Mitbestattungszentrale

Mitbestattungszentrale, die, auch: Mitbeerdigungszentrale, Mitbeisetzungszentrale und -vermittlung, bezeichnet eine Organisation zur Zusammenführung mehrerer Verstorbener für ein gemeinsames Bestattungsritual. Über eine Mitbestattungszentrale (MBZ) werden Mitbestattungsgelegenheiten (MBG) vermittelt. Da Bestattungen mitunter recht teuer sind, wurde in der Moderne die Idee zur Kostenteilung entwickelt und kommerzialisiert. Die gebührenpflichtige Vermittlung potenzieller Protagonisten hat sich zu einem lukrativen Geschäft entwickelt. Inzwischen haben sich weitere - überwiegend soziale und kulturelle - Motivationen für gemeinsame Beerdigungen etabliert. Daraus entwickelte sich eine freie und kostenlose Online(mit-)sepulkralkultur.

Groß-Mitbestattung nach Oppenheimer Art.

Geschichte

Anfangs lief das Geschäft gar nicht gut.

Antike

In der Antike war eine (erzwungene) Mitbestattung vor allem bei hohen Persönlichkeiten (Pharaonen, Halbgötter o.ä.) eine übliche Methode, dem Verstorbenen sein gewohntes soziales Umfeld im Jenseits zu sichern. Einwände der noch lebenden Mitzubestattenden wurden unverzüglich mit dem Tode bestraft - ein guter Kompromiss!

Moderne

Chronisch unausgelastete Schwarzfahrer (vulgo: "Leichenwagenfahrer") auf der Suche nach einer besseren geschäftlichen Basis meldeten die freien Plätze bei Mitfahrzentralen an. Bis auf wenige Ausnahmen (Eschede, Enschede, Duisburg, Bad Reichenhall, Winnenden) gab es keine lukrativen Vermittlungen. Einige Schwarzfahrer schlossen sich zu einer Interessengemeinschaft zusammen und initiierten eine umfangreiche Marktanalyse. Als Schwachpunkt des ersten Geschäftsmodells stellte sich eine mangelnde Zielkorrelation der Kundeninteressen heraus. Sprich: Die Leichen wollten zu verschiedenen Friedhöfen gekarrt werden. Ein neuer Ansatz wurde entwickelt: Nicht das Leichenagglomerat am Ursprung versprach neuen Aufschwung in der Branche, sondern die Konzentration der Toten am Zielort, kombiniert mit der Zusammenlegung der Rituale, ist das Geschäftsmodell der Zukunft. So entstanden die Mitbestattungszentralen.

Vermittlung

Trivial formuliert wird lediglich nach Interessengemeinschaften am Beisetzungsort gesucht. In Ballungsräumen sind örtliche Büros der Mitbestattungszentralen ausreichend. In dünnbesiedelten Gebieten sind MBZ nicht wirtschaftlich; hier hat sich die Internet-basierte Vermittlung durchgesetzt. Sogar suchmaschinenähnliche Portale sind entstanden: Public Viewing, Gleichenschmaus, Erbensharing, Dicker-Digger für Übergewichtige, Ökumorbid für interreligiöse und interkulturelle Beisetzungen.

Postmortale Vermittlung

Die klassische Mitbestattungszentrale vermittelt zwischen nicht vollständig ausgelasteten Bestattungen und endlagerlosen und oft (aber nicht immer) minderbemittelten Nachkommen eines Verstorbenen.

Prämortale Vermittlung

Der zukünftige Ex-Lebende kümmert sich um seine eigene Bestattung und möchte seinen Nachkommen etwas Besonderes bescheren. Hier sind zwei grundlegend unterschiedliche Motive der zukünftig Verstorbenen für eine Mitbestattung maßgeblich:

  1. Der Protagonist wünscht sich eine möglichst harmonisch-friedliche Atmosphäre bei der Trauerfeier und Beisetzung und sucht nach potentiellen "Partnern" mit einem ähnlichen Umfeld.
  2. Der Gehässige will seinen Nachkommen eine ungemütliche Trauerfeier bescheren. Hierzu setzt er die Suchkriterien konträr zu den sozialen, religiösen und kulturellen Hintergründen seines Umfeldes. Eine gemeinsame Trauerfeier endet beinahe sicher in einem zeremoniellen Fiasko. Da jedoch nicht alle Beisetzungen dieses Typs voll in die Hose gingen, sondern gelegentlich grandiose Multi-Kulti-Partys entstanden, wurde hieraus ein weiteres Konzept für Gemeinschaftsbeisetzungen: Die ökumorbide Sepulkralkultur.

Etwas schwierig gestaltet sich die Synchronisierung prämortaler Mitbestattungs-Vermittlungen. Man beschränkt sich auf die Vermittlung passender Zufalls-Zusammenkünfte, weil eine induzierte Synchronisation mit dem Strafgesetz unvereinbar ist. Statistisch gesehen dürfte es keinen Unterschied zwischen der prä- und der postmortalen Vermittlung geben. Die Schieflage in der Verteilung geglückter Vermittlungen resultiert aus der unterschiedlich stringenten Auslegung der Vorgaben durch die Nachkommen bzw. der vorinstruierten Mitbestattungszentralen.

Telefonkette

Die unorganisierte, fast schon anarchisch anmutende Telefonkette hat ihren eigenen Charme. "Hast du 'ne Leiche?" ist der obligatorische Spruch. In Anfangszeiten dieser besonderen Partnersuche führte die Frage noch zu Verstörung. Inzwischen reicht es nur für ein gelangweiltes "Nö, heute nix da." oder - im positiven Fall - zu einem begeisterten "Ja! Mein Opa ist heute gestorben! Wo ist der Treffpunkt?".

Typische Zeremonien

Busse sind ein ökologisches Transportmittel.

Nachdem die MBZ die sterblichen verstorbenen Überreste am Beisetzungsort zusammengeführt hat, beginnt die Trauer- und Beisetzungszeremonie. Gewöhnlich kennen sich die Trauergäste der verschiedenen Trauergemeinden vorher nicht, woraus sich Abweichungen zu normalen Beisetzungsevents ergeben. Je nach Größe der Fanclubs der Verstorbenen kann eine durchschnittliche Kapelle bzw. Kirche deutlich zu klein für die Zeremonie sein. So werden kurzfristig geeignete Räumlichkeiten angemietet. Das geht von größeren Restaurants über Turnhallen bis zu ganzen Stadien.

Prämortale Vermittlung Typ 1 und Postmortale Vermittlung

Systembedingt erfordern diese beiden Vermittlungstypen eine harmonische, von der Liebe zum Leben erfüllte Zeremonie. Bei der gemeinsamen Trauer entsteht eine tiefe Verbundenheit unter den anwesenden, sich zunächst fremden Trauergästen. Häufig entwickeln sich neue Freundeskreise und treue Kunden der MBZ. Manchmal wird aus der tiefen Verbundenheit eine tiefe Umschlingung in den Seitenflügeln der Veranstaltungsorte. Diskret legt der erfahrene Mit-Bestatter vor der Trauerfeier Matratzen aus, um seine Kunden nachhaltig zu binden. In Singlekreisen werden die Informationen über geplante Mitbestattungen zu Höchstpreisen gehandelt.

Prämortale Vermittlung Typ 2

Disharmonie in Reinkultur ist hier Kern der Sache. Zur Eröffnungstirade gibt der Zeremonienmeister die hinterlassenen Lästereien der Verstorbenen zum Besten. Im Requiem folgt das kollektive Geheule der Enterbten. Die anschließende, von Trauertiraden getragene Sublimation des Wehklagens endet nicht selten in einer zünftigen Schlägerei. Bei gezielt provozierter Eskalation der Zeremonie rekrutiert die MBZ hier gleich die nächsten Kunden. Ein Single, der auf der Suche nach neuen Abenteuern hier landete, wird gewissermaßen enttäuscht.

Trauerzug

Der Trauerzug mit mehreren zusammengelegten Trauergemeinden erfordert eine ausgefeilte Logistik. Da den Frauen und Männern sonst kein Job mehr angeboten wird, werden hier gerne Duisburger Sicherheitskräfte kostengünstig angeheuert.

Beisetzung

Nur für Raucher: Feuer-Lebendmitbestattungen.

Lebendmitbestattung

Diese Beisetzung weicht in der Motivation von der klassischen Mitbestattung ab und wird von der Mehrzahl der Mitbestattungszentralen abgelehnt. Eine Lebendmitbestattung ist die temporäre Beisetzung mehrere lebender Personen in einem Grab oder einer Gruft. Eigentlich geht es nur um Gruftenkuscheln.

Massengrab

  1. Waagerecht: Der Klassiker unter den Bestattungen. Ab einer Stapelhöhe von drei Schichten dürfen nur noch Särge mit speziellen Verstärkungen und gestaffelter Rottrate verwendet werden. Ein gleichzeitiges Zusammensacken aller Schichten hat bereits zu Verlusten bei Friedhofsbesuchern und -gärtnern geführt.
  2. Senkrecht: Das spart Fläche, erfordert jedoch Geschick beim sauberen Einfädeln der Särge. Kippt einer um, ist es Essig mit platzsparender Unterbringung. Die Särge müssen sicher schließen, sonst wird es pietätlos.
  3. Gemischt: Wenn es zügig gehen muss, ist Übung in Tetris nützlich.

Feuermitbestattung

Die meisten Krematorien können bis zu zehn Leichen in angemessener Zeit verarbeiten. Bei größeren Ansammlungen tut es auch eine Müllverbrennungsanlage oder ein Hochofen.

Mitplastinierung

Bei der Mitplastinierung bekommt jeder Trauergast eine plastinierte Tanzratte als Werbegeschenk.

Damit sparen die Trauergemeinden doppelt. Die zusammengelegten Trauerfeiern sind günstiger und die Plastinierung wird vom Plastinateur finanziell selbst getragen. Es zeichnet sich jedoch ein zukünftiges Überangebot an plastinierten Leichen ab. Neben den Abnehmern im wissenschaftlichen und pseudo-wissenschaftlichen Bereich wird beim Gesetzgeber über die Freigabe für neue Märkte nachgedacht. Vergnügungsparks, Künstler, Erlebnis-Restaurants und Sexshops haben sich schon als potenzielle Abnehmer angemeldet.

Ökomitbestattung

Bei der Ökomitbestattung werden die Leichen umweltfreundlich verflüssigt, was ideal für Mitbestattungen geeignet ist. Das Verfahren zur Leichenverflüssigung ähnelt dem zum Herstellen von Maggi-Würze. Jeder beliebige Tankwagen ist für Schwarzfahrten geeignet; insbesondere Molkereien reißen sich förmlich um Transporte für Ökomitbestattungen, um die kostenintensive Desinfektion der Milchtanklaster zu sparen. Die keimtötende Wirkung von Flüssigleichen ist der der konventionellen Mittel ebenbürtig und als positiver Nebeneffekt verbessert sich der Milchgeschmack. Durch Dehydratisierung wird der Tankinhalt zu Instant-Flüssigleichen verarbeitet, von denen jeder Trauergast ein Tütchen mitnehmen darf.

This article is issued from Stupidedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. Additional terms may apply for the media files.