Vernachlässigte Krankheiten
Die vernachlässigten tropischen Krankheiten (engl. als neglected tropical diseases, kurz NTDs bezeichnet) sind eine Gruppe von tropischen Krankheiten, die überdurchschnittlich oft in ärmeren Ländern bzw. bei ärmeren Bevölkerungsgruppen auftreten. Die genaue Auflistung der sogenannten vernachlässigten Krankheiten ist je nach Quelle unterschiedlich, wobei die WHO derzeit 20 armutsassoziierte Tropenkrankheiten in dieser Form priorisiert. Mittlerweile hat die WHO die Bekämpfung der NTDs in die Ziele für nachhaltige Entwicklung eingebunden und einen Plan entworfen, wie bis 2030 dabei vorgegangen werden soll, wie Anfang 2021 bekannt wurde.
Im Gegensatz zu anderen in Entwicklungsländern verbreiteten Krankheiten, wie AIDS, Tuberkulose und Malaria, welche größere Aufmerksamkeit und Forschungsgelder erhalten, zeichnen sich NTDs dadurch aus, dass arme Menschen unverhältnismäßig stark von ihnen betroffen sind. Obwohl rund 1,7 Milliarden Menschen, also rund jeder fünfte, von diesen Krankheiten betroffen sind, werden sie gleich mehrfach vernachlässigt; die entsprechende Arzneimittelforschung ist für die Pharmaindustrie nicht attraktiv, da es kaum kaufkräftige Kundschaft gibt, und auch die Gesundheitspolitik der betroffenen Länder tut wenig gegen die Verbreitung der NTDs. Obwohl sie 11 Prozent aller Krankheiten weltweit ausmachen, war nur rund 1 Prozent der zwischen 2000 und 2011 neu zugelassenen Wirkstoffe für Arzneimittel gegen vernachlässigte Krankheiten bestimmt.
Das Deutsche Netzwerk gegen vernachlässigte Tropenkrankheiten (DNTDs) nennt als Gründe für deren hohe Verbreitung einen begrenzten bis nicht vorhandenen Zugang zu sauberem Trinkwasser, ausreichender Ernährung sowie angemessener medizinischer Versorgung. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation sind (2020) rund 25 Prozent der Weltbevölkerung von einer Parasitose durch Würmer (Helminthen) betroffen.