Transzendentale Ästhetik

Die transzendentale Ästhetik ist der erste Teil der transzendentalen Elementarlehre in Immanuel Kants Werk der Kritik der reinen Vernunft. Den Begriff Ästhetik verwendet Kant in der mittlerweile veralteten Bedeutung als Lehre der sinnlichen Wahrnehmung (von gr. Aisthesis), nicht als Theorie des Schönen. Die transzendentale Ästhetik behandelt die „Sinnlichkeit“ (so Kants Ausdrucksweise) als Erkenntnisgrundlage und dabei die Frage, unter welche allgemeinen Bedingungen Vorstellungen ins Bewusstsein gelangen, von denen wir annehmen dürfen, dass sie durch Gegenstände außerhalb des Bewusstseins hervorgerufen wurden. Diesem Teil folgt die transzendentale Logik als Theorie des Denkens, des spontanen Bildens von Urteilen und Begriffen durch den Verstand, und des Schließens durch die Vernunft. Es zeigt sich, dass für Kant die Erkenntnis auf Anschauung und Denken gleichermaßen angewiesen ist, dass also Sinnlichkeit und Verstand/Vernunft keine voneinander unabhängigen Zugänge zur Wahrheit darstellen, wie es bedeutende Positionen des Rationalismus annahmen.

In der transzendentalen Ästhetik behandelte Kant vorrangig die Frage nach den allgemeinen Bedingungen, denen Sinnesdaten unterliegen müssen, um für eine Erkenntnis von Gegenständen und darauf aufbauend der menschlichen Erfahrung und schließlich der Wissenschaft brauchbar zu sein. Dabei erklärt er Raum und Zeit zu „Formen der Anschauung“, also zu Ordnungsparametern, die für jede Wahrnehmung (klar oder unklar) gegeben sein müssen. Da er das Räumliche als Grundlage für die Geometrie und das Zeitliche als Grundlage für die Arithmetik ansah, liefert die transzendentale Ästhetik zugleich eine Grundlage für die Möglichkeit einer reinen Mathematik – die also von jeder Erfahrung unabhängig ist, aber dennoch Verhältnisse beschreibt, die für alle Erfahrungen Geltung haben.

 
 
Transzendentale Elementarlehre
(Allgemeine Erkenntnistheorie)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Transzendentale Ästhetik
(Theorie der Anschauung)
 
 
Transzendentale Logik
(Theorie des Denkens)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Transzendentale Analytik
(Theorie der Begriffe und Grundsätze,
Urteilsvermögen)
 
 
Transzendentale Dialektik
(Logik des Scheins,
Schlussvermögen)
 
Die transzendentale Ästhetik innerhalb der Architektur der Kritik der reinen Vernunft

Die transzendentale Ästhetik gehört zu jenen Bereichen der Kritik der reinen Vernunft, die zwischen den beiden Auflagen von 1781 und 1787 mehr oder weniger stark überarbeitet wurden. So ist die transzendentale Ästhetik in beiden Auflagen (A und B genannt) auch unterschiedlich gegliedert. Die B-Auflage folgt dabei einer Paragrafenzählung und umfasst dabei die §§ 1-8 der Elementarlehre, allerdings wird diese Zählung schon beim Beschluss der transzendentalen Ästhetik ausgesetzt und erst sehr viel später mitten in der transzendentalen Logik mit 39 wieder aufgenommen, sodass unklar bleibt, ob sie 9 gedachte Abschnitte zuvor neu gestartet wurde oder dies als Fortführung zu denken ist.

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