White River Badlands
Die White River Badlands, auch Big Badlands genannt, sind eine Region und bedeutende Fossillagerstätte im Südwesten des US-Bundesstaates South Dakota. Sie wird vom namensgebenden White River, einem Nebenfluss des Missouri durchflossen und repräsentiert mit ihren schroffen Felsen und der kargen Vegetation die Typusform der Badlands. Das Gebiet steht seit dem Jahr 1939 unter Schutz und ist wiederum seit dem Jahr 1978 Teil des Badlands-Nationalparks. Landschaftlich gehören die White River Badlands zur Prärieregion der High Plains. Sie sind daher einem trockenen Klima mit heißen Sommern und kalten Wintern ausgesetzt. Die prähistorische Besiedlung der Landschaft reicht bis in die Zeit der Clovis-Kultur vor rund 13.000 Jahren zurück. In historischer Zeit waren die White River Badlands Teil des Stammesgebietes der Sioux und somit seit dem Ende der 1860er Jahre in der Great Sioux Reservation integriert. Politische und wirtschaftliche Interessen, vor allem mit den Goldfunden in den westlich gelegenen Black Hills im Jahr 1876, führten zur Ausgliederung aus dem Reservat und leiteten einigen der bekanntesten Indianerkriege ein. Ein negativer Höhepunkt war im Jahr 1890 mit dem Massaker von Wounded Knee unmittelbar südlich der White River Badlands erreicht.
Die trockenen und kargen Verhältnisse in den White River Badlands bedingten eine nur dünne Besiedlung. Seit den 1840er Jahren wurden sie vor allem von Pelztierjägern aufgesucht und durchquert. In diesen Zeitraum fällt auch die Entdeckung der ersten Fossilien in der Region. Durch eine vergleichsweise schnelle Veröffentlichung der der Funde, federführend war hier Joseph Leidy, erlangten die White River Badlands das Interesse verschiedener wissenschaftlicher Institutionen. Die damit einhergehende intensive Erforschung der Landschaft im weiteren Verlauf des 19. und im 20. Jahrhundert führten dazu, dass die White River Badlands zu den ertragreichsten Fossillagerstätten der Welt gehören. Eine besonders lange Tradition dahingehend haben die Princeton University in Princeton in New Jersey und die South Dakota School of Mines and Technology in Rapid City in South Dakota. Funde aus dem Gebiet der White River Badlands sind Bestandteil zahlreicher musealer Ausstellungen auf verschiedenen Kontinenten. Die wissenschaftlichen Untersuchungen halten bis in die Gegenwart an.
Die geologischen Ablagerungen der White River Badlands entstanden im Oberen Eozän und im Oligozän vor rund 38 bis 23 Millionen Jahren. Sie werden der sogenannten White-River-Gruppe zugesprochen, die sich in mehrere Gesteinsformationen unterteilen lässt. Von größerer Bedeutung sind hierbei die unterliegende Chadron-Formation und die darüber folgende Brule-Formation. Sie bestehen weitgehend aus Ton-, Schluff-, Sand- und Muddesteinen, in denen die Fossilien eingebettet sind. Ihr Ursprung geht auf eine weite, ebene, von Fließgewässern durchzogene und von Überschwämmungsgebieten geprägten Landschaft zurück. Die Vegetation bestand aus Wäldern in den Flusstälern und offenen Grasflächen. Die Landschaft war von einer reichhaltigen Tierwelt bewohnt. Fossilreste liegen von Fischen, Reptilien, Vögeln und Säugetieren vor. Letztere stellen den weitaus größten Anteil und umfassen Insektenfresser, Nagetiere, Hasenartige, mehrere beutegreifende Gruppen wie die Raubtiere und die ausgestorbenen Hyaenodonta sowie darüber hinaus auch Huftiere. Charakterformen der White River Badlands werden durch die häufig aufgefundenen Gattungen Palaeolagus aus der Gruppe der Hasenartigen, dem frühen Pferd Mesohippus und die Paarhufer Merycoidodon und Leptomeryx repräsentiert. Die heutige schroffe Natur der Landschaft ist ein Ergebnis tiefgreifender erosiver Prozesse, die im Pleistozän wirkten.