verfassung | Vorläufige Verfassung der deutschösterreichischen Provinz Sudetenland vom 16. November 1918 | |||
Hauptstadt | Troppau | |||
Staatsform | Provinz | |||
Regierungschef | Landeshauptmann Robert Freißler (DnP) | |||
Fläche | 6.534 km² (ohne Ostschlesien) 8.816 km² (mit Ostschlesien) | |||
Einwohnerzahl | 671.800 (1919) | |||
Bevölkerungsdichte | 103 Einwohner pro km² | |||
Währung | Österreichisch-ungarische Krone (K) | |||
Gründung | 29. Oktober 1918 | |||
Auflösung | 18. Dezember 1918 (Besetzung durch tschechoslowakische Truppen) 16. Juli 1920 (Inkrafttreten des Staatsvertrages von St. Germain) | |||
Zeitzone | MEZ | |||
Mit der Gründung der Provinz wollten die Deutschmährer und -schlesier Altösterreichs die von ihnen überwiegend abgelehnte Einverleibung in die am 28. Oktober 1918 in Prag ausgerufene Tschechoslowakische Republik verhindern, die sich auf die Einheit der Länder der Böhmischen Krone berief. Die deutschsprachigen Reichsratsabgeordneten aus der Provinz Sudetenland wirkten auch an der Provisorischen Nationalversammlung in Wien mit, die am 30. Oktober 1918 für alle deutschen Siedlungsgebiete Altösterreichs den Staat Deutschösterreich gründete. Dieser sollte gemäß Beschluss vom 12. November 1918 als Ganzes dem Deutschen Reich beitreten. Beide Vorhaben scheiterten.
Die Provinz Sudetenland wurde im Dezember 1918 von tschechoslowakischen Truppen besetzt. Mit dem Vertrag von Saint-Germain wurde das Gebiet 1919 endgültig der Tschechoslowakei zugeordnet.