Frauentausch

Der lustige Trash-Sender RTL 2, der sonst eigentlich die Resteverwertung alter RTL Sendungen ausstrahlt, dachte sich, nachdem die Zuschauerzahlen sich wieder rückläufig entwickelten: „Mensch, die Leute sehen gerne Menschen am Abgrund die sich gegenseitig fertig machen und anschreien. Dann stecken wir zwei Familien aus den unterschiedlichsten Schichten der Gesellschaft, die schon alleine fast vor dem Nervenzusammenbruch stehen und tauschen die Frauen von denen für zehn Tage aus.“ Fertig war Frauentausch, jene schlechte Sendung, die höchstens von bildungsfernen Hausfrauen oder fiesen Sackgesichtern, die sich gerne über andere lustig machen, geschaut wird. Und RTL 2 gibt sich größte Mühe, die Paare so gegensätzlich wie möglich auszusuchen, um durch die Inkompatbilität die quotenbringenden Konflikte heraufzubeschwören. Hartz4-Empfänger trifft Multi-Millionäre, Kölner Homosexuellen-WG trifft bayerische Christen mit acht Kindern und der schmierige Harry bekommt natürlich einen Putzteufel auf den Hals gehetzt. Da ist der Streit doch schon vorprogrammiert.

Ein typischer Frauentausch-Kandidat

Aber für zwei Stunden Ruhm im Fernsehen machen die Menschen bei Frauentausch doch fast alles. Lassen ein Kamerateam zehn Tage in ihrer Wohnung campieren, decken die schmutzigsten Kapitel ihres Lebens auf und prahlen mit ihren Vibratoren und anderen perversen Bildern. Vorallem für die Kinder ist das Frauensharing besonders wertvoll. Zehn Tage haben sie eine Ersatzmutti, die ihnen lustige neue Regeln vorsetzt,die in der Superillu und im Spiegel der Frau für besonders gut eingestuft werden. Aber wenigstens weiß man später sofort, woher die Psychose der Kleinen kommt. Danke RTL 2!

Das ganze wird als interessantes, erkenntnisbringendes Experiment getarnt, was momentan ja sowieso sehr in ist (pseudowissenschaftliche, quotenträchige Versuche wie "Was passiert, wenn ich Gegenstand XY in die Mikrowelle stecke.." - das gleiche geht mit Menschen noch effektvoller!).

Am Ende schreien sich die Mütter in der Regel gegenseitig an, gehen dann weinend in ihre kaputte Familie zurück und haben meistens die Erkenntnis: „Hätte ich bloß bei dieser Scheiße nicht mitgemacht.“ Die häufigsten Dialoge sind:

Der Sinn dahinter

Bei Wikipedia gibt es einen interessanten Artikel mit Links zu Frauentausch (siehe "Kritik"). An der Sendung ist wohl kaum etwas Reales. Die ganze Sendung (wie auch die ganze Reihe) ist gecastet mit Drehbuch und Regieanweisungen. Die angeblichen Psychos bekommen genau vorgegeben, wann sie was sagen, Scheiße bauen oder ausrasten sollen. Sonst wäre die Sendung ja stinklangweilig, wenn da nur Alltägliches passiert. Das hat natürlich einen marktwirtschaftlichen Hintergrund: Warum sollte die gesamte Filmcrew tagelang filmen und warten, bis jemand durchdreht, wenn man ihm einfach sagen kann, dass er das jetzt tun soll! Menschen, die pleite sind, spielen für Geld nach dem Drehbuch vom Radausender RTL2 die perfekten Asis. Mit der gleichen Berechtigung kann man Tom Hanks als Idioten bezeichnen, weil er in Forrest Gump ja einer war. Frauentausch ist ein Fake, der behauptet, keiner zu sein. Würde man einen Boxkampf sehen wollen, wenn man weiß, dass er abgesprochen ist?

Siehe auch

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