Tagelied

Das Tagelied, in den romanischen Sprachen nach der „Weiße“ des Morgengrauens benannt (okzitanisch Alba, altfranzösisch Aube), ist eine höfische Liedgattung der mittelalterlichen Lyrik. Sie ist in erster Linie inhaltlich definiert, wobei sie die Situation des geheimen Beisammenseins und des Abschieds zweier Liebender beim Tagesanbruch nach einer gemeinsam verbrachten Liebesnacht thematisiert.

Gemeinsam mit der Pastourelle, die das Zusammentreffen eines Ritters mit einer Schäferin niederen Standes schildert, ist das Tagelied ein Sonderfall in der höfischen Dichtung, insofern es nicht die entsagende, auf Aufschub und ethische Verfeinerung gerichtete Hohe Minne besingt, sondern die körperliche Vereinigung zulässt und sogar in den Mittelpunkt stellt. Dabei behandelt das Tagelied – im Unterschied zur Pastourelle – sein Thema nicht in derber und ironischer Weise, sondern bringt das Glück der Vereinigung und den Schmerz über die bevorstehende Trennung zum Ausdruck.

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