Bikinizone
Bikinizone, die: Unwort aus dem Land, in dem auch die Heckenhöhe in Schrebergärten bis auf den halben Zentimeter festgelegt ist und man auf Sonnenbänken sich vorab genau den Teint zulegt, den man vorgeblich braucht, um sich später ungeniert andernorts zum Braun werden ausziehen zu dürfen.
Dass einem Urlauber, der legererweise erst gar nicht mehr versucht, den Bauch in eine Hose hineinzuzwängen, sondern nonchalant denselben einfach vorn weg hängen lässt, der Anblick etwelcher fremder Härchen am falschen Ort nicht zugemutet werden kann, ist klar und bedarf kaum der Erwähnung. In welch kulturelle Untiefen geriete man auch, wollte man jeder Hawaiihemdplautze, der noch die Frühstücksreste im Fünftagebart hängen, die Illusion nehmen, die achtfachretouschierten Hochglanzschenkel der Billigillustrierten entsprächen gar nicht der Natur.
Da ist es doch viel einfacher, solange den Druck auf das ohnehin schwache Geschlecht zu erhöhen, bis sich jede Vertreterin desselben aus reinem Anstand schon in die Hände derer begibt, die der Bikinzone Herr zu werden vorgeben.
So ist es dann auch in Ordnung, dass in S-Bahnen, direkt neben der Reklame für das Abendabitur, für eine "sichere Bikinizone" geworben wird, garantiert schmerzfrei und dauerhaft, und das ganze für nur 89,-- €. Und erst recht nach Sitte und Anstand ist es wohl, dass jeder unrasierte Schmierlapp daraufhin seinem weiblichen Gegenüber dorthin guckt, wo zwar nicht der Hauch eines Bikinis zu sehen, dafür aber das Unaussprechliche zu vermuten ist. Und so darf sich dann jeder der beteiligten Herren seine gottlob geheimen Gedanken machen, garantiert unzensiert, und mit garantiert anderen Worten als "Bikinizone".
Solange aber "blaue Ersatzflüssigkeiten" Verwendung finden in den Werbepausen zwischen GZSZ und DSDS, solange man den Charmin'-Bär lediglich beim Abrollen seines Dreilagenpapieres, nicht aber beim Kacken sehen darf, solange dürfte auch die verklemmte Bikinizone völlig ok sein.