Dieser Artikel erfordert mehr Erfahrung im Umgang mit Linux und ist daher nur für fortgeschrittene Benutzer gedacht.
Dieser Artikel behandelt das Testing einer Ubuntu-Entwicklungversion und baut auf dem Artikel Entwicklungsversion auf. Dort findet man auch anderes Wissenswertes und Hintergrundinformationen.
Ubuntu ist eine Linux-Distribution, die öffentlich entwickelt wird. Das heißt, dass sich jeder Anwender eine „Entwicklungsversion“ genannte Ubuntu-Version herunterladen, installieren und an der Entwicklung teilhaben kann; sei es durch das Einbringen eigener Änderungen und Ergänzungen oder durch das Melden von Fehlern.
Diese Entwicklungsversionen lassen sich wie jede andere Ubuntu-Version installieren. Man sollte jedoch nicht unbedarft oder unbeabsichtigt ein Betriebssystem installieren, das sich gerade in der Entwicklung befindet.
Hintergrund: Ubuntu-Versionen erhalten immer einen Spitznamen (Fachbegriff: Codename). Dies hat bei Ubuntu Tradition und passiert seit der ersten Version 4.10 (siehe Steckbriefe der Ubuntu-Versionen). Dementsprechend erhält auch die Entwicklungsversion (englisch: „Development Release“) immer einen Spitznamen, der üblicherweise auch als Kosename für die endgültige Version übernommen wird.
Jeder Anwender, der Spaß an „Baustellen“ hat sowie etwas Erfahrung mit Linux besitzt, kann sich eine Entwicklungsversion (am besten parallel zu einer stabilen Ubuntu-Version) installieren.
Eine Entwicklungsversion ist selten fehlerfrei und stabil. Daher werden Fehler und Probleme auftreten, und man wird unter Umständen kein funktionierendes System haben. Als Einsteiger sollte man die Finger von Entwicklungsversionen lassen!
Immer wieder tauchen Fragen zum Upgrade bzw. zur Installation auf. Grundsätzlich kann man sich eine Entwicklungsversion genauso installieren wie eine fertige Ubuntu-Version. Alternativ lässt sich auch von einer stabilen auf eine nachfolgende Version aktualisieren.
Die Installation von einem Bootmedium wie CD/DVD oder USB-Stick ist eine der Möglichkeiten, an eine neue Ubuntuversion zu kommen. Dies bietet sich an, wenn seitens der Entwickler zu bestimmten Zeitpunkten entsprechende Medien bereitgestellt werden (Alpha-, Betaversionen). Näheres dazu findet man im Abschnitt Entwicklungszyklus des Entwicklungsversionartikels. Hauptziel dieser Snapshots ist die Überprüfung der Installationsroutine.
Möchte man nicht neu installieren, sondern nur aktualisieren, so bieten sich nachfolgend die drei Möglichkeiten des Upgrades an:
Man führt im Terminal [1] oder über Alt + F2 folgenden Befehl aus:
update-manager -d
(-d
steht dabei für „development release“)
Vorteil: Der Update-Manager führt u.U. zusätzliche Aktionen aus, wie das Neuinstallieren des Metapaketes ubuntu-desktop, das Hinzufügen des Standard-Benutzers zu neuen Gruppen, Übergänge und Aufräumarbeiten, die mit apt-get schwer zu machen sind.
Nachteil: Die Logik des Updatemanagers ist möglicherweise noch nicht vollständig oder fehlerhaft implementiert. Des Weiteren kann es vorkommen, dass der Updatemanager Probleme, die durch ein inkonsistentes Archiv der Entwicklungsversion entstehen, nicht zufriedenstellend lösen kann.
Man öffnet die Datei /etc/apt/sources.list [3] in einem Editor [2] mit Root-Rechten und ersetzt alle Auftreten der alten Version (z.B. precise
) durch die neue (z.B. quantal
). Alternativ kann man das auch im Terminal [1] mit diesem Befehl machen:
sudo sed -i 's/ALTE_VERSION/NEUE_VERSION/g' /etc/apt/sources.list
Danach aktualisiert man das System mit folgenden Kommandos:
sudo apt-get update sudo apt-get dist-upgrade
Der o.g. Vorgang kann mit den folgenden Befehlen erweitert werden. Man sollte jedoch bei selbigen wissen, was man tut bzw. diese manuell und nacheinander durchführen.
sudo sed -i 's/ALTE_VERSION/NEUE_VERSION/g' /etc/apt/sources.list && sudo apt-get clean && sudo apt-get update sudo apt-get install ubuntu-desktop -f sudo apt-get dist-upgrade --fix-missing && sudo dpkg --configure -a && sudo update-grub && sudo apt-get autoremove -f && sudo apt-get clean
Nachteil: Die Anpassungen des Updatemanagers werden nicht oder nur teilweise vorgenommen
Man nutzt die erhältlichen ISO-Images auf CD oder DVD und aktualisiert von diesen. Dazu führt man im Terminal [1] oder mit Alt + F2 folgenden Befehl aus:
sudo sh /cdrom/cdromupgrade
Vorteil: Hat man bereits eine CD/DVD, spart man sich das erneute Herunterladen einiger Pakete.
Korrekt und erfolgreich getestet wird, wenn nach der Ursache des Fehlers gesucht und der Fehler (englisch: Bug) auch möglichst ausführlich auf Launchpad gemeldet wird. Eine Neuinstallation ist selten eine Lösung, es sei denn, man möchte den Installationsvorgang oder das ISO-Abbild auf Fehler testen. Um beim Testen das System, die Hardware oder eigene Daten nicht zu gefährden, lohnt es sich Virtuelle Maschinen einzusetzen und regelmäßig ein Backup zu erstellen.
Noch besser geeignet als eine Virtualisierung wäre ein eigenes Testsystem, da so auch treiber- bzw. hardware-spezifische Bugs gemeldet werden können. Allgemein sollte beim Testen die Individualität so hoch wie möglich gehalten werden. Entgegen einer stabilen Ubuntu-Version ist es daher bei einer Entwicklungsversion auch nicht falsch, Fremdquellen wie PPAs einzusetzen.
Nutzt man eine Entwicklungsversion, wird man zwangsläufig auf Fehler stoßen oder Probleme lösen müssen. Ubuntu benutzt Launchpad als Plattform für Fehlermeldungen und deren Behebung. Die verwendete Sprache auf Launchpad ist Englisch. Um Fehler zu melden oder Kommentare schreiben zu können, muss man über einen Account verfügen, den man sich jederzeit kostenlos anlegen kann. Eine gute Einstiegsseite zu Fehlermeldung ist bugs.launchpad.net/ubuntu .
Benutzer einer Entwicklungsversion sollten Probleme in die Supportforen dieser Plattform stellen. Dort werden die Probleme mit einer Extra-Kennzeichnung (Baustellenhelm) versehen, die verdeutlichen soll, dass es sich um eine Entwicklungsversion handelt.
Zur Navigation und Hilfesuche kann man die Suchfunktion oder folgenden Suchstrings nutzen. Dabei sollte man die Version (in diesem Beispiel xx.xx) durch die eingesetzte Version ersetzen (z.B. 12.04
).
Alle eigenen Beiträge: http://forum.ubuntuusers.de/egosearch/?version=xx.xx
Alle eigenen Themen: http://forum.ubuntuusers.de/topic_author/$USERNAME/?version=xx.xx
Alle neuen Beiträge: http://forum.ubuntuusers.de/newposts/?version=xx.xx
Alle unbeantworteten Themen: http://forum.ubuntuusers.de/unanswered/?version=xx.xx
Alle ungelösten Themen: http://forum.ubuntuusers.de/unsolved/?version=xx.xx
Die letzten 24 Stunden: http://forum.ubuntuusers.de/last24/?version=xx.xx
Die letzten 12 Stunden: http://forum.ubuntuusers.de/last12/?version=xx.xx
Die letzten 6 Stunden: http://forum.ubuntuusers.de/last6/?version=xx.xx
Tipp: Diese Suchen funktionieren auch für alle anderen Releases. Dazu ändert man die Endung der Links von xx.xx
auf 12.04
für 12.04 (Ubuntu 12.04).
Es gibt für jede neue Ubuntu-Version im Unterforum Rund um Linux und Open Source einen Sammelthread für Neuigkeiten und Diskussionen.
Des Weiteren existiert der IRC-Channel #ubuntu-de+1
, in dem in der Regel jederzeit Anwender anzutreffen sind. Dieser Channel bleibt, auch außerhalb von Entwicklungszyklen, durchgängig erreichbar. Dies vor allem vor dem Hintergrund, dass die Entwicklung der neuen Version meist schon kurz nach der aktuellen Veröffentlichung startet und die Paketquellen geöffnet werden.
Etwas anders als im deutschsprachigen ubuntuusers.de-Forum ist der Umgang im Testing Forum des offiziellen (englischsprachigen) ubuntuforums.org. Im Gegensatz zum deutschen Forum können im englischsprachigen Forum Fragen, Ideen und Probleme rund um die Entwicklungsversion besprochen werden. Dabei muss man jedoch beachten: Diese Foren werden, wie auch das deutsche bei ubuntuusers.de, nicht von Entwicklern eingesehen. Ideen oder Bugmeldungen gehen in Foren komplett verloren. Daher sollte man Launchpad für Bugmeldungen, Kritik oder Ideen nutzen.
Eine kurze Übersicht immer wieder auftretender Probleme und Hindernisse.
Die Arbeiten an den Übersetzungen werden erst nach dem String-Freeze kurz vor dem Erscheinen der ersten Betaversion aufgenommen. Bis dahin sind viele Anwendungen noch nicht vollständig oder gar nicht übersetzt.
Ja, durch Updates hält man die Entwicklungsversion, genauso wie eine „normale“ Ubuntu-Version, aktuell. Hat man beispielsweise eine Alpha installiert, so führt man bis zum letztendlichen Release einfach alle auflaufenden Updates durch. Dennoch sollte man, ist die finale Version erschienen, eine Neuinstallation in Erwägung ziehen, da es immer wieder vorkommt, dass „Paketmüll“ und/oder fehlerhafte Konfigurationen zurückbleiben.
Es kann vorkommen, dass beim Durchführen von Updates Pakete zurückgehalten werden. In der Konsole sieht man dann Meldungen wie
sudo apt-get upgrade
Paketlisten werden gelesen... Fertig Abhängigkeitsbaum wird aufgebaut Reading state information... Fertig Die folgenden Pakete sind zurückgehalten worden: linux-restricted-modules-generic 0 aktualisiert, 0 neu installiert, 0 zu entfernen und 1 nicht aktualisiert.
oder
W: An error occurred during the signature verification. The repository is not updated and the previous index files will be used.GPG error: http://de.archive.ubuntu.com karmic Release: Die folgenden Signaturen waren ungültig: BADSIG 40976EAF437D05B5 Ubuntu Archive Automatic Signing Key <ftpmaster@ubuntu.com> W: Konnte http://de.archive.ubuntu.com/ubuntu/dists/karmic/Release nicht holen W: Einige Indexdateien konnten nicht heruntergeladen werden, sie wurden ignoriert oder alte an ihrer Stelle benutzt.
Dies ist nichts Außergewöhnliches. Die Entwickler laden ihre Pakete nach und nach auf die Server. Es kann vorkommen, dass ein Paket in einer bestimmten Version benötigt wird, sich aber noch nicht auf den Servern befindet. Oder es dauert einige Minuten bis Signaturen neu erzeugt wurden. Diese Probleme, wenn man sie als solches bezeichnen möchte, lösen sich von alleine, sobald das Paket oder die Signaturen zur Verfügung stehen.
Um es nochmals zu betonen: Wird eine Entwicklungsversion installiert, darf man nicht erwarten, dass man mit ihr arbeiten kann. Die Entwickler garantieren nicht, dass alles zu jeder Zeit funktioniert. Natürlich machen sie das System nicht mit Absicht unbenutzbar, manchmal jedoch müssen wichtige Systemkomponenten entwickelt werden. Dies beinhaltet tiefe Eingriffe ins System, bei denen viel passieren kann.
Während es prinzipiell sehr einfach möglich ist, das Homeverzeichnis (home) in der Entwicklungsversion zu verwenden, ist dies für ernsthafte Tester weniger zu empfehlen.
Keinesfalls sollte man einfach eine produktive home-Partition in der Entwicklungsversion einbinden. Es könnte sonst passieren, dass neue Versionen von Konfigurationsdateien oder Dokumenten im älteren Produktivsystem nicht mehr funktionieren.
Die Wahrscheinlichkeit, dass den Benutzer betreffende geänderte Konfigurationen nicht oder erst später (beispielsweise nach Fertigstellung von Migrationstools) wirksam werden, ist mit einem bestehenden Homeverzeichnis besonders hoch. Will man die Standardkonfiguration testen, wäre sogar das regelmäßige Löschen des persönlichen Ordners bzw. eine gelegentliche Kontrolle mit dem Gast-Account sinnvoll.
Weitere Information findet man in den Wiki-Beiträgen:
In zwei Ikhayaartikeln wurde das Thema ebenfalls beleuchtet:
Auch englischsprachige Seiten geben Auskunft:
Diese Revision wurde am 11. Februar 2015 15:19 von Outer_Heaven erstellt.