Scanner werden unter Linux üblicherweise über die Software SANE angesprochen. Als grafische Oberfläche dienen z.B. Simple Scan oder Skanlite unter KDE. Diese Programme bieten Zugriff auf alle von Sane unterstützen Funktionen. Leider sind Scannerprogramme unter Linux nicht vergleichbar zu den Programmen, die man unter Windows kennt. Es fehlen durchweg wichtige – professionelle – Funktionen (z.B. Entrastern oder Staub/Fleckenentfernung). Die Installation von Treibern oder Kernel-Modulen ist dagegen im Regelfall nicht nötig, kann aber im Einzelfall notwendig sein.
Eine Liste der von Sane unterstützten Geräte findet man auf der Sane-Webseite unter Supported Devices . Es muss aber beachtet werden, dass diese Liste nicht zwangsläufig dem Stand der eigenen Ubuntu-Version entsprechen muss.
Eine kurze Übersicht zu Artikeln für bestimmte Scanner-Hersteller und/oder -Typen:
Agfa:
Scanner/Agfa SnapScan - ältere Modelle
Brother:
Canon:
Scanner/Canon - Pixma-Modelle
DNT Viewscan Objektscanner - Objektscanner mit Webcam
Epson-Geräte - Übersicht zur Einrichtung mit Software des Herstellers
Scanner/Epson - Scanner mit Avasys-Treibern einrichten
Scanner/Epson Perfection - Modelle 660, 1270, 1670, 2580, 3490, 3590
Hewlett Packard - einrichten mit Hilfe von HPLIP und SANE
Medion MD9693 einrichten
Verschiedene von sane-gt68xx unterstützte Scanner installieren - Medion MD9385 u.a.
Scannen ist (leider) ein ziemlich komplizierter Prozess und gerne werden dabei Einstellungen falsch gesetzt (sehr beliebt: mit viel zu großen dpi-Werten scannen, 300 dpi sind in nahezu allen Fällen mehr als ausreichend). Eine umfangreiche Einführung zu den Grundlagen des Scannens findet sich in der Anleitung A few scanning tips . Leider ist keine ähnlich fundierte Anleitung auf Deutsch verfügbar.
Um vollen Zugriff auf Hardware (u.a. auch Scanner) zu haben, sind normalerweise Root-Rechte [1] erforderlich. Es ist jedoch nicht notwendig, Programme, die auf den Scanner zugreifen sollen, mit Root-Rechten zu starten. Diesen Zugriff kann man besser über die Zugehörigkeit zur Gruppe scanner
regeln. Man muss praktisch lediglich sicher stellen, dass lokale Benutzer in die Gruppe scanner
eingetragen [2] sind. Dies erreicht man durch den ersten Befehl, während der zweite die Gruppenzugehörigkeit aktiviert [3]:
sudo usermod -a -G scanner BENUTZERNAME newgrp - scanner
Sollten von Scanprogrammen eine eingebaute TV-Karte oder Webcams fälschlicherweise erkannt werden, so kann man in der Datei /etc/sane.d/dll.conf den Eintrag v4l
mit einem Editor [4] auskommentieren und so das Erkennen dieser Geräte verhindern.
Es gibt Scanner, die nur über den USB-Stecker mit Strom versorgt werden. Das ist in der Regel kein Problem, allerdings kann es durch Anschluss mehrerer großer Stromverbraucher zur Überlastung der USB-Ports kommen. Dann kann es z.B. passieren, dass ein angeschlossener USB-Scanner den Anschluss einer externen Festplatte unmöglich macht. Abhilfe schafft in diesem Fall der Einsatz eines USB-Hub mit eigener Stromversorgung, an den die großen Verbraucher angeschlossen werden. Einige Scanner funktionieren aber unter Umständen nur bei direktem Anschluss an einen USB-Port des Rechners.
Ein Spannungsverlust aufgrund der Länge eines USB-Kabels kann ebenfalls die Ursache für die Funktionsstörung eines Scanners sein. Ein anderes, kürzeres Kabel kann hierbei Abhilfe schaffen. Manchmal genügt es auch einen anderen USB-Port des Rechners zu verwenden, der produktions- oder montagebedingt mehr Spannung abgeben kann.
Normalerweise sollten USB-Scanner automatisch erkannt werden. Ist das nicht der Fall, lohnt sich (möglichst schon vor dem Kauf) ein Blick auf die Liste der von SANE unterstützten Scanner .
Manche Scanner brauchen einen anderen Treiber als der auf dem Gerät aufgedruckte Name vermuten ließe. Im Zweifelsfall hilft die USB-ID weiter, die sich mit dem Kommando:
lsusb
ermitteln lässt. Ein Eintrag des Gerätes in der lsusb-Ausgabe bedeutet noch nicht, dass das Gerät vom Betriebssystem funktionsfähig ist - mit lsusb wird nur die ID ausgelesen. Eine gute Referenz (mit Benutzererfahrungen) zu allen unter Linux unterstützen USB-Geräten findet sich auch unter linux-usb.org/ "(Device Support -> Working Device List)".
Bei Problemen kann es helfen, die Datei /lib/udev/rules.d/40-libsane.rules mit Root-Rechten zu editieren. Passend zum Scanner folgenden Beitrag hinzufügen:
# Herstellername oder Bezeichnung ATTRS{idVendor}=="xxx", ATTRS{idProduct}=="xxx", ENV{libsane_matched}="yes"
Zum Ermitteln der Hersteller-ID (Vendor-ID) und der Geräte-ID (Product-ID) im Terminal sudo lsusb
ausführen. Beispielausgabe:
Bus 002 Device 005: ID 04b8:012d Seiko Epson Corp. Perfection V10/V100 (GT-S600/F650) Bus 002 Device 004: ID 2040:7070 Hauppauge Nova-T Stick 3 Bus 002 Device 001: ID 1d6b:0002 Linux Foundation 2.0 root hub Bus 005 Device 002: ID 046d:c518 Logitech, Inc. MX610 Laser Cordless Mouse
04b8
ist die Vendor-ID von Epson und 012d
die Product-ID für das Modell V10/V100.
Falls sich USB-Scanner nur als root
verwenden lassen, kann es helfen, in der Datei /lib/udev/rules.d/50-udev-default.rules den Eintrag 0664
auf 0666
im libusb device nodes
-Abschnitt abzuändern. Hierzu sind ebenfalls Root-Rechte erforderlich. Bei Ubuntu 14.04 funktioniert das so nicht mehr, da bei einem Update von udev
die Datei /lib/udev/rules.d/50-udev-default.rules überschrieben wird. Hier sollte man die entsprechende Zeile in eine eigene Datei mit größerem Index nach /etc/udev/rules.d kopieren. z.B. /etc/udev/rules.d/52-udev-default-custom.rules
Parallelport-Scanner werden nicht automatisch erkannt. Weiterhin können Parallelport-Scanner meist nur als root
angesprochen werden. Damit auch normale Benutzer auf den Scanner zugreifen können, ist entweder die Netzwerklösung bzw. sudo zu verwenden.
Zusätzlich sollte man kontrollieren, ob der aktuelle Benutzer zur Gruppe lp
gehört. Dieses Gruppe ist für die Geräte /dev/lpX
und /dev/parportX
zuständig.
gpasswd -a Benutzername lp
Normalerweise haben auf diese Geräte nur der Eigentümer root
und die Gruppe lp
Lese- und Schreibzugriff, wie ein kurzes ls -l /dev/lp*
bzw. ls -l /dev/parport*
zeigt. Ggf. hilft es, wenn nicht nur root
Zugriff auf das Gerät (z.B. Scan/Druckkombination Hewlett-Packard PSC 500) erhält.
Die Konfiguration eines Scanservers erfolgt durch die Konfiguration und Aktivierung des Scandaemons saned
von SANE, der im Wiki-Artikel SANE-Scanserver im Netzwerk beschrieben wird.
Grafische Programme zum Scannen werden im Übersichtsartikel Scanner/Software aufgelistet und kurz beschrieben.
Programme zur Nachbearbeitung von Scans und der Erstellung von Textauszügen werden im Übersichtsartikel Texterkennung vorgestellt.
Wer Farbprofile für die Scanner verwenden möchte, muss die ICC/ICM-Dateien mit Root-Rechten [1] nach /usr/share/color/icc kopieren, damit sie automatisch gefunden werden. In vielen Fällen bieten die Hersteller die Dateien weder als Teil der Linux-Treiber noch separat zum Download an, dann müssen die ICC/ICM-Dateien von einer Windows-Installation kopiert werden. Die Farbprofile befinden sich dort üblicherweise im Verzeichnis \WINDOWS\system32\spool\drivers\color.
Zusammen mit dem Argyll Color Management System lassen sich auch selbst Profile erstellen.
Um eine ICC-Datei schnell und einfach zu testen, kann man den GIMP benutzen: Dieses Programm bietet unter "Bild -> Modus" die Möglichkeit, eine ICC-Datei direkt auf das aktuelle Bild anzuwenden (vorher ggf. im selben Menü von "indiziert" oder "Graustufen" auf "RGB" umschalten, um die entsprechenden Kommandos freizuschalten).
Zukünftig soll unter Ubuntu der "GNOME Color Manager" die Verwaltung und Anwendung von Farbprofilen zentralisieren und vereinfachen. Ab Ubuntu 10.04 ist das Programm in den offiziellen Paketquellen enthalten:
gnome-color-manager (universe)
mit apturl
Paketliste zum Kopieren:
sudo apt-get install gnome-color-manager
sudo aptitude install gnome-color-manager
Manche Scanner können derzeit nur über die Original-Hersteller-Software und nur unter Windows angesprochen werden (z.B. Reflecta DigitDia 5000, Canon CanoScan 8400F etc.). Mit einem kleinen Trick ist es aber immerhin möglich, einen solchen Scanner aus einer virtuellen Maschine heraus anzusprechen (z.B. Windows als Gastsystem unter VMWare). Das folgende Vorgehen hat zumindest für den Reflecta DigitDia 5000 funktioniert:
VMWare Server aufsetzen. Samba installieren, wie in Samba Server GNOME beschrieben, damit die Gast-Systeme in VMWare auch auf die Festplatten des Wirts-Systems zugreifen können. Innerhalb VMWare ein Windows-System installieren, z.B. Windows 2000 (nicht vergessen, den USB-Controller mit einzurichten). Die Original-Scanner-Software CyberViewX installieren. Der Installer fordert gegen Ende der Installation dazu auf, den Scanner anzuschließen und einzuschalten. Anschließend beschwert er sich dann, weil er keinen Zugriff auf den Scanner hat. Dies ist normal. Das Gast-System herunterfahren und aus VMWare ausloggen. Jetzt kommt der Trick: /etc/fstab editieren und folgende Zeile anfügen:
usbfs /proc/bus/usb usbfs auto,devmode=0666 0 0
Das Attribut devmode=0666
ist wichtig: jeder muss Lese-/Schreib-Zugriff zu USB-Geräten bekommen. sudo mount usbfs
und danach mount
eingeben und prüfen, ob das usbfs
tatsächlich mit devmode=0666
eingehängt wurde. Scanner einschalten, VMWare/W2K-Gast-System hochfahren. Im W2K-Fenster wird oben ein "Devices"-Tab angezeigt, darin steht ein Eintrag Genesys Logic USB device, das ist der Scanner. Im Untermenü "Connect" auswählen, danach erscheint die Message-Box "New Hardware found". Cyberview, und damit auch Vuescan haben jetzt Zugriff auf den Scanner. Geschwindigkeit und Leistung sind wie bei einem echten Windows-System.
Beim Scannen können unterschiedliche große Dateien entstehen. Um abschätzen zu können, ob ausreichend Speicherplatz vorhanden ist, dient folgende Tabelle.
Dateigrößen beim Scannen einer DINA4-Seite in Farbe | |
Auflösung (dpi) | Größe (MiB) |
75 | 1,6 |
100 | 2,8 |
150 | 6,3 |
300 | 25,5 |
600 | 102 |
1200 | 408 |
Diese Revision wurde am 24. Januar 2016 15:32 von aasche erstellt.