Tschang (Harfe)
Tschang, persisch چنگ, DMG čang, türkisch çeng, arabisch al-ǧank (ṣanǧ), ist eine historische vertikale Winkelharfe, die im arabischen Raum bis ins 16. Jahrhundert, im Iranischen Hochland von etwa 1900 v. Chr. bis zum 17. Jahrhundert n. Chr. und in der Türkei bis Anfang 18. Jahrhundert gespielt wurde. Am Anfang der Entwicklung standen Bogenharfen in Mesopotamien nach dem Muster eines um 3400 v. Chr. entstandenen Rollsiegel-Abdrucks aus Tschogha Misch. Während des elamitischen Reiches im Westen des heutigen Iran bis ins 6. Jahrhundert v. Chr. waren große Ensembles mit schweren vertikalen Winkelharfen beliebt. Gegen Ende des Sassanidenreichs (224–642) traten kleinere Winkelharfen, die leichter zu transportieren waren, an deren Stelle. In der nachfolgenden islamischen Zeit gehörten sie in Persien und im Osmanischen Reich zu den höfischen Musikinstrumenten der klassischen persischen und türkischen Musik. In der Blütezeit der persischen Miniaturmalerei vom 13. bis zum 17. Jahrhundert wurden Harfen zahlreich und in unterschiedlichen Varianten abgebildet, während ihre musikalische Verwendung bereits zurückging. Diese Abbildungen und eine epische Erzähltradition haben für einen anhaltenden Nachruhm der orientalischen und zentralasiatischen Harfen gesorgt. Durch beinahe die gesamte Geschichte waren die vorderasiatischen Harfen Fraueninstrumente.
In den Musiktraditionen von Anatolien bis Zentralasien hielten sich Winkelharfen wesentlich länger als anderswo. Nach dem Verschwinden der vertikalen Winkelharfen in der osmanischen Türkei haben Harfen mit dem Resonanzkörper in horizontaler Position in wenigen Nischenkulturen im Kaukasus bis heute überlebt, vor allem in Gestalt der georgischen tschangi. Das Verschwinden der einst in vielen asiatischen Ländern vorhandenen Harfen wird mit ihrer fragilen Konstruktion, was die Stimmung der Saiten schwierig macht, und der Verbreitung von Lauteninstrumenten erklärt. Diese sind leichter handhabbar und verfügen über einen größeren Tonumfang.