Tây-Sơn-Dynastie
Die Tây-Sơn-Dynastie (vietn. Tây Sơn triều oder Nhà Tây Sơn; chữ Nôm: 家西山, chữ Hán: 西山朝) stellte in Vietnam (damals Đại Việt) von 1778 bis 1802 den Kaiser. Sie ging aus der 1771 ausgebrochenen Tây-Sơn-Rebellion der drei Brüder Nguyễn Nhạc, Nguyễn Huệ und Nguyễn Lữ hervor. Im Gegensatz zu allen anderen vietnamesischen Dynastien ist sie nicht nach dem Familiennamen Nguyễn der Brüder benannt, sondern nach deren Heimatdorf Tây Sơn in der Provinz Bình Định, da auch deren Hauptgegner den gleichen Namen führten.
Den Tây-Sơn-Brüdern gelang es, die im Süden herrschenden Nguyễn-Fürsten und die im Norden herrschenden Trịnh-Fürsten sowie die machtlose Lê-Kaiserdynastie zu stürzen und so das Land nach etwa zweieinhalb Jahrhunderten der Teilung wieder zu vereinen. Durch entscheidende Siege gegen siamesische und Qing-chinesische Invasionsarmeen konnte Vietnam nach außen hin militärisch abgesichert werden. Im Innern zeichnete sich die Dynastie durch eine verhältnismäßig fortschrittliche Gesellschafts- und Kulturpolitik aus; zugleich wurde die Bevölkerung einer restriktiven Kontrolle und Militarisierung unterworfen. Über nahezu den gesamten Existenzzeitraum der Dynastie befand sich das Land im Kriegszustand. Zwischenzeitlich bekriegten sich die Brüder auch untereinander.
Das Kerngebiet der Tây Sơn war das heutige Süd-Zentralvietnam; als Hauptstädte fungierten Chà Bàn (bei Quy Nhơn) und ab 1788 Phú Xuân (Huế).
Bereits Ende der 1780er-Jahre konnte Nguyễn Phúc Ánh, ein überlebendes Mitglied der Nguyễn-Fürstenfamilie, den Süden des Landes von den Tây-Sơn-Kräften zurückerobern. Nach dem Tod der drei Brüder brach deren Dynastie dann ab Mitte der 1790er-Jahre schnell zusammen und wurde schließlich im Jahr 1802 von der Nguyễn-Kaiserdynastie abgelöst.
Während die Tây Sơn im 19. Jahrhundert als Banditen und unrechtmäßige Usurpatoren galten, so wurden sie Anfang des 20. Jahrhunderts von der kommunistisch dominierten Unabhängigkeitsbewegung „wiederentdeckt“ und als frühsozialistische Revolutionäre und Nationalhelden verehrt.