Halfzwareschlumpf
Die Geschichte des Halfzwareschlumpfes ist eine Geschichte voller Missverständnisse. Der Halfzwareschlumpf ist einer der ersten Schlümpfe, die vom belgischen Zeichner Peyo entworfen wurden. Er wollte damit das Konzept einer typischen belgischen Familie der 60er Jahre in schlumpfiger Form darstellen. Die idealisierte Familie bestand damals aus einem weisen Familienoberhaupt, einer rattenscharfen aber doch schlumpfigen Blondine und einem, maximal zwei Kindern. Die biologischen Verwandschaftsverhälnisse zwischen dem Halfzwareschlumpf und seinen Elternfiguren blieben wie bei allen anderen Schlümpfen ungeklärt.
Namensgebung
Der Name sollte, bei aller blauen Ähnlichkeit, klar den Unterschied zum weisen Papa Schlumpf verdeutlichen. Deshalb bedeutet er in der Muttersprache Peyos soviel wie Halbschwer, was sinngemäß für halbstark steht. Neben einem ausgefransten Strippenbart zeichnet sich der Halfzwareschlumpf durch die Grimassen aus, die er ständig schneidet um damit seine Auflehnung gegen das Familienoberhaupt zu dokumentieren. Aus diesem Grund fing er auch bald an, seinen albernen Bart zu rauchen, einzig um mit dem Gestank Papa Schlumpf zu verärgern. Die Assoziation seines Namens mit fein geschnittenem Tabak liegt zwar nahe, war aber vom überzeugten Umweltschützer Peyo nach seiner eigenen Aussage nie beabsichtigt.
Umdeutung des Namens
Die Umdeutung des Namens hatte einen kommerziellen Hintergrund. Bekannte Hersteller von fertig produzierten Zigaretten hatten schon längst die suggestive Kraft von Sympathie tragenden Werbefiguren erkannt. Beispielsweise wurde die Marke Marlboro durch einen schießwütigen Outlaw repräsentiert, der nichts anderes für sein Glück brauchte als sein Pferd und ein paar Zigaretten. Ähnliche Charakteristika verkörperte der asoziale Einzelgänger, der mit dem Camel-Jeep durch den schützenswerten Urwald bretterte, ohne Rücksicht auf Flora oder Fauna. Durch einen zeitlich sehr eng begrenzten Vertrag mit der Tabakmarke Drum wird der Halfzwareschlumpf nur noch mit schlecht gedrehten Glimmstängeln assoziiert. Für Peyo mag sich diese Zusammenarbeit gelohnt haben, dem Seelenheil des Halfzwareschlumpfs versetzte es aber einen Tiefschlag, von dem er sich nie wieder erholte. Besonders schlimm wurde es für den Halfzwareschlumpf, als das Modewort Nichtraucherschutz zu einer ernsten Bedrohung für seine Lebensweise wurde.
Wohnung in Schlumpfhausen
Lange Zeit wohnte der Halfzwareschlumpf mit Papa Schlumpf und Schlumpfine in einem gemeinsamen Haus im Zentrum von Schlumpfhausen. Wie bei fast allen Jugendlichen, ging dies eine Zeitlang gut und das Familienleben spielte sich in schlumpfigen Bahnen ab. Mit der fortschreitenden Entwicklung einer eigenen Persönlichkeit, traten die eigenen Bedürfnisse des Halfuwareschlumpfes immer mehr in den Vordergrund. Er wollte nicht mehr den ganzen Tag nur schlumpfige Sachen machen und eines Tages Papa Schlumpfs rote Hosen erben. Gegen die Nachfolge bei Schlumpfine als deren Hauptverehrer hätte er allerdings nichts einzuwenden gehabt. An dieser ging ihm ihr ausgiebig ausgelebter Körperkult gewaltig auf die blauen Mandeln. Stunden konnte sie vor dem Spiegel verbringen und versuchen die penetrante Blaufärbung ihres Teints zu verändern. Als er es nicht mehr ertrug, packte er seine sieben bis neun, größtenteils blauen, Sachen und zog in einen schon etwas ramponierten Tabaksbeutel an den Rand von Schlumpfhausen.
Die Spielfigur
Auch vom Halfzwareschlumpf gab es eine Spielfigur, um Schlumpfhausen auch wirklich in jedem Kinderzimmer nachspielbar zu machen. Bestehen fast alle anderen Schlümpfe aus vollmateriellen Figuren, wurde der Halfzwareschlumpf innen hohl ausgeführt. Dies reduzierte das Gewicht der Spielfigur um die Hälfte und entsprach somit seinem Charakter. Um seinen Bart täuschend echt nachzubilden, wurde hier ein Tabak verwendet, der aufgrund seines hohen Benzolgehalts für die Produktion von Zigaretten ungeeignet erschien. Für ein durchschnittliches Kinderzimmer wurde der geforderte Grenzwert allerdings eingehalten. Nichts desto Trotz prangte auf jeder Figur ein Steuerzeichen und der abzuführende Steuerbetrag verteuerte die Figur so stark, dass sie binnen kurzer Zeit wieder vom Markt genommen wurde. In einigen außereuropäischen Ländern gab es eine Zeit lang billig produzierte Plagiate, die dem Steuerfluchtschlumpf mehr ähnelten und deshalb ebenfalls wieder vom Markt verschwanden. Nicht selten führte der Besitz einer Figur des Halfzwareschlumpfes bei Minderjährigen zu ersten nikotinellen Erlebnissen im Freundeskreis, was ebenfalls zur Ächtung der Spielfigur beitrug. Heute zahlen Sammler Unmengen von Geld und anderen gängigen Zahlungsmitteln, um einer unversehrten Figur habhaft zu werden. Teilweise durchstöbern speziell ausgebildete Schlümpfe die Aschenbecher dieser Welt auf der Jagd nach Überlebenden oder Spuren, die die temporäre Anwesenheit der gesuchten Figur mittels abgestandenen Geruchs erahnen lassen.