Vulgärsprache

Die Vulgärsprache ist ein beschissenes Drecksgelaber blöder Idioten, die mal lieber ihre dumme Schnauze halten sollten. Sie besteht aus einer verkackten Klaviatur diverser Schimpfwörter, vermischt mit volksnaher Grammatik, universalen Synonymen und verficktem Sprachschliff, Alter. Ihre Haupteinsatzgebiete sind im Loch, in der Gang oder bei der Alten, aber auch im Ghetto, in der Hood, auf der Pirsch und beim Herdenschlag findet sie ihren abgewandelten Einsatz.

Eine dumme Atze spricht vulgär.

Vulgärsprache ist unabhängig von der Muttersprache (Jugendsprache) erlernbar, selbst für Tittendachse und kleine Drecksspasten. Sogar miese Wänster beginnen schon damit, durch Vulgärsprache eine soziale Positionierung im Spektrum ihrer Drecksschule anzustreben, um irgendwann das Blag, das die Regenwürmer frisst, in seinem gesellschaftlichen Einfluss zu überholen. Universelle Syntagmen von klein auf sind Schwein, Wichse, schwul und doof. Alle vier können in ihrer Bedeutung für ganze Sätze und unterschiedliche Motivlagen (hungrig, traurig, schwul, doof) stehen, ficken. Grundvoraussetzung ist die verkackte Bereitschaft, sich nicht durch einmal erlangtes Niveau seine verzweifelt gesuchte Integrität durch ein falsches Rollenbewusstsein kaputt zu machen, respektive kein verwichster Streber mit Stock in seinem schrulligen Arschloch zu werden. Fragmentarische und eingestreute Bemerkungen aus der Vulgärsprache zeigen Facettenreichtum und geben manchem schüchternen und unsicheren Soziopathen ein Instrumentarium zur Herabsetzung moralischer Hemmschwellen an die Hand, besonders gegenüber Negern und Kanacken oder noch schlimmer: gegenüber Huren, kleinen, miesen Huren. Die Authentizität wird in der modernen Karrierewelt sehr geschätzt, es liegt voll im Trend, sich beim Meeting mit den Worten zu entschuldigen: „Ich bin gleich wieder da, ich muss mal scheißen“ oder seine moderne Initiativbewerbung mit den Worten zu beginnen „Na, du Lauch?“.

Syntax

Verben mit dem Gesicht auf den Bordstein legen und drauftreten

Die angewichste Scheißratte, die Vulgärsprache erlernen will, soll mal schön ihre verkackten Verben beugen. Als Form der Direktkommunikation haben dumme Mistviecher die Priorisierung der zweiten Person verdammt noch mal in ihre bekloppten Pissschädel zu kriegen, weil die persönliche Beleidigung finaliter im Sprachgebrauch zu suchen ist. Das Verb ist der syntaktische Babo, der andere Satzgliedopfer voll abzieht. Daneben haben Fragewörter oder Präpositionen einen Scheißdreck zu melden. Beispielsweise heißt „Was willst du?“ vulgärsprachlich „Willst dun?“, ohne schwules Apostroph. Die verbal verursachten Elisionen und die leichte Beugsamkeit des Homoverbs durch Anhängen eines n an das stinkende Subjekt bringen Sprachwissenschaftler immer wieder zum Auskotzen über die Mehrdeutigkeit und Erweiterungsfähigkeit der Sprache. Blöde Wichser, wer sowas behauptet, der fickt auch Kinder. Die dummen Gabbafotzen werden zerkloppt, Junge.

Das Fehlen eines jeden Partizips macht sowohl Hilfsverben als auch Tempus und Diathese unnötig. Vulgärsprache als präsentische Sprache lebt hart im Augenblick, ihre Meisterwerke sind selten für die Ewigkeit erdacht. Andererseits bringen Verben Prägnanz. Sogenannte falsche Hilfsverben wie wollen, haben oder -s können unerfahrene Sprecher leicht zugunsten nominaler Wendungen ausblenden, sodass meist nur die Endung der zweiten Person Singular -n an das Objekt gehängt übrigbleibt, also statt „Hast du ein Problem?“ nur „Problem-n?“ Für native Spucker der Vulgärsprache ist das aber Rotze, sie bevorzugen eine verbale Variante, in der für ein Hilfs- ein Vollverb stehen darf, also z.B. „-S-n?“ oder noch eleganter, obgedachtes „Willst dun?“

Miese kleine Subjekte

Huch, wie kommt denn hier rein?

Subjekte sind scheiße, nur durchgefickte Schweinepriester benutzen sie. Da Vulgärsprache ohne die angehörende Phonetik und Mimik einen Großteil ihrer Bedeutung verliert, wirken Lehrbeispiele für Aspiranten ohne Subjekte aber oft befremdlich. So bekommt „Fressen!“ für „Ich habe das Bedürfnis, etwas zu fressen“ allenfalls mit dem Ausrufezeichen seine konnotative Bedeutung, die hier zum Hauptmotiv wird. Der imperative Sprachaspekt steckt also im Verb und kann durch mitschwingenden Speichelausfluss oder wilde Drohungen mit der Faust noch verstärkt werden.

Überhaupt ist das Subjekt wegen der Priorität der zweiten Person oft Wayne. Zwei Subjekte in einem Satz sind zweifelsfrei verpönt und gelten bei vulgärsprachlichen Linguisten als schwul. Sie werden höchstens bei besonders hervorzuhebenden Pleonasmen angewandt, z.B. zur moralischen Diskreditierung von Homosexuellen: „Ey, du Homo bist du schwul“.

Beleidigungen

Beleidigungen sind die Adjektive der Vulgärsprache. Sie definieren das gemeinste im Grad der jeweiligen Verachtung und demonstrieren durch großen Variantenreichtum den bestialischen Wortschatz einer abgewichsten Spermanudel. Dabei sind Beleidigungen immer attributiv, auch wenn sie in den meisten Fällen das Subjekt ersetzen. Dumme Sau steht damit z.B. zur näheren Kennzeichnung eines Bastards und würde in copula auch mitflecktiert, also z.B. dumme Sau Bastard, dummen Sauen Bastard. Das tut aber in der Praxis keiner, noch nicht. Höchstens dumme Säue. Oder Bastarde.

Gern gesehen ist die möglichst dichte Unterbringung von Schimpfwörtern auf engen Raum. Dafür sind sonst befremdliche Komposita wie affengefickte, kotnaschende und imwochenbettliegengelassene durchaus erwünscht. Semantisch bewegt sich die Sprache dabei stets im Raum des kleinsten gemeinsamen Übels, d.h. eines Konsens auf all das Schlechte, das aus einem Menschen rauskommt, weswegen die Bedeutungen meist um Körpersekrete und -überreste, Behinderung oder Erscheinungsbilder kreisen. In abgeschwächter Form kommen auch namhafte Personen in Frage, wie Detlef, Hans oder Gerd, besonders effektiv natürlich dann, wenn ein Detlef, Hans oder Gerd anwesend ist.

Doch auch bei Beleidigungen ist ein gewisses Maß zu halten. Selbsterdachte oder ungebrauchsmäßige Injurien können leicht missverständlich oder irritierend wirken. So wird man mit Worten wie Soppel oder wilde Raupe allenfalls auf Verwunderung stoßen. War der Frechdachs Anfang des 19. Jahrhunderts noch etwas, für das man in katholischen Gegenden 20 Rosenkränze als Wiedergutmachung beten musste, haben ihn heute abfuckte Hurensöhne mit dem Filou, dem Schlawiner oder dem Birnendieb auf den Müllhaufen der tabubrüchigen Schmerzbefreitheit geworfen. Neben diesen "zu weichen" Attributen lädt Vulgärsprache natürlich auch dazu ein, ins Gegenteil zu verfallen und den charmanten Augenzwinkerhass eine Spur zu weit zu treiben. Einige trisomiekranke Missgeburten und pädophile Drecksvisagen müssen ja immer über die Strenge schlagen.

Partikel

Viele Vulgärsprachler verleihen ihren Worten durch Füllsel Ausdruck, um argumenativ zu punkten oder einen schönen metrischen Sprachbogen zu kloppen. Oftmals hängen sich Worte wie Opfa, Digga, Und so, Deinemutter bei routinierten Vulgärsprachlern so selbstverständlich und geschickt an die Sätze, dass sie im alltäglichen Sprachgebrauch auch als lautliche Kennzeichnung größerer Sinneinheiten dienen können. Ein topisches Lehrbeispiel aus Hans Gerhard Mutters, Fotzenleckende Eierfeilen, Ein Handbuch zur sprachlichen Beherrschungslosigkeit, Pissen/Leuna 2009, S. 7353 gibt diesen Fall anschaulich wider

Heute ging Michael auf den Rummelplatz. Dort kaufte er sich ein Eis, eine leckere Zuckerstange, eine Waffel und fuhr Karussell, bis er nicht mehr konnte. Dann traf er einige Freunde, unter denen auch sein großer Schwarm war.
Heute ging Michael auf den Rummelplatz Opfa Dort kaufte er sich ein Eis und so eine leckere Zuckerstange und so eine Waffel und fuhr Karussell und so bis er nicht mehr konnte Digga Dann traf er einige Freunde derlappen unter denen auch sein großer Schwarm war deine Mutter

Hurensohnregel

Eine wichtige vulgärsprachlicher Regel ist die Vermeidung selbsterfüllender Sentenzen. Die Vulgärsprache ist eine objektabhängige Sprache, die sich an Sozialisationsgrad und intellektuellem Niveau des Gegenüber erfreut. Daher haben namhafte Wichser aus dem 19. Jahrhundert im Repertorium linguae vulgae ficki ficki Fälle definiert, in denen Vulgärsprache gemessen an der sozialen Stellung des Gegenüber seine Wirkung verfehlt. Auf die sachlich-vulgäre Vokation „Du Sohn einer dreckigen Hure“ dürfte demnach zwar ein unbescholtener Bürger schockiert erblassen, allein, den Sohn einer dreckigen Hure würde es nicht treffen. Das Kind der Prostituierten würde sich vielmehr verstanden und vielleicht sogar angenommen fühlen. Das Erkennen seiner unhygienischen Familienverhältnisse könnte ihn am Ende vielleicht noch Hoffnungen machen und die destruktiven und kränkenden Aspekte der Vulgärsprache einfach ausblenden. Das nimmt dem ganzen seinen Reiz und ist zudem in seiner Hintersinnigkeit noch ganz inhuman gegenüber dem Gesprächspartner.

Noch fürchterlicher wäre es, wenn das Arschloch, das einmal eine solche Verfehlung gesendet hat, panisch mit dem Gegenteil nachsetzt und damit gesendete Hoffnungen noch verstärkt, z.B. indem er den Hurensohn einen unbescholtenen Bürger nennt. Gute vulgärsprachliche Variation mit situationeller Angemessenheit entsteht im Vorhinein, indem der Redner sich ein gewisses Scheißvokabular aneignet, dass er in der jeweiligen Situation variiert. Sollte er keine passenden Erwiderungen parat haben und weder angemessene Beleidigungen oder Partikel finden, bleibt ihm nichts weiter übrig, als ganz still zu werden und dann zur offensiven Körpersprache z.B. mit physischer Gewalt überzugehen.

Sprachstil

„Geh deine Mutta! Schick dich.“

Stilistisch dominiert das Verb die Vulgärsprache. Als schön empfinden Kenner möglichst kurze und prägnante Sätze mit möglichst vielen Verben, z.B. „Stinkst, willsten, piss dich!“ Subjekte oder Schimpfwörter können zwar auch Gefühlslagen oder Meinungsbilder transportieren, sind aber häufig nicht so umfassend in ihrer Bedeutung und spezifizieren bestimmte Spottobjekte näher: Huansohn, Deine Mutter, Arschgeburt. Besonders in imperativen und vokativen Modi lässt sich soziale Haltung und Ausgrenzung besser definieren. Dabei sichert sich der Vulgärsprachler stets ab, die sozialen Grenzen zwischen den Gesprächsniveaus exakt abgesteckt zu haben, denn durch die Prägnanz eingeworfener Phrasen, die gewöhnlich eine hässliche vulgäre Unterhaltung dominieren, muss sehr schnell eine klare Verständigung möglich sein. Besonders in Interaktion mit anderen Sprachen und Parametern sichern sich Vulgärsprachler gern durch „stehste“, „?“,„oder was?“ ab, also z.B. als Erwiderung auf die deterministische Kritik von Hugh Everetts Viele-Welten-Theorie „Dumm, oder was?“ (sic!)

Die häufig geäußerte Kritik der Allgemeingültigkeit vulgärer Definitionen und Apodiktionen ist das, was die Sprache anstrebt. Als schön gelten Phrasen, die weder eindeutig als Fragen noch als Aussagesätze identifiziert werden können. Das bekannte Lehrbeispiel zur Beobachtung einer Flatulenz dazu, „Scheißt der hier rum“ ist legendär, die schwedische Soziologin und Scheißhure Wilma Eiørkrolln prägte dafür den Begriff 'windige Semantik'.

Auslassungen und Zusammenziehungen sind schlussendlich an jeder Stelle der Vulgärsprache angebracht, besonders schön sind dialektale Verschleifungen (Weischt?, was labastu?) und solche, die möglichst viele Vokale in der Aussage unterdrücken, z.B. „Guck disch man“ als Hinweis auf temporäre oder bleibende körperliche Dissonanzen „Km dch hea“! als Wunsch zum Distanzabbau zwischen den Gesprächspartnenr für ein besseres Verständnis etc. ect.

Gesellschaftliche Akzeptanz

Vulgärspache ist schon längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen und zwar so sehr, dass sich Sprachexperten manchmal mit süßlich schmerzverzerrter Mine wünschen, Hochsprache wäre nicht nur eine Variante der Vulgärsprache ohne Beleidigungen.

Ganz genau.

Ihr natürlicher, hemmschwellensenkender Effekt formt sie besonders zum peinlichen Stimmungsmotor auf Partys, auf denen der Alkohol noch nicht eingetroffen ist. Um Konversationen über die meterhohe Schamgrenze hinweg zu führen, gehen charmante Neckereien aus der Vulgärsprache, wie „altes Haus“, „Teufelskerl“, „Schlampe“ oder „kesser Gänseschänder“ reihum in kleinen Grüppchen und wenn dann doch mal einer über die Stränge schlägt und seinen Nachbarn mit einem neckischen Schulterklopfer als Ku-Klux-Klan-Henker oder Breivik-Gutfinder bezeichnet, wird im Sinne des Gruppenkonsenses die Unsicherheit über diese Entgleisung nach einer kurzen peinlichen Stille weggelächelt.

Vulgärsprache erregt Hellhörigkeit und ist das wichtigste Medium für verkaufsorientierte Journalisten, die mit sachlichen Beschreibungen von Hans Meisers letztem Mückenstich, Nino de Angelos zwanzigster Ehe oder dem Tod von Udo Jürgens, selbst wenn er sich eine Schrotflinte in den Mund gesteckt hätte, keinen fame mehr gainen können. Längst schon sind die moralischen Stigmata abgefallen, viele Fernsehmedien blenden vulgär geäußerte Beiträge ähnlich der Gebärdensprache durch Sternchenuntertitel oder speziell codierte Pieplaute gleichberechtigt ein.

Natürlich ist diese Hellhörigkeit etwas, was dem zwischenmenschlichen Bereich dient. Wie anders könnten unsichere und schüchterne Heranwachsende intime Gespräche führen, wenn sie nicht eine gewisse herzliche Distanz, hergestellt durch eine leicht erlernbare allgemeingültige Vulgarisierung herbeiführen. Schon früh lernt der Mann im heutigen Emanzipatorium, wie verpönt und peinlich es ist, einer Frau auf direktem Wege zu sagen, dass er sich mit ihr verabreden will, ja sie gar mag, wenn er stattdessen den gewünschten Effekt durch ein genauso beherztes, aber individuelles und volksnahes „Schmier dich weg, du alte Kackomme“ erreichen kann. Die Frau lässt sich letztlich darauf ein, weil sie die Ehrlichkeit schätzt, ist sie doch eine alte Kackomme, wenn sie sich von so einem wegschmieren lässt. Vulgärsprache ist damit ein Motor durchgefickter Transparenz, weggeschissener Integrität und abgewichst emanzipatorisch, sie ist neu, ist jung, frech und alle weiteren Adjektive, die man mit einem Textmarker aus dem NEO-Magazin rausstreichen kann. Die dumme Drecksau, die das nicht versteht, kann einem leidtun, wenn sie wieder mal mit nüchternem Sprachstil und feingeschliffener Eloquenz, vermutlich noch Fachterminologie im provinziellen Umfeld seiner ehemaligen Dorfgemeinde auf fragende Gesichter trifft.

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