Tonar
Ein Tonar, im Deutschen abgeleitet aus dem lateinischen Begriff [Liber] Tonarius, seltener Tonarium oder Tonale, ist die nach Kirchentonarten (vom lateinischen Begriff Tonus) geordnete Zusammenstellung gregorianischer Gesänge, wie sie seit dem späten 8. Jahrhundert im karolingischen Reich üblich wurde. Sie konnte ein Traktat sein, für sich stehen, sogar in voll ausnotierter Form, oder Teil einer größeren liturgischen Handschrift sein, der daher Libellus ("Büchlein") genannt wurde.
Die Geschichte des Tonars als ein Instrument zur Tonartenbestimmung eines Gesanges als Antiphon bei der Psalmodie beginnt im frühen 9. Jahrhundert und endet im Spätmittelalter. Tonare halfen Kantoren zum besseren Verständnis der modalen Kirchentonarten vor allem mündlich überlieferter Gesänge, wie sie aufgefasst und intoniert werden mussten und wie die mit ihnen verbundenen Psalmen rezitiert wurden.
Namentlich bekannte Autoren solcher Tonare waren Regino von Prüm, Hartker von St. Gallen, Odo von Cluny sowie Berno von Reichenau.