Spiegelwelten:UM-Spiel 2014 Afrika vs. Schwedien (Viertelfinale)

Schon fünf Stunden vor Spielbeginn ist ca. ein Viertel der Zuschauer im Stadion.

Vor Spielbeginn

Test, Test. 1-2-3. Könnt ihr mich hören? Test, Test. So, dann starten wir das Ganze mal. Herzlich wilkommen hier im Gordon-I.-Gedächtnisstadion in Ugubangowangohousen D.C., dem pulsierenden Herz des wunderschönen Afrika! Die rudimentäre Infrastruktur des Landes hat die Anreise der Gäste um einige Tage verzögert, aber heute ist es endlich soweit! Schon seit Stunden fiebern hier Massen dem kommenden Universumsfußballmeisterschaftsviertelfinale Afrika gegen Schwedien entgegen! Und – warten Sie kurz – ich rieche etwas. Bier, rohen Fisch und Fleischbällchen... Na klar, die schwedische Mannschaft, die in einem Bus der Marke Bildäck eingetroffen ist, läuft nun ins Stadion ein. Einem frohen Fußballfest steht nichts mehr im Wege! Naja, außer vielleicht Erik Olafson, 251 kg schwerer Verteidiger aus Schwedien, der versperrt den Afrikanern nämlich gerade den Weg zum Spielfeld und stopft sich durch den – zugegebenerweise recht engen – Tunnel, der zum Feld führt. Das ist übrigens auch der einzige Ein- und Ausgang in diesem Stadion, weshalb die ersten Zuschauer schon vor vielen Stunden gekommen sind. Hoffen wir, dass wir hier heute ausnahmsweise keine Massenpanik erleben – die Chancen dafür stehen aber äußerst gut, denn überall auf den Zuschauerrängen sind volksrepublikanische Soldaten postiert, die schon bei ersten eventuellen Anzeichen einen konsequenten Schießbefehl haben.

Olafson ist immer noch nicht durch… Wir haben also noch etwas Zeit, um über die Statistiken zu philosophieren. Also, beide Mannschaften haben sich bis dato nicht sehr quälen müssen in diesem Turnier, es steht vermutlich heute die erste Zerreißprobe für beide Teams an. Afrika mit den beinharten Soldaten und Schwedien mit ebenso barbarischen – nunja – Barbaren. Ich freu mich drauf! Gerade die Vorstellung der Afrikaner dürfte spannend werden, immerhin ist dies heute erst das zweite Länderspiel einer afrikanischen Mannschaft überhaupt und das erste seit 1971.

Und wen erspähe ich da aus der Ferne? Ja, tatsächlich, er ist es! Zlatan I. von Schwedien, eine lebende Legende, meine werten Freunde. Zwei Meter groß, Muckis wie Tim von Dürscheid, eine Kämpfernatur. Junge, Junge, wenn der heute aufgeigt, möchte ich nicht da unten stehen. Und daneben, im Rollstuhl, gleich der afrikanische Topstar Bijan Luederitz. Das kann ja spannend werden! Und wenn ich mich nicht täusche, sind auch die letzten Spieler nun am Feld. In diesem Sinne: Lasset die Spiele beginnen!

1. Halbzeit

Zlatan und Eriksson am Anstoßkreis. Das Spiel beginnt! Pass zurück zu Zlatan. Und der, der schießt! Der Ball segelt über die verdutzten Afrikaner und landet... IM TOR! Brat mir einen Storch! Vier Sekunden gespielt und Schwedien führt! 1:0! Zlatan! Huch, das ging aber schnell!

Ruhe da hinten!

Können die Afrikaner das so rapide verdauen? Sind ihnen überhaupt die Spielregeln bekannt, was 1971 ja berühmterweise nicht der Fall war? Irgendwie bezweifle ich das, da sie ja ohne erkennbaren Grund nur zu acht auf dem Feld stehen… Das Spiel läuft bereits wieder. Im schwedischen Block brennen erste Sitzgarnituren. Félix Édoussa Is Best Leader mit der Kugel. Auch er probiert den Weitschuss und... TRIFFT! EIN FLUGZEUG! Ach, unschöne Szenen jetzt. Ein Getriebe wurde getroffen und das ganze Ding stürzt aufs Spielfeld. Direkt auf Zlatan! Ein riesiger Haufen Schrott begräbt den schwedischen Star unter sich. Unruhe auf den Rängen, einzelne Schüsse fallen, der ein oder andere Zuschauer geht blutüberstömt zu Boden, aber insgesamt hält die Stimmung, die afrikanische Ordnungsstrategie scheint aufzugehen.

Für Zlatan sieht es nicht gut aus, Schiedsrichter Pawlowski denkt aber nicht an Abbruch. Angeblich stünde nirgends in den Regeln, dass bei Flugzeugabsturz Spielabbruch die logische Folge sei. Na, wenn er meint. Die Schwedier stehen jedenfalls um das Flugzeug herum, helfen den Abgestürzten und wollen ihren Superstar bergen. Ist das schon zu spät? Verliert Schwedien seinen größten Sohn? Die Afrikaner hingegen in der Vorwärtsbewegung, kein Tormann im Tor. Neyla Maputo muss nur noch schießen. Doch was ist das? Das Flugzeug scheint sich zu drehen, und da krabbelt Zlatan hervor! Jubel auf den Tribünen! Aber was macht er jetzt? Er schleudert doch tatsächlich das Wrack vors Tor! Und blockt somit Neylas Schuss! Wahnsinn! Die Menge tobt!

So, turbulente erste Minuten hier. Mit sowas habe ich nicht gerechnet! Wieder die Wikinger mit dem Ball. Eriksson zu Olafson, der zu Blomquist. Pippi Langstrumpf auf Rechts ist frei! Die hohe Flanke. Petterson auf Zlatan und der haut den Ball knapp neben die Stange. Langsam beruhigt sich hier alles wieder. Afrikas Spieler jetzt im Vormarsch. Akono Maputo auf Millie Lusaka, schönes Dribbling von der ehemaligen Flüchtlingsfrau. Afrika überraschend professionell und regelkonform bislang. Luederitz jetzt mit dem Matchball, behände navigiert er seinen Rollstuhl um Erikkson und lässt ihn hinter sich. Und... auweia!... wird brutal umgekippt von Thomasson. Schiedsrichter will keine Absicht gesehen haben, aber da spritzt das Blut nur so! Grummeln auf den Rängen, die afrikanischen Ordner reagieren, nochmals ein paar Tote… Der Mannschaftsschamane läuft jetzt ins Feld und spüht vorsichtshalber mal eine ganze Dose Kühlspray auf das verletzte Zahnfleisch. Luederitz hat aber genug davon, rafft sich auf, spuckt mal kräftig und macht weiter. So gehört sich das! Bravo!

Schiedsrichter Pawlowski kann über das bisschen Blut nur lachen.

Ball beim Torhüter Andreasson. Langer Abstoß auf Zlatan. Der nimmt sich den Ball locker mit der Brust an und macht einen sauberen Fallrückzieher. BÄM! Der hat die Latte berührt. Kabumm! Eine Riesendelle jetzt im Tor, aber das fällt bei den ohnehin schon ramponierten afrikanischen Toren nicht auf. Weiterhin 0:1. Einen klaren Sieger will ich noch nicht herausfiltern! Nunja, mit Ausnahme der Zuseher, die von solch einem Traumspiel nur profitieren können! We Love Félix Édoussa auf der Seite jetzt, tankt sich sauber durch. Nur noch ein Spieler vor ihm, aber da wird er rüde gestoppt. Ein Wikinger versenkt sein Trinkhorn im Auge des Afrikaners. Aua! Schiedsrichter Pawlowski lässt erneut weiterspielen, ich fasse es nicht! Erste Tumulte auf der Nordtribüne. Vuvuzelas fliegen aufs Spielfeld! Wieder ein paar Schüsse, langsam beruhigt sich die Lage.

Nun ist aber Schwedien im Vorwärtsgang, van der Stock kommt da stark hustend und keuchend nicht mehr hinterher. Afrika scheint keinen Torwart zu besitzen, Glorious Leader Félix Édoussa stellt sich aber heldenhaft dem wie eine Lawine anrauschenden Stefan Löfven entgegen – aber was ist das! Olafson rammt ihn brutal von der Seite, bevor es überhaupt zum Ballkontakt kommt! Der hühnenhafte Afrikaner fällt nicht, wackelt nur, aber es ist genug für Löfven, um ihn zu umgehen und das 0:2 zu erzielen! Das Publikum tobt auf beiden Seiten, diesmal jedoch kein Feuer, ein Soldat scheint eine Handgranate auf das Spielfeld zu werfen, die jedoch ohne größere Folgen am Seitenrand explodiert. Pawlowski gibt weiterhin kein Foul, das Spiel läuft weiter, es geht hin und her, insgesamt dominiert Schwedien nun aber deutlich – der Unterschied zwischen elf muskelbepackten Wikingern und acht Afrikanern, von denen zwei Frauen, einer Rollstuhlfahrer und einer über 50 ist und nicht ganz gesund zu sein scheint. Zum Glück habe ich extra für diese Reise alle Impfungen auffrischen lassen!

Wir gehen jetzt in die Halbzeit, auf schwedischer Seite herrscht Feierstimmung, die Tribüne wackelt bedenklich unter dem Gewicht von tausenden massigen Schwediern, die im Takt zu „Hey, Pippi Langstrumpf“ auf und ab hüpfen. Auf afrikanischer Seite große Unzufriedenheit über dieses 0:2, ich sehe jetzt auch einige Handgreiflichkeiten auf den Rängen – die Soldaten reden aufgeregt miteinander, scheinen jetzt aber, wie schon seit einiger Zeit, nicht mehr auf das Publikum zu schießen… Ich schaue gerade nach unten und sehe einige Risse im Boden, die vorhin noch nicht dagewesen zu sein schienen… ob das von Flugzeugabsturz und Schwedentänzen kommt? Ich drücke uns mal fest die Daumen und gebe ab in die Werbepause!

2. Halbzeit

Das Spiel ist noch nicht wieder angepfiffen, aber er haben sich hier in der Pause interessante Szenen an der Seitenlinie abgespielt. Ein Mann, der seiner prunkvollen Kleidung nach offenbar zur herzöglichen Familie gehört, hat ein kurzes, aber intensives Gespräch mit dem Schiedsrichter geführt und ihm im Anschluss einen großen und augenscheinlich sehr schweren Aktenkoffer übergeben.

Die Mannschaften lockern sich bereits am Spielfeldrand und warten auf den Spielbeginn – aber was ist das?! Dutzende, nein hunderte Soldaten betreten im Gleichschritt das Spielfeld, den Uniformen nach zu urteilen aus der Volksrepublik, sie halten direkt auf die Schwedier zu und umstellen diese – und jetzt der Anpfiff durch Pawlowski?!

Millie Lusaka hält nun mit dem Ball aufs schwedische Tor zu und gibt ab an van der Stock, der mühelos das 1:2 erzielt. Die schwedischen Spieler wissen gar nicht, wie ihnen geschieht, während die Afrikaner ohne Anstoß den Ball immer wieder über die Torlinie schieben und wieder herausholen – es gibt hier zwar keine funktionierende Anzeigentafel, aber der afrikanische Stadionsprecher sagt jetzt beinahe im Sekundentakt die neuen Spielstände durch: 5:2, 6:2… der Schiedsrichter gibt jedes Mal den Treffer!

Die Afrikaner wechseln sich direkt vor dem Tor stehend ab, immerhin benutzen sie diesmal ihre Füße – außer Luederitz, der seine Räder verwendet – trotzdem, das anfangs so schöne Spiel scheint sich jetzt zu einer handfesten Affäre mit Unsportlichkeiten und Bestechung zu entwickeln… 11:2, 12:2… sind die afrikanischen Regierungen etwa der Meinung, sich eine Niederlage nicht leisten zu können?! 15:2 inzwischen!

Im Stadiontunnel machen sich herzögliche Soldaten bereit.

Nun gibt es auch Probleme mit der Stimmung. Die afrikanischen Fans tanzen und jubeln auf den Tribünen, als gäbe es kein Morgen mehr… die schwedischen Spieler haben festgestellt, dass die sie umstellenden Soldaten keine Schusswaffen tragen, und beginnen nun eine handfeste Prügelei mit ihnen… die schwedischen Zuschauer, die schon zuvor kräftig randaliert haben, drehen angestachelt von diesen Bildern völlig durch… 26:2!

Die im Publikum postierten Soldaten, die zu Beginn des Spiels so vorbildlich für Ordnung gesorgt haben, hätten schon längst eingreifen und das Feuer auf die Menge eröffnen müssen, ich verstehe das nicht! Moment… 30:2 übrigens… ich höre gerade die Information, dass die aus der Volksrepublik stammenden Soldaten aus Gründen der Mangelwirtschaft nur mit maximal zwei Kugeln pro Person ausgestattet waren! Versuche, die Kugeln aus den getroffenen Zuschauen zurückzugewinnen, kann man angesichts des sich hier entfaltenden Chaos wohl auch vergessen… 36:2… Die Schwedier haben sich schon bald wieder befreit, die unterernährten KVA-Kämpfer, bei denen das Geld noch nicht mal mehr für Gewehre gereicht hat, fallen massenweise den massigen Wikingern zum Opfer. Große Brände im schwedischen Fanblock. Jetzt scheinen Soldaten des Herzogtums das Stadion stürmen zu wollen, ich höre erste Schüsse und Explosionen – doch was ist das?! Durch die Detonationen im Tunnel stürzt dieser ein, ebenso Teile der Tribüne über ihm! Oh Gott! Offenbar sind wir jetzt alle in diesem Hexenkessel eingeschlossen! Das nimmt kein gutes Ende, fürchte ich! 44:2!

Auf den Rängen herrscht inzwischen eine Mischung aus Loveparade und Dresden '45, es ist unbeschreiblich laut, das ganze Stadion wackelt, erste Teile stürzen vom Dach hinab, die Risse unter mir im Boden vergrößern sich jetzt immer schneller, oh jemineh… doch was ist das?! Die Schwedier haben sich beim Stand von 49:2 befreit und schnappen sich jetzt den Ball, nicht ohne dass Bertson Luederitz noch mal kräftig mitten ins Gesicht schlägt! Zlatan dribbelt nun elegant um das Flugzeugwrack und die in steigender Frequenz auf dem Spielfeld aufschlagenden Gebäudeteile herum und locht das Ding ein! 49:3! Diese neuerliche Wendung gibt dem Publikum nun endgültig den Rest… Ekstase, Panik, Chaos und Gewalt überall um mich herum, ich verstehe kaum noch mein eigenes Wort, sehe aber noch das 49:4, nun…

[Der Lärm steigert sich ins Ohrenbetäubende, dann erklingt über allem ein tiefes Knarzen, das in ein noch lauteres Dröhnen übergeht, als das Stadion einstürzt. Staub und Rauch machen die Hand vor Augen unsichtbar. Poltern, Splittern, Schreie und Explosionen erfüllen die Luft, dann wird es langsam wieder ruhiger. Nach ein paar Minuten hört man ein Husten, dann meldet Iggy sich wieder zu Wort.]

Außenkamera

Ja, meine Damen und Herren, hier bin ich wieder! So etwas habe ich in meiner Laufbahn auch noch nicht erlebt, kann Ihnen aber Entwarnung geben: Abgesehen von dem Staub hier in der Luft [hustet kräftig], der sich nun langsam wieder legt, habe ich den Einsturz gerade soweit unverletzt überstanden. Zuerst habe ich mich ja beschwert, dass über der Reporterkabine nur so ein läppisches Wellblechdach war, aber das hat mir jetzt das Leben gerettet! Der unter mir wegsackende Boden war auch nicht so schlimm, ich bin hier auf einigen sehr netten Zuschauern gelandet – wollen Sie mal was in die Kamera sagen? Oder sind Sie etwa tot? Ups.

Naja, egal, ich kann jetzt langsam wieder das Spielfeld ausmachen, und wie durch ein Wunder ist die Mitte weitgehend von Trümmerteilen verschont geblieben – alle Spieler sehen etwas benommen, aber soweit wohlbehalten aus. Das ist doch mal eine frohe Nachricht: Wenn hier schon der Großteil der Zuschauer draufgegangen ist, so können wir uns doch wenigstens weiterhin an den Fußballkünsten der wirklich wichtigen Akteure auf dem Platz erfreuen! Und da, hier direkt neben mir, läuft auch Schiedsrichter Pawlowski, der in offenbar großer Eile seinen schweren Koffer über die Trümmer schleppt.

Herr Pawlowski, der letzte Stand war 49:4, ist das Spiel jetzt etwa beendet?

Pawlowski: Äh, ach so, ja, genau. [pfeift ab und eilt dann weiter]

Iggy: Nun, Sie haben's gehört, das war's, meine Damen und Herren! Das Viertelfinalspiel Afrika gegen Schwedien endet mit einem Schlussstand von 49:4 und einigen Zehntausend Toten!

Und mit diesen spektakulären Bildern geben wir zurück in die angeschlossenen Funkhäuser!

Zusammenfassung

Équipe Abominable
(Afrika)
Viertelfinalspiel der UM 2014 Schwedien Fotboll Klubb
(Schwedien)
27. November 2014, Gordon-I.-Gedächtnisstadion (Ugubangowangohousen)

Zuschauer: zuerst mindestens 125.000, bei Abpfiff etwa 37.500
Schiedsrichter: Piotr Pawlowski

1:2 Antonio van der Stock (45.)

...
49:2 Bijan Luederitz (67.)

0:1 Zlatan I. (1.)

0:2 Stefan Löfven (33.)
49:3 Zlatan I. (68.)
49:4 Zlatan I. (69.)

Beste Spieler:
Millie Lusaka
Beste Spieler:
Zlatan I., wer sonst?
keine Karten keine Karten
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