Vertrag über Konventionelle Streitkräfte in Europa
Der Vertrag über Konventionelle Streitkräfte in Europa (KSE-Vertrag; englisch Conventional Forces in Europe Treaty, CFE) legt Obergrenzen für die Anzahl schwerer Waffensysteme fest, die in Europa vom Atlantik bis zum Ural stationiert werden dürfen. Er führte nach seinem Abschluss zu drastischen Reduzierungen der Bestände an Waffen, die für Offensivzwecke einsetzbar sind. Für die Kontrolle wurde ein Verifikationssystem vereinbart, das Informationspflichten und Inspektionen enthält.
Ursprüngliche Vertragspartner waren die Mitgliedsstaaten der „North Atlantic Treaty Organization“ (NATO) und des Warschauer Paktes (WP), den es bei Abschluss der Verhandlungen de facto nicht mehr gab. Der Vertrag wurde am 19. November 1990 anlässlich des KSZE-Gipfeltreffens in Paris von den Regierungschefs der sechs östlichen und 16 westlichen Vertragsstaaten unterzeichnet. Am 17. Juli 1992 trat er vorläufig, am 9. November 1992 endgültig in Kraft. Erfolglose Vorläufer der Verhandlungen zum KSE-Vertrag waren die Mutual and Balanced Force Reductions (MBFR) und von 1973 bis 1989.
Die einschneidenden Veränderungen der Weltlage (Auflösung des Warschauer Paktes, Zerfall der Sowjetunion, NATO-Erweiterung) machten Anpassungen des Vertrages erforderlich. Am 19. November 1999 wurde das Abkommen über die Anpassung des Vertrags über Konventionelle Streitkräfte in Europa von den Teilnehmerstaaten des KSZE-Gipfeltreffens in Paris unterzeichnet. Das als Adaptierter KSE-Vertrag (A-KSE) bezeichnete Abkommen wurde jedoch nur von den nach dem Zerfall der Sowjetunion auf deren ehemaligen Territorium entstandenen Staaten: Russland, Belarus, Ukraine und Kasachstan ratifiziert – nicht aber von den Mitgliedsstaaten der NATO.
Im Dezember 2007 setzte Russland die Umsetzung des KSE-Vertrags und des Anpassungsabkommens A-KSE zum größten Teil aus. Im März 2015 erklärte Russland dann, auch an den Sitzungen der Beratungsgruppe nicht mehr teilzunehmen. Obwohl damit keine formelle Kündigung der im Rahmen des KSE/A-KSE getroffenen Vereinbarungen verbunden war, wurde dies als solche bewertet. Diese erfolgte offiziell erst im Mai 2023.