Spiegelwelten:Juan Santos

Als Juan Santos geboren wurde, lag seine Mutter praktischerweise beim Gynäkologen auf dem Behandlungsstuhl. Es sollte die letzte Routineuntersuchung vor der Geburt des kleinen Juan sein.

Just als der Gynäkologe zwischen Señora Santos Beinen verschwand und voll ins Brötchen guckte, platzte die Fruchtblase. Dem Gynäkologen wusste gar nicht, wie ihm geschah, als im die körperwarme Flut ins Gesicht schwappte.

Nun hatte es der kleine Juan aber eilig und der Gynäkologe somit keine Zeit, sich sauber zu machen. Schnell holte er das Baby ans Tageslicht und führte die Erstuntersuchung durch. Die Sprechstundenhilfe grinste die ganze Zeit.

Juans Eltern waren an der Universität von Punto Grande tätig. Seine Mutter unterrichtete Kernphysik und sein Vater Astronomie. Schon früh beeinflussten die Berufe seiner Eltern den kleinen Juan. Während seine Mitschüler in der Grundschule auf dem Klettergerüst herumturnten, las er Bücher über das Weltall oder führte kleinere wissenschaftliche Experimente durch. Dafür bediente er sich an der Besenkammer des Hausmeisters. Bei einem Versuch mit Salpeter hätte Juan beinahe drei Kinder auf dem Schulhof getötet. Sie kamen jedoch mit einem Schrecken davon.

Zum zehnten Geburtstag bekam Juan Santos seinen ersten Chemiebaukasten. Es sollten fünf Stunden vergehen, bis zum ersten Mal Männer der State-Security bei Familie Santos an der Tür klopften. Hatte der kleine Racker doch einen Sprengsatz gebaut und damit einen Brückenpfeiler beschädigt, so dass das Amt für Statik die Brücke sperren musste.

In der Schule, allen voran in den naturwissenschaftlichen Fächern, schrieb Juan Santos stets gute Noten. Er übersprang die siebte und elfte Klasse und begann das Studium der Astronomie, an der Universität Punto Grande. Als Student liebte er das ausschweifende Leben und lernte, bei absichtlich herbeigeführten Sumpfgas-Explosionen mit Kommilitonen, seine spätere Frau, Eliza Blanco, kennen.

Schnell brachte es Juan zur Doktorwürde und legte noch den Professor oben drauf. Nach seiner Unizeit bekam er eine Anstellung als Assistent im Planungsstab der ÄQSA. Vier Jahre später hatte er sich zum Chef der Raumfahrtagentur hochgearbeitet.

Juan Santos verfolgt bei der ÄQSA einen Kurs des schnellen Fortschritts. Er stellte 450 neue Wissenschaftler ein und ließ den Weltraumbahnhof ausbauen. Einen Großteil des Budgets stellt er für die geplante Mondlandung zur Verfügung.

Als ÄQSA-Chef zeichnete Santos dafür verantwortlich, dass am 9. Januar 2017 eine äquadorianische Raumsonde einen Orbit um den Mond Aurora einschlug.

• Juan Santos hat Angst davor, selbst in den Weltraum zu fliegen.
• Sein Sohn, Juan Santos Júnior, hat mit dem Weltraum nichts an der Kappe und studiert Höhlenforschung.