Achselschnüre (auch Fangschnüre, Schulterschnüre, Feldachselstücke oder Achselbänder) sind Bestandteil der Uniform vornehmlich von Generalen, Admiralen, Offizieren und Adjutanten, aber auch Fähnrichen und Unteroffizieren. Sie werden an der Schulter von Uniformjacke oder Paraderock getragen.
Geschichte
Im 19. Jahrhundert waren Achselschnüre für Generale und Admirale in einem goldenen, für Flügel- und anderen Adjutanten in silbernem Geflecht gefertigt. Die Leibgendarmerie hatte weißleinene, mit Silberfäden und schwarzer Seide durchflochtene Achselschnüre.
In der Reichswehr existierten zunächst mehrere Versuchsformen. 1927 schließlich wurden die „Achselbänder“ genannten Effekten standardisiert, mit folgenden Varianten:
- Offiziere des Heeres bis Oberst trugen eine mit der heutigen Fangschnur der Bundeswehr identische Version, die für den Dienstrock aus unbearbeitetem Aluminiumgespinst bestand; für den Gesellschaftsrock gab es die gleiche Ausführung in hellsilber; für Generale und alle Offiziere der Reichsmarine waren beide Versionen in Gold gefertigt.
- Adjutanten trugen eine beinahe identische Schnur, bei der am Tressenstück aber zwei zusätzliche Schnüre herabhingen, die in Metallstiften endeten.
In der deutschen Wehrmacht wurden am 29. Juni 1935 sogenannte Schulterbänder eingeführt, die als Schmuck zu bestimmten Anlässen getragen wurden, z. B. zu Paraden. Offiziere und höhere Militärbeamte (außer den Schreibtischbeamten) trugen ein Achselband aus Silbergespinst, Angehörige des Musikkorps hatten zusätzlich einen roten Faden im Schulterband. Generale des Heeres, Generalfeldmarschälle und ihnen gleichgestellte Militärbeamte hatten ein Achselband aus Goldgespinst. Die Achselbänder wurden wie die Achselschnüre mit einem kleinen Hornknopf unter dem Schulterstück und dann am zweiten und dritten Uniformknopf befestigt.
Adjutanten trugen Achselschnüre als ihr Tätigkeitsabzeichen. Diese wurden auch von Offizieren des Generalstabs bei Kommandobehörden (jedoch nicht von den Stabschefs und Generalstabsoffizieren) sowie von Offizieren bei Festungs-, Standort- und Truppenübungsplatzkommandanturen getragen.
Die Adjutantenschnüre wurden aus stumpfem Silberdraht gefertigt und sahen einfacher als die Achselbänder für Paraden aus. Adjutanten trugen die Achselschnüre zum Feld-, Dienst- und Meldeanzug. Die Adjutantenschnur wurde mit einem Knopf an einer Lasche unter dem rechten Schulterstück angebracht. Die Öse befestigte man am oberen zweiten Knopf.
Achselschnüre sollten nicht mit Achselstücken verwechselt werden.
Nationale Volksarmee
In der Nationalen Volksarmee, den Grenztruppen der DDR und der DDR Volksmarine wurde seit 1976 für Offiziere ebenfalls eine silberfarbene Achselschnur mit silbernen Spitzen für LaSK/LSK/LV/GT und goldfarbenen Spitzen für die Volksmarine eingeführt; die Ausführung für Generale und Admirale war goldfarben.
Bei ihrer Einführung noch zur Ausgangsuniform tragbar, wurde die Achselschnur nach mehreren Revisionen der Dienstvorschrift (1977, 1980, 1986) ausschließlich getragen:
- zur Paradeuniform an der Jacke (Uniformjacke, Stiefelhose),
- zum Großen Gesellschaftsanzug (Gesellschaftsjacke, Hose lang),
nicht aber am Uniformmantel.
Einzige Ausnahmen hierzu bildeten zu zentralen militärischen Zeremoniellen abkommandierte Einheiten (de facto nur „strukturmäßige Ehrenformationen“, das heißt Wachregimenter, ebenso Musikkorps), wo Offiziere Achselschnur an Mantel oder Dienstjacke trugen, andere Dienstgrade hingegen Repräsentationsschnüre (bestehend aus zwei Flechtbändern aus Aluminiumgespinst, die am Vorderende je in einer Silberkordel mit einer stilisierten Eichel auslaufen).
Mit der letzten Dienstvorschrift zu Uniformarten und ihrer Trageweise vom 20. März 1990 wurde die Achselschnur ersatzlos gestrichen, nicht aber die Repräsentationsschnur.
Bundeswehr
In der Bundeswehr wird die Achselschnur Fangschnur genannt. Sie wird von Attachés, Offizieren des Protokolls, Fahnenbegleitoffizieren, Begrüßungs- und Verbindungsoffizieren der Marine sowie (so diese Aufgaben durch Offiziere wahrgenommen werden) Totenwachen und Ordenskissenträgern getragen.
Die Schützenschnur der Bundeswehr wird ähnlich wie eine Achselschnur getragen, ist allerdings nicht mit ihr zu verwechseln.
Andere Beispiele
- Bei den russischen Streitkräften heißt die Achselschnur „Аксельбант“ (ausgesprochen: Akselband).
- In den französischen und belgischen Streitkräften werden Fourragères, Ehrenzeichen für Truppenteile in Form einer farbigen Achselschnur, verliehen.
- In den amerikanischen Streitkräften ist die Bezeichnung Aiguillette, aber auch Honorcord oder Shoulder Cords geläufig.
Siehe auch
Literatur
- Wilhelm P. B. R. Saris: Aiguillettes of the Third Reich. Bender Publishing, San Jose CA 2007, ISBN 978-1-932970-04-3.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Adolf Schlicht, Jürgen Kraus: Die deutsche Reichswehr. Die Uniformierung und Ausrüstung des deutschen Reichsheeres von 1919 bis 1932. Wien 2005, ISBN 3-902526-00-9, S. 245.
- ↑ Keubke, Klaus-Ulrich & Kunz, Manfred: Militärische Uniformen in der DDR 1949–1990, Hamburg et al. 2009, S. 150 & 221.
- ↑ Keubke, Klaus-Ulrich & Kunz, Manfred: Militärische Uniformen in der DDR 1949–1990, Hamburg et al. 2009, S. 153 & 221
- ↑ Dienstvorschrift 010/0/005 Uniformarten und ihre Trageweise, Bekleidungsvorschrift vom 10. November 1986, S. 15 f. & 45 f.
- ↑ Katalog 063/3/001 Bekleidung und Ausrüstung – Normen vom 18. Dezember 1985, S. 76 & 93.
- ↑ Dienstvorschrift 010/0/005 Uniformarten und ihre Trageweise, Bekleidungsvorschrift vom 10. November 1986, S. 46.
- ↑ Dienstvorschrift 010/0/005 Uniformarten und ihre Trageweise, Bekleidungsvorschrift vom 20. März 1990, S. 8 & 15.
- ↑ Zentralvorschrift A1-2630/0-9804 – Anzugordnung für die Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr (Version 2.1). (PDF) In: Bundeswehr. Zentrum Innere Führung, 1. Oktober 2019, abgerufen am 6. August 2021.