Zustandsgefühle
Zustandsgefühle stellen ein Konzept von kürzer oder länger anhaltender Dauer von Gefühlen bzw. ihres zeitlichen Verlaufs dar. Besonders in Deutschland hat Karl Jaspers (1883–1969) auf die Dauer und Abfolge von erlebnisbezogenen Gefühlszuständen aufmerksam gemacht. Jaspers wies auf Reaktionen und Entwicklungen der Persönlichkeit hin sowie auf Prozesse, Schub und Phasen bei Krankheitsverläufen. Er folgte damit inhaltlich den Ausführungen von Emil Kraepelin (1856–1926) über die charakteristischen „Habitualformen“, die bei ganz verschiedenen Krankheiten in ähnlicher Weise wiederkehren und im Verlaufe derselben Krankheit vielfach wechseln können.(a) – Die Bezeichnungen „Zustandsgefühle“ und „Gefühlszustände“ sind synonym.(a) Die Bezeichnung von direkt und positiv erfahrbaren Gefühlszuständen ist gebräuchlich. Triebtheorien stellen dagegen eher hypothetische Konstrukte besonders in der Psychoanalyse dar.(a) Während die Verwendung des Begriffs „Zustand“ die statisch beschreibende Seite der Gefühlswelt darstellt, muss sich jeder Wandel von Gefühlen auf die für psychodynamische Gesichtspunkte notwendige Voraussetzung von Gefühlszuständen beziehen. Gefühlszustände können einem schnellen Wandel unterliegen bis hin zur Ambivalenz von Gefühlen.(b) Die Bezeichnung „Zustandsgefühle“ geht zurück auf Theodor Lipps (1851–1914) und wurde 1935 von Kurt Schneider (1887–1967) und 1948 bzw. 1956 von Hans Walter Gruhle (1880–1958) rezipiert.(b) (a)