Wannsee-Institut
Das Wannsee-Institut war ein geheimes Ostforschungs-Institut des SD mit der Aufgabe, eine gezielte nachrichtendienstliche Länderforschung in Richtung der östlichen Länder mit dem Schwerpunkt Sowjetunion aufzubauen. Das Wannsee-Institut war eine getarnte Dienststelle des Sicherheitsdienst des Reichsführers SS (SD) mit Sitz im Landhaus Oppenheim in Berlin, Am Großen Wannsee 43–45. Aus Tarnungsgründen erhielt das neue Russland-Institut des SD den Namen „Institut für Altertumsforschung“, im allgemeinen Sprachgebrauch nannte man es aber nur „Wannsee-Institut“.
Das Wannsee-Institut unterstand anfänglich dem Amt II des SD, kam im November 1940 zum Reichssicherheitshauptamt (RSHA), Amtsgruppe VI C des Auslands-SD und wurde im September 1943 der neuen Amtsgruppe VI G (Wissenschaftlich-methodischer Forschungsdienst) des Auslands-SD unterstellt. Wegen der zunehmenden Bombardierungen wurde das Institut zu dieser Zeit nach Schloss Plankenwarth bei Graz verlegt.
Heute würde man das Wannsee-Institut als „Think-Tank“ bezeichnen. Die Berichte des Instituts waren in der Sache zwar wissenschaftlich präzise, in der Tendenz dienten sie aber bewusst durch die gezielte Auswahl konformer SD-Wissenschaftler den politischen Absichten der NS-Expansionspolitik. Als Geheiminstitut des SD erhielt es Aufträge zu Studien und Einzelgutachten, die Rückschlüsse auf die Absichten der NS-Führung erlaubten. Die geheimen Studien umfassten alle bedeutenden Fragen eines künftigen deutschen Lebensraums im Osten: Bevölkerung, Rasse, Landwirtschaft, Bodenschätze, Industrialisierung, Bildungsstand der Bevölkerung usw.