Spiegelwelten:Équipe Abominable
Équipe Abominable ist der Name der Fußballnationalmannschaft des Herzogtums Afrika oder Gesamtafrikas, da ist man sich nicht so einig. Da die Mannschaft keinen offiziellen Status besitzt und in ihrer Geschichte nur zweimal für kurze Zeit existierte, lassen sich dazu auch keine klaren Aussagen treffen.
Mannschaft 1971
Im Jahre 1971 ging das damals noch vereinte Herzogtum Afrika mal wieder durch eine besonders schlimme Hungersnot. Um das verhungernde Volk von der Rebellion abzuhalten und den patriotischen Geist des Landes zu beleben, gründete der unbeliebte Herzog Lord Gordon II. eine Fußballnationalmannschaft für das Herzogtum. Im September desselben Jahres fand das erste Freundschaftsspiel gegen England statt. Da den Spielern von den Spielregeln jedoch nur der Teil "Der Ball muss möglichst oft ins gegnerische Tor" bekannt war, herrschte zunächst große Verwirrung, sodass England aufgrund permanenter Foulelfmeter innerhalb weniger Minuten 0:8 in Führung ging. Voller Unverständnis einigte sich die afrikanische Mannschaft schnell auf die Taktik, die gegnerischen Spieler zusammenzuschlagen und den Ball per Hand ins Tor der Engländer zu tragen. Nach kurzer Zeit wurde auch der Schiedsrichter krankenhausreif geprügelt, sodass das Spiel bis zur 25. Spielminute weiterlief, als die mitgereiste englische Polizei mit einer Hundertschaft das Spielfeld stürmte und die afrikanischen Spieler vom Platz zerrte. Zu diesem Zeitpunkt stand es 47:8 für das Herzogtum. Obwohl das Spiel noch am gleichen Tag annuliert wurde, gilt es den Afrikanern bis heute als absolute Sternstunde und eines der ruhmreichsten Ereignisse der nationalen Geschichte. Der Name "Équipe Abominable" etablierte sich schnell nach diesem Spiel.
Ein für zwei Wochen später angekündigtes Spiel gegen die Schweiz fand nie statt, da diese nach den vorhergegangenen Geschehnissen ankündigte, die Afrikaner "noch härter verprügeln" zu wollen. Innerhalb eines knappen Monats war der Trainer an Cholera verstorben, drei Spieler von Wanderameisen gefressen worden sowie vier weitere zu lokalen Warlords aufgestiegen, sodass sich das Projekt einer herzöglichen Nationalmannschaft wieder im Sande verlief. Genauere Informationen zu den Spielern existieren nicht mehr, da sämtliche Unterlagen und Zeitzeugen durch Bürgerkriege vernichtet wurden.
Mannschaft 2014
Michael Korupta (Tourismusminister und PR-Beauftragter des Herzogtums, stellvertretender Graf und Landminenminister von Zentralafrika sowie Schwager von Herzog Lord Gordon III.), auf den auch die gemeinsame Bewerbung beider afrikanischer Staaten um die UM 2012 zurückging, beschloss im August 2014, als er durch den herzöglichen Fernseher (den einzigen des Landes) von der anstehenden UM 2014 erfuhr, in Anknüpfung an die guten alten Zeiten eine gesamtafrikanische Mannschaft anzumelden.
Leider verstarb er jedoch wenige Tage später beim traditionellen Kannibalen-Wettessen in Leopard City, ohne dass jemand von dieser Tatsache erfahren hätte. So war die Überraschung groß, als am 12. November das Organisationskomittee in Ugubangowangohousen D.C. und Saint Onoria anrief und erklärte, aufgrund der Absage des Ackermann-Imperiums stünde Afrika nun kampflos im Viertelfinale.
Diese Nachricht vom erneuten Fußballtriumph verbreitete sich wie ein Lauffeuer durch Afrika und führte zu landesweiten, tagelangen Freudenfeiern, die mit nur wenigen Tausend Toten ausgesprochen friedlich verliefen. Inspiriert von diesem Erfolg beschloss der Herzog, für das Viertelfinale, das dazu noch ein Heimspiel werden würde, eine Mannschaft aufzustellen. Aufgrund der Spontaneität des Vorhabens ergab sich eine äußerst vielfältige Truppe:
- Millie Lusaka (27) sowie Neyla (42) und Akono Maputo (45) waren Bürgerkriegsflüchtlinge, die eigentlich gerade in die Sklaverei verkauft werden sollten, als der Herzog seine Leibgarde nach möglichen Spielern fragte.
- Bijan Luederitz (34), der wohl größte Fußballspieler des Herzogtums. Spielte bei Soccer Tschikago, wo Experten ihm eine Karriere von Weltruhm voraussagten – bis er 2004 auf eine unter dem Spielfeld befindliche Mine trat, durch die er beide Beine verlor.
- Antonio van der Stock (51), eine der größten Berühmtheiten Afrikas. Der Holländer erreichte 1986 Bekanntheit, als es ihm als einzigem Menschen weltweit gelang, gleichzeitig Denguefieber, Cholera, Tuberkulose, Typhus und Vogelgrippe zu überleben. Wurde als Publikumsliebling für die Mannschaft engagiert.
- We Love Félix Édoussa, Félix Édoussa Is Best Leader und Glorious Leader Félix Édoussa (Alter unbekannt), Elitesoldaten aus der KVA. Ihre Kernkompetenz war zwar eher das "Verhören" von politischen Gefangenen als Fußball, trotzdem galten sie zumindest körperlich als die vielversprechendsten Spieler.
Ihr erstes Spiel absolvierte die neu geschaffene Équipe Abominable am 27.11. im heimischen Gordon-I.-Gedächtnisstadion in Ugubangowangohousen gegen die Mannschaft aus Schwedien. Zunächst entfaltete sich ein durchaus hochklassiges, reguläres Fußballspiel – nachdem aber die Afrikaner mit 0:2 in die Halbzeitpause gingen, kam es zu turbulenten und nicht unumstrittenen Szenen, in denen der Schiedsrichter ein spontanes Geschenk überreicht bekam und afrikanische Soldaten den schwedischen Spielaufbau behinderten. Das Spiel endete schließlich beim Stand von 49:4 mit dem Eintsurz des Stadions, bei dem ein Großteil der Zuschauer getöte wurde, die Mannschaften jedoch überlebten. Die sich an dieses Spiel anschließenden Freudenfeiern überall auf dem afrikanischen Subkontinent übertrafen die vorhergehenden um ein Vielfaches. Bürgerkriegsparteien stellten ihre Kämpfe ein und überranten gemeinsam als Partytouristen das französische Niltal; Trümmer des Stadions und Leichenteile der Toten waren als Souvenirs heißbegehrt und wurden für viel Geld teilweise bis in die Südsee verkauft.
Da die aericanische Mannschaft, die den Halbfinalgegner stellen sollte, sich pünktlich zum Dezemberanfang zum Winterschlaf in ihre Höhlen zurückzog, standen die Afrikaner ohne eine weitere Auseinandersetzung im Finale, das am 21. Dezember in Ferguson, USA, gegen die franzoséländische Équipe nationale stattfinden sollte. Aufgrund eines Ebolaverdachts wurde die Mannschaft jedoch bei der Ankunft am Flughafen festgehalten und zur Quarantäne nach Guantanamo verbracht. Über das weitere Schicksal der Spieler gibt es keine verlässlichen Informationen – Gerüchten zufolge sollen sie sich wegen des höheren Lebensstandards dort geweigert haben, Guantanamo wieder zu verlassen.
Die afrikanischen Regierungen, die zunächst von diesem Zwischenfall überrumpelt wurden, beschlossen kurzerhand, dem Volk eine leicht veränderte Version der Dinge zu präsentieren (Dies ist möglich, da die einzigen Medien in den beiden Ländern die jeweils staatlichen Zeitungen sind. Die wenigen des Lesens mächtigen Afrikaner verbreiten die darin enthaltenen Nachrichten mündlich weiter.) Der offiziellen afrikanischen Version zufolge gewann die Équipe Abominable das Finale mit 99999999:0 und ist nun für alle Zeiten Universumsmeister. Diese Lüge war so raffiniert und subtil, dass niemand auf die Idee kam, sie zu hinterfragen. Eine gigantische Welle des Jubels erfasste ganz Afrika; es folgte ein wochenlanger Ausnahmezustand, in dem die afrikanische Bevölkerung schätzungsweise um 10–15% reduziert wurde – nicht zuletzt durch einen Ereignis am 31. Dezember, als sich vor dem herzöglichen Palast über eine Million Untertanen zum Dank an ihren Herrscher selbst opferten, ein absoluter Weltrekord. Der Verlust an Menschen konnte durch die erhöhte Geburtenrate neun Monate später wieder ausgeglichen werden.