Altfranzösische Sprache

Altfranzösisch bezieht sich auf die Oïl-Sprachen als Sammelbezeichnung der Varietäten romanischer Sprachen, die in der nördlichen Hälfte Frankreichs sowie in Teilen Belgiens vom 9. bis etwa zum Ende des 14. Jahrhunderts gesprochen wurden. Das Altfranzösische wurde durch das Mittelfranzösische abgelöst.

Altfranzösisch
Zeitraum 842 – ca. 1400

Ehemals gesprochen in

Nord- und Zentralfrankreich, Belgien
Linguistische
Klassifikation
Sprachcodes
ISO 639-1

ISO 639-2

fro

ISO 639-3

fro

Ein erster Hinweis auf die Verwendung einer romanischen Volkssprache in Frankreich findet sich im Jahre 813 in einem Beschluss des Konzils von Tours, in dem die Bischöfe aufgefordert werden, durch allgemeinverständliche Predigten die Grundlagen des katholischen Glaubens zu vermitteln:

„Und er (der Bischof) strebe danach, dieselben Homilien jede für sich verständlich in die landläufige romanische oder deutsche Sprache zu übertragen, damit um so leichter alle verstehen können, was gesagt wird“ (Latein: Et ut easdem omelias quisque aperte transferre studeat in rusticam Romanam linguam aut Thiotiscam, quo facilius cuncti possint intellegere quae dicuntur).

Abgegrenzt wird damit das an Schriftgebrauch und grammatischem Regelwerk orientierte liturgische Latein von den noch nicht solchem unterworfenen ‚rustikalen‘ Volkssprachen Romanisch und Deutsch (rustica lingua romana bzw. thiotisca).

Das erste altfranzösische Sprachdokument sind die Straßburger Eide aus dem Jahr 842, in denen sich Karl der Kahle und Ludwig der Deutsche nach dem Tod des Vaters Ludwig des Frommen gegen den erstgeborenen Bruder Lothar verschworen. In dem von Nithard überlieferten lateinischen Text sind die Eide, die die Brüder samt Gefolgsleuten in ihrer jeweiligen Volkssprache ‚Romanisch‘ („romana lingua“) und Althochdeutsch („teudisca lingua“) ablegten, ausführlich im Wortlaut zitiert.

Der romanische Teil gibt einen dem Vulgärlatein noch sehr nahestehenden, aber bereits französischen Text wieder. Dies geschieht in einer konservativ latinisierenden, am Latein der königlichen Kanzleien orientierten Schreibung. Der Text enthält auch einige rein lateinische Wörter (Auszug):

Pro Deo amur et pro christian poblo et nostro commun salvament, d’ist di in avant, in quant Deus savir et podir me dunat, si salvarai eo cist meon fradre Karlo, et in aiudha et in cadhuna cosa…

Hieraus wird ersichtlich, dass bereits in karolingischer Zeit im westlichen Frankenreich (Francia occidentalis) eine romanische Volkssprache gesprochen wurde. Sie zu verwenden war im Rechtsakt der Eidesleistung erforderlich, damit auch die des Schriftlateinischen unzureichend Kundigen wussten, wessen Inhaltes der Eid war.

Die erste altfranzösische Dichtung hat die Merkmale des pikardischen Dialekts aufweisende Eulalia-Sequenz (ca. 884). Ihr folgen weitere religiöse Dichtungen und kirchliche Gebrauchstexte (Jonas-Fragment). Mit Beginn der kapetingischen Dynastie 987 verbreitet sich die vom franzischen Dialekt geprägte Sprache allmählich in Frankreich. Mit dem 12. Jahrhundert setzt die schriftliche Überlieferung der Chanson de geste ein. Sie ist in ihrer Entstehung jedoch eine ältere, zum Vortrag durch Spielleute gedachte Heldendichtung. Zu dieser treten bald auch die Lieder der Trouvères, die höfischen Ritter- und Antikenromane, Historiendichtungen und französische Bearbeitungen biblischer Texte samt didaktischer Werke hinzu. Ab dem ausgehenden 12. Jahrhundert findet das Französische auch als Urkundensprache Verwendung. Zunächst geschieht dies vorwiegend in Privaturkunden, ab der Mitte des 13. Jahrhunderts neben dem Lateinischen dann auch in Urkunden der königlichen Kanzlei.

This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. Additional terms may apply for the media files.