Diverses:Der Spaßvogel

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Frei nach Edgar Allan Poes "Der Rabe".


Der Spaßvogel

Traurig hatt' ich's mir des Nachts,

im Lesesaal zurecht gemacht flüchtete in alte Bücher, nässte manche Taschentücher, wegen der, die ich verloren; trauer um mein Lieb Lenoren.

Zum Himmel stieg sie auf im Winter und ich komme nicht dahinter, warum mir mein Lieb verstarb und ich nun in Tränen darb', warum ich sie an Gott verlor, meine liebste Frau, Lenor.

Wie ich nun im Sessel saß, gut gefüllt das Whiskey-Glas, der Saale vom Kamin beschienen, wie Geister wehten die Gardinen, trank ich von dem guten Tropfen. Da vernahm ich leis' ein Klopfen.

"Was das wohl war?" sprach ich benommen. Will jemand noch spät zu mir kommen? Ob es ein Besucher ist? Oder die, die ich vermisst? Gibt der Herr mir was zuvor meine war? Ist es Lenor?

Vom Ohrensessel stand ich auf, zur Türe hin, gefasst den Knauf, riss ich auf, das schwere Tore, fragte leise nach "Lenore?" Es zerbrach mir bald das Herz, dass sie's nicht war. Oh, tiefster Schmerz!

Statt dessen stand vor mir ein gelber Vogel. Spaßvogel nannt' er sich selber...

Den Vogel bat ich nicht hinein. Er kam dreist von selber rein. Die Diele ließ er hinter sich, nahm Platz auf meinem Lesetisch, besah ein Buch, das meines war, sprach: "Was für'n Schund liest du denn da?"

"Auch noch Kritik? Na du bist einer! Kommst hier rein und störest meiner. Du bist mutig, du machst Sachen." Da bracht' das Vöglein mich zum lachen, als es in ein Buche schielt', welches es verkehrt rum hielt.

"Du kommst her und liest im Buche, sag mir, bist du auf der Suche? Oder hast du dich verflogen? Hat der Wind dich arg betrogen? Dich geweht an meine Tür? Sag mir, warum bist du hier?

Sprach der Spaßvogel: "Immer wieder!"

"Immer wieder? Willst du sagen, du willst mich nun öfter plagen?" Der Vogel trank aus meinem Glase, kam mir dicht an meine Nase, schaut' mich angeheitert an, macht' den Schnabel auf und dann...

sprach der Spaßvogel: "Immer wieder"

"Immer wieder", sprach der Vogel. "Immer wieder", sagte er. Ich verstand nicht was er meinte. Ihn zu deuten fiel mir schwer. Also sprach ich: "Es ist spät schon. Es ist spät und du musst geh'n. Denn mein Wecker klingelt morgen ziemlich früh, um sechs-Uhr-zehn."

Doch der Vogel wollt' nicht weichen, seine Hand griff ins Gefieder, kramte etwas darin rum und kam mit einem Tütchen wieder.

Sprach der Spaßvogel: "Rauchst du? Ich hab' was dabei!"

"Du glaubst das wird dein Denken schärfen? Hörst du dann auch auf zu nerven? Du kannst mir 'nen Gefallen tun: Geh raus und mach die Türe zu. Und mach das Ding erst draußen an. Wir sind hier nicht in Amsterdam."

Sprach der Spaßvogel:

"Wo ist eigentlich die Alte, die hier oft alleine weilte? Wenn ihr Mann war außer Haus, zog sie ihre Sachen aus. Stets wenn ich kam angeflogen hat sie ihn mit mir betrogen. Immer wieder! Immer wieder! Immer wieder!"

Würgte der Spaßvogel: "Röchel!"

Am Halse packte ich den Vogel, drückte fest auf seine Gurgel, riss ihm manche Feder aus und warf ihn aus dem Fenster raus.

"Nun hinaus mit dem Gefieder! Und so kehre niemals wieder! Ach Gott, was bist du wiederlich, als reiche nicht die Pein an sich, kommst du noch her zu später Uhre und machst aus meiner Frau 'ne Hure! Oh Schmerz, oh Kummer, Seelenpein, wie kannst du nur so grausam sein?"

Noch trauriger jetzt als zuvor, lehnte ich im Sesselohr. Gequält von grauer Einsamkeit und keinem Trost in toter Zeit.

Und der Vogel sitzt noch immer vor dem Fenster meines Zimmers. Weichet nie und grinst hinein, hämisch darob meiner Pein. Lässt mich in der dunklen Schwärze, bohret tief in meinem Herzen, graust' mir wie die Nachtgespenster. Ich griff zum Colt und schoss durchs Fenster.

~ Ende ~
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