Wilhelm IX. (Aquitanien)

Wilhelm IX. (* 22. Oktober 1071; † 10. Februar 1126), bekannt als der erste Trobador (BdT 183), war als Guilhem IX der neunte Herzog Aquitaniens und der Gascogne. Als «Coms de Peit(i)eus», „Guilhem VII“, war er der siebte Graf von Poitiers und der Provinz Poitou. Er war ein Sohn Wilhelms VIII. von Aquitanien aus dessen dritter Ehe mit Hildegard (Audéarde) von Burgund, der Tochter Roberts I., Herzog von Burgund.

„Lo coms de Peiteus“ ist der erste namentlich bekannte Troubadour, Gründervater der Trobadorlyrik. In der Literaturgeschichte wird er als „trovatore bifronte“, als doppelgesichtiger Trobador, bezeichnet, weil er einerseits derb-vulgäre, „unhöfische“ Lieder und andererseits feinsinnige, „höfische“ Kanzonen gedichtet hat, in denen zum ersten Male das Ideal der höfischen Liebe, des „amour courtois“, die Liebesideologie der „fin’amors“ vorgestellt wurde.

Wilhelm IX., Herzog von Aquitanien, ist der Stammvater einer bedeutenden dynastischen Linie, Großvater Eleonores von Aquitanien, der berühmten Mäzenin, „Königin der Troubadoure“, Herzogin von Aquitanien, Königin von Frankreich, dann von England. „Lo coms Guilhem VII de Peitieus“ ist somit auch Urgroßvater zweier englischer Könige, des Troubadour-Königs Richard Löwenherz (BdT Nr. 420) und des Königs Johann Ohneland, beide Söhne seiner Enkelin Eleonore.

Seine Urenkelin Marie de Champagne, Tochter Eleonores aus ihrer Ehe mit dem französischen König Ludwig VII., war wie ihre Mutter eine Literaturmäzenin. An ihrem Gräflichen Hofe in Troyes förderte sie den Trouvère Chrétien de Troyes, den Begründer des „Höfischen Romans“, der durch seine fünf Versromane über die „Ritter der Tafelrunde“ weltberühmt wurde und dessen Werk die gesamte abendländische Epik seit dem Hochmittelalter bis in die Neuzeit beeinflusst.

In der Okzitanistik (Provenzalistik) gilt Herzog Wilhelm IX. von Aquitanien, der VII. Graf von Poitiers, als Autor der elf Lieder eines in den „Chansonniers“, den illuminierten altprovenzalischen Liederhandschriften, nicht näher bestimmten „Coms de Peit(i)eu(s)“.

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