Zeitsouveränität
Zeitsouveränität ist die Selbstbestimmung des Individuums über die eigene Verwendung der Zeit. Im engeren Sinn bezeichnet sie die Möglichkeit, die eigene Arbeitszeit selbst zu bestimmen (working time autonomy, roster scheduling autonomy) und außerdem die gewählte Arbeitszeit selbständig weiter einzuteilen, also festzulegen, wann und in welcher Reihenfolge was gemacht wird, wobei die Auswahl der Aufgaben auf die bestehenden Aufträge beschränkt bleibt (siehe Aufgabenautonomie).
Zeitsouveränität und Zeitautonomie (auch: Zeitfreiheit) werden oft synonym verwendet. Bisweilen werden die Begriffe Zeitsouveränität und Zeitautonomie unterschieden, indem mit Zeitsouveränität spezieller die Möglichkeit der eigenständigen Verteilung der individuellen Arbeitszeiten bezeichnet wird und mit Zeitautonomie die Möglichkeit, das Zeitvolumen von Erwerbstätigkeit und Nichterwerbstätigkeit selbst zu bestimmen. Bisweilen wird der Begriff der Zeitsouveränität in anderer, aber verwandter Bedeutung im Sinne einer Fähigkeit verwendet.
Das Bedürfnis nach Zeitsouveränität bezieht sich sowohl auf die alltägliche Lebensführung wie auf die Gestaltung einer individuellen Arbeitsbiographie. Es steht im Zusammenhang mit Erfordernissen der Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie mit einem Wertewandel, der das Interesse an einer individuellen Gestaltung der Arbeitszeit nach Lebenssituation und Lebensstil einschließt. Im Zusammenhang einer Individualisierung und Flexibilisierung der Gesellschaft nimmt die Arbeitssoziologie sowohl die Zeitsouveränität durch flexible Arbeitsmodelle auch die Ortssouveränität durch Telearbeit zum Thema. Insbesondere im Zusammenhang mit der im Siebten Familienbericht der Bundesregierung hervorgehobenen Rush hour des Lebens wird das Erfordernis einer größeren Zeitsouveränität im Verlauf der Erwerbsbiografie zum Thema der Politik erhoben.