SSS Gorch Fock

Die SSS Gorch Fock ist das schwerbewaffnete Flaggschiff der deutschen Marine und gleichzeitig Ausbildungsschiff für angehende Offiziere. Bisher gab es drei Schiffe unter dem Namen "Gorch Fock" im Dienst verschiedener deutscher Marinen.

Die moderne SSS Gorch Fock 3 auf Feindfahrt vor Somalia.
Gut erkennbar: die schwarzen Geschützmündungen.

Die erste Fock

Durch einen abscheulichen und terroristischen Akt einer Studentenorganisation in den Weltkrieg getrieben, entwickelte sich dieser Konflikt nicht, wie von der deutschen Reichsregierung geplant. Nachdem im Oktober 1915 der Balkanfeldzug völlig in die Hose ging, wurde der Ruf nach einer schlagkräftigen und kriegsentscheidenden Marine immer lauter. Als Reaktion auf diese berechtigten Forderungen requirierte das neugegründete Marineministerium vierundsiebzig Fischkutter, die sogleich zu Schlachtschiffen umgebaut wurden. Schlagkräftigstes Schiff dieser Flotte war das damalige Vorpostenboot "Hugin". Nach den etwa einjährigen Umbau- und Renovierungsarbeiten wurde sie am 27.09.1917 unter dem Phantasienamen "Gorch Fock", als Flaggschiff der kaiserlichen Marine in Dienst gestellt.
In mehreren Kampagnen zwischen September 1917 und dem Ende des Krieges im November 1918 machten sich Schiff und Besatzung nicht verdient. Unter anderem war sie kein Bestandteil der Schlachten um Buxtehude und Arras, dem Angriff bei Messines, Unternehmen Albion und der Zwölften Isonzoschlacht. Nach Kriegsende und im Zuge der Auflösung der kaiserlichen Marine wurde sie darum im September 1919 in Stücken an den vorherigen Besitzer zurückgegeben.

Die zweite Fock

Nach der demokratischen Wahl eines gewissen Adolf Hitler, einem österreichischen Maler, Autor und Geschichtsfanatiker zum Reichskanzler, erfuhr die deutsche Militärmaschinerie eine wahre Renaissance. Teil dieser Wiederaufrüstung war die Beschaffung mehrerer Segelkampfschiffe. Eines dieser Schiffe war die sowjetische Bark "Towarischtsch". Ursprünglich als Teil der russischen Reparationszahlungen an Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg zum Aufbau einer Handelsflotte gedacht, wurde sie auf Befehl des Reichswehrministers zu einem Segelkampfschiff umgebaut. Unter neuer Flagge hatte sie nach dieser Modernisierungsmaßnahme Platz für neun Offiziere, 56 Unteroffiziere und Mannschaften sowie 198 Seekadetten, die als Boarding-Crew eingesetzt wurden. Entsprechend stark fiel ihre Bewaffnung aus. Sie umfasste:

  • Neun Offizierssäbel
  • 56 Gewehre K-98
  • 198 Entermesser
  • Acht 38-cm-Geschütze, je zwei Doppeltürmen vorn und achtern
  • zwölf 15-cm-Geschütze in sechs Zwillingstürmen (drei an jeder Seite)
  • insgesamt 16 Flugabwehr-Kanonen Kaliber 10,5 cm, 3,7 cm und 2 cm.

Zudem verfügte sie nach einem Umbau im Jahre 1940 über zwei Torpedorohrsätze. Dieser Umbau war nötig, da die kriegsausbruchsbedingte Zunahme feindlicher U-Boote eine erhöhte Unterwasserwaffenkapazität verlangte. Genau diese Waffe sollte dem Schiff jedoch zu trauriger Berühmtheit verhelfen.
Nachdem die Gorch Fock 2 sich in mehreren Seeschlachten des Zweiten Weltkrieges schwer verdient gemacht hatte, war sie Teil der Operation "Unternehmen Rheinübung". Sie sollte sich dem von der Bismarck angeführten Kampfverband anschließen. Aufgrund einer Verwechslung mit dem britischen Schlachtschiff Hood ließ der Kommandant allerdings eine Torpedosalve auf die Bismarck abschießen, welche die Ruderanlage dieses bekanntesten aller deutschen Schlachtschiffe gründlich zerstörte. Sofort wurde der Kommandant abgelöst, das Schiff in den Heimathafen zurückbeordert. Sie verblieb bis zum Kriegsende 1945 im Kieler Hafenbecken. Nach Kriegsende wurde sie von einem betrunkenen, russischen Kapitän zurückgefordert, der darin sein lang vermisstes Handelsschiff Towarischtsch erkannte.

Die dritte Fock

Der versenkte Bierschmuggler A. v. Humboldt, Archivphoto

Mit der Gründung der Bundeswehr im Jahr 1954 entstand ein erneuter Bedarf schlagkräftiger Seestreitkräfte und zugehöriger Ausbildungseinheiten. Aufgrund der Auflagen der Besatzungsmächte durfte man nun rückständige Technologien nutzen, warum man sich alter Traditionen entsann. Am 24. Februar 1958 wurde mit dem Bau eines neuen Segelkampfschiffes begonnen, welches am 17. Dezember 1958 unter der nunmehr als Traditionsnamen gültigen Bezeichnung "Gorch Fock" in Dienst gestellt wurde. Da der Kampfzweck des Schiffes nicht sofort von den alliierten Truppen erkannt werden sollte, bekam es die Typenbezeichnung "SSS" für Segelschufschiff.
Zwischen 1958 und 1991 hauptsächlich im Nebenzweck der Offizierausbildung eingesetzt, fand sie während der Operation Südflanke, zusammen mit mehreren Zerstörern, Fregatten, Hilfsschiffen und einigen Flugzeugen erstmals Einsatz als Flaggschiff in einer Krisenregion. Aufgrund des Erfolges der Mission und dem damit erworbenen, weltweiten Ansehen wurde die Gorch Fock 3 nun als Kriegsschiff anerkannt. Um dem neuen Auftrag gerecht zu werden, wurde die Gorch Fock 3 im Rahmen einer umfassenden Bewaffnung während einer fast 2-jährigen Umbauphase zwischen 1998 und 2000 neu bewaffnet. Sie verfügt derzeit über

  • 100 Geschütze Kaliber 40 mm, in zwei Anordnungen von jeweils 50 auf steuerbord- und backbord Seite,
  • ein schwenkbarer Torpedowerfer mit zwei Rohren, mittschiffs,
  • eine MLG-27-Maschinenkanone zur Flugabwehr auf dem Achterdeck,
  • sechs mobile, schwere Maschinengewehre MG-4 für Nahkampf und Flugabwehr sowie
  • einen Radarstörsender am hinteren Mast.

Dies befähigte den Kampfsegler, an weiteren Einsätzen in Krisen- und Kriegsgebieten wie zum Beispiel den Operationen Southern Cross (1994) und SHARP GUARD (1996), seit 2001 OEF und Atalanta und seit 2007 bei UNIFIL teilzunehmen. Während diesen Einsätzen verdiente Meriten beinhalten unter anderem die Versenkung des Bierschmugglers Alexander von Humboldt.
In den Fokus der öffentlichen Kritik geraten, liegt die Gorch Fock 3 seit Anfang 2011 aufgrund mehrerer missglückter Extremsportbetätigungen angetäut im Kieler Marinehafen. Sie soll voraussichtlich 2013 wieder als Ausbildungs- und Kriegssegler eingesetzt werden.

Die Trockenfock

Takelagentraining auf der Trockenfock

Durch mehrere missglückte Bungee- und Basejumpversuche in Verruf geraten, wurde die Gorch Fock 3 im Anfang 2011 außer Fahrt genommen. Da dieser Zustand weder für die Landesverteidigung noch die Offiziersausbildung unhaltbar war, wurde eine neue, landgestützte Variante gebaut. Diese befindet sich derzeit in Flensburg auf dem Gelände der Marineschule Mürwik. Sie ist ausgestattet mit einem Haupttrainingsmast (Höhe: 37 Meter) und mehreren Nebentrainingsmasten (12-24 Meter hoch). Bewaffnet ist diese landgestützte Seeeinheit mit einer Pistole P1, zwei Vierkanthölzern und den 12 obligatorischen und traditionellen Entersäbeln für die Boarding-Mannschaften.
Laut Aussage des Flottenkommandos soll die von den Kadetten spöttisch "Trockenfick" genannte Landvariante nicht für Bungee- und Basejumpversuche nutzbar sein. In der Indienststellungsrede begründete der Flottenchef dies wie folgt:

Dieses landgestützte Trainingsgerät kann, im Gegensatz zu den bisherigen, seetauglichen Versionen, nicht als Sprungpunkt genutzt werden. Dies begründet sich schon auf der Tatsache, dass weder Bungeeseile noch Fallschirme als Ausrüstungsbestandteile vorhanden sind. Damit ist dem beabsichtigten sowie dem unbeabsichtigten Wunsch nach dem Sprung in den Tod aus dienstlicher Sicht ausreichend vorgebeugt.


Seit der Indienststellung wurden über 100 neue Offiziersanwärter an diesem Gerät ohne nennenswerte Zwischenfälle ausgebildet. Sie findet regen Anklang bei den Seekadetten und Rekruten. Vor allem der nicht vorhandene Seegang und die ausbleibenden Wellen sorgen für ein angenehmeres Ausbildungsklima. Auch sind seit der Ausbildung am Landgerät die Bewerbungen von Nichtschwimmern gestiegen, so eine hohe Quelle im BMVg. Dies sei aber nicht beunruhigend, da die Offiziere ja auch nicht im Wasser, sondern an Bord von Schiffen dienen sollen.

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