Vela-Supernova
Die Vela-Supernova war eine nahegelegene Sternenexplosion, die sich vor einigen tausend Jahren etwa 290 Parsec entfernt im südlichen Sternbild Segel des Schiffs, lateinisch Vela, ereignet hat. Bei dieser Supernova ist aus dem Kern des Vorgängersterns ein intensiv strahlender Neutronenstern entstanden, der Vela-Pulsar. Die bei der Explosion abgestoßenen Gase bilden den seitdem expandierenden wolkenförmigen Vela-Nebel oder Vela-Supernovaüberrest, dessen Ausdehnung mittlerweile auf rund 40 Parsec angewachsen ist. Er überlappt sich scheinbar mit Puppis A, welcher aber vierfach weiter entfernt ist, und mit dem ebenfalls weiter entfernten, 1998 entdeckten RX J0852.0-4622 („Vela Jr.“). Tatsächlich gehört die Vela-Supernova zu den der Erde am nächsten gelegenen Supernovae – nur die vielfach ältere Supernova, aus der der Geminga-Pulsar entstanden ist, liegt wahrscheinlich noch etwas näher.
Supernova | |
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Vela-Supernova | |
Aufnahme des durch die Vela-Supernova entstandenen Pulsars (punktförmig weiß, mittig) und des ihn umgebenden Nebels im Röntgenbereich mithilfe des Satellitenobservatoriums ROSAT.
Die darin scheinbar überlagerte, jüngere Supernova Puppis A zeichnet sich rechts oben hellblau ab. | |
Sternbild | Segel des Schiffs |
Position Äquinoktium: J2000.0 | |
Rektaszension | 08h 35m 20,66s |
Deklination | −45° 10′ 35,2″ |
Weitere Daten | |
Helligkeit (visuell) |
12 mag |
Winkelausdehnung |
8,3° |
Entfernung | |
Masse des Vorgängersterns |
8–10 oder |
Alter |
19.000 ± 11.000 Jahre |
Supernova-Typ |
II |
Periodizität des Pulsars |
89 ms + 3,9 µs/Jahr |
Geschichte | |
Datum der Entdeckung |
1835: Filamentartiger Nebel |
Katalogbezeichnungen | |
Remnant Gum 16 • Vela XYZ • Vela SNR • SNR 263.9-3.3 Pulsar PSR 0833-45 • PSR J0835-4510 | |
AladinLite |
Aufgrund ihrer Nähe zur Erde und ihres vergleichsweise geringen Alters und den sich daraus ergebenden Eigenschaften ist die Vela-Supernova seit ihrer Entdeckung um 1960 Gegenstand vieler wissenschaftlicher Untersuchungen und Erkenntnisse. So belegte der wenige Jahre später gefundene Vela-Pulsar erstmals direkt, dass Pulsare rotierende Neutronensterne sind – der Vela-Pulsar rotiert mit etwas mehr als 11 Umdrehungen pro Sekunde – und diese durch eine Supernova entstehen. Zusammen mit den Analysen am Krebsnebel konnte zudem gezeigt werden, dass die Pulsare ein starkes, gegen die Rotationsachse geneigtes mitrotierendes Magnetfeld aufweisen und dadurch hervorgerufene, ebenfalls mitrotierende Strahlungskegel – die mit jeder Umdrehung des Pulsars dann als sich wiederholender Strahlungspuls beobachtet werden. Die Energie der Strahlung stammt aus der Rotation, die sich dadurch langsam abbremst. Neben diesem gleichmäßigen Abbremsen zeigten Folgeuntersuchungen am Vela-Pulsar dann erstmals gelegentliche Sprünge in der Rotationsfrequenz von Pulsaren, sogenannte „Glitches“. Ihre genauere Untersuchung ergab Hinweise über den inneren Aufbau des Pulsars. Auch viele andere Untersuchungen konnte erstmalig oder nur an Vela-Pulsar oder -Nebel durchgeführt werden, da sie aufgrund ihrer Nähe eine der hellsten Himmelsobjekte im Radio-, Röntgen- und Gammastrahlungsbereich sind und detailliert beobachtet werden können. Beispiele sind Aufnahmesequenzen eines den Pulsar umgebenden Pulsarwindnebels im Röntgenbereich mit einer zeitlichen Veränderung des Jets oder die Detektion hochenergetischer Photonen mit der rund 10-billionenfachen Energie derer des sichtbaren Lichts. Die so möglichen Analysen der Pulsformen in nahezu jedem zugänglichen Bereich der elektromagnetischen Strahlung bis zu diesen Energien sind richtungsweisend für das Verständnis der Pulsarumgebung.
Besondere Erkenntnisse aus der Forschung wurden populärwissenschaftlich aufgegriffen, darunter die Überlegungen, ob die Vela-Supernova einen Einfluss auf die Erde hatte, wann sie gesehen wurde und ob es Überlieferungen dazu gibt. Detaillierte Aufnahmen des Nebels und Aufzeichnungen der Pulsformen des Pulsars inspirierten darüber hinaus Werke der Bildenden Kunst und Musik und wurden darin als Thema ausgestaltet; als intensive Strahlungsquelle wird er im Science-Fiction zudem literarisch verwendet.