Als Akren (griech.-neulat.) werden in der Medizin und der Tiermedizin diejenigen Körperteile bezeichnet, die am weitesten vom Rumpf entfernt sind.

Sprachliches

Die Wortbildung Akren mit dem Wortbildungselement akr(o)- geht auf altgriechisch ἄκρος akros zurück, das „äußerst, oberst“ oder auch „spitz“ bedeutet (vgl. Akrobatik, Akropolis u. a.). Extremitäten (eine Wortbildung zu lat. extremus „äußerster“) ist eine analoge Bezeichnung für die Gliedmaßen.

Das Wort wird laut Duden nur im Plural verwendet (Pluraletantum). Davon abweichend gibt das DocCheck Flexikon die Singularform Akre an.

Das zugehörige Adjektiv akral bedeutet „die Akren betreffend“.

Im Englischen ist das Adjektiv acral gebräuchlich, es gibt jedoch kein gebräuchliches Substantiv für die Akren. Diese werden unter anderem als extremities of peripheral body parts oder parts most distal of the body oder acral parts of the body umschrieben.

Definitionen

Welche Körperteile des Menschen zu den Akren zählen, ist in der Literatur und im Sprachgebrauch nicht einheitlich festgelegt. Einigkeit besteht vor allem darin, dass Finger und Zehen Akren sind.

  • Laut dem DocCheck Flexikon handelt es sich bei den Akren „in erster Linie“ um die Finger und Zehen sowie „im weiteren Sinne“ um Nase, Kinn und Ohren.
  • Das Fachwörterbuch Pschyrembel fasst den Begriff weiter. Die Online-Ausgabe nennt auch die Hände und Füße und versteht die aufgezählten Körperteile nur als Beispiele: „Sammelbegriff für Körperteile, die – in Relation zu benachbarten Körperteilen – jeweils am weitesten vom Rumpf entfernt liegen wie Finger, Zehen, Hände, Füße, Nase, Kinn und Ohren“ (man beachte das Wort „wie“).
  • In einer gedruckten Ausgabe des Pschyrembel (1998) werden als weitere Beispiele auch die Augenbrauenbögen und die Jochbögen erwähnt.
  • In einem englischen Wörterbuch zur Dermatologie findet sich folgende Erklärung zu den Akren: „die distalen Körperteile wie Hände, Füße und auch der Penis, insbesondere aber Finger, Zehen, Nase und Ohren“.
  • Der Penis wird in medizinischen Texten teils zu den Akren gezählt, teils nicht.
  • Manchmal wird die Zunge zu den Akren gerechnet.
  • Von den Fingern und Zehen sind manchmal speziell die Fingerspitzen bzw. Zehenspitzen gemeint.

In der Tiermedizin kommt der Schwanz oder die Schwanzspitze hinzu. Die Akren der Gliedmaßen sind bei den meisten Tierarten anders ausgeformt als beim Menschen, beispielsweise als Klauen bei Schweinen und anderen Paarhufern.

Akren in der Medizin

Bei starker Kälte können Erfrierungen besonders die Akren betreffen. Bei der Ganzkörperkältetherapie werden Patienten einige Minuten lang extremer Kälte (−110 °C) ausgesetzt. Dabei müssen die Akren – Hände, Füße, Nase, Ohren – geschützt werden. Der entsprechende Akrenschutz besteht aus Handschuhen, geschlossenen Schuhen, Mund-Nasen-Maske und Ohrenschützern.

Bei Störungen des Blutkreislaufs wird die Durchblutung zuerst an den Akren reduziert oder unterbrochen. Der akrale Kälteprovokationstest wird bei der Diagnostik von Durchblutungsstörungen an den Händen oder Füßen eingesetzt. Beim Raynaud-Syndrom sind zeitweise die Finger und Zehen zu wenig durchblutet, unter Umständen auch andere Akren wie Nase und Ohren.

Bei der Akromegalie (manchmal auch Pachyakrie genannt) sind insbesondere die Akren vergrößert. Eine abnorme Kleinheit der Akren wird Akromikrie genannt.

Zu den Fehlbildungen, Krankheiten und Beschwerden, die nach den Akren benannt sind, zählen auch die akrofaziale Dysostose, die Akroosteolyse, die Akroparästhesie und die Akrozyanose.

Akren in der Tiermedizin

In der Schweinehaltung sind Entzündungen und Nekrosen am Schwanz sowie an den Ohren und den Fußspitzen ein bekanntes Problem, das mit dem Beißen durch Artgenossen, aber auch mit der Auswahl des Futters und anderen Faktoren zusammenhängt. Zusammenfassend spricht man von Entzündungen bzw. Nekrosen an den Akren.

Zu den akralen Erkrankungen bei Haushunden zählen die akrale Leckdermatitis und das akrale Mutilationssyndrom.

Siehe auch

Wiktionary: Akren – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. 1 2 Duden online: Akren
  2. Duden online: akro-, Akro-, vor Vokalen akr-, Akr-
  3. 1 2 3 4 DocCheck Flexikon: Akre
  4. Duden online: akral
  5. 1 2 acral bei merriam-webster.com
  6. 1 2 Bruce J. Hookerman: Dermatopathology: an abridged compendium of words. A discussion of them and opinions about them. Introduction and Part 1. In: Dermatology Practical & Conceptual 2013; 3(2), S. 13–40 (online), Stichwort acral.
  7. Bruce J. Hookerman: Dermatopathology: an abridged compendium of words. A discussion of them and opinions about them. Introduction and Part 1. In: Dermatology Practical & Conceptual 2013; 3(2), S. 13–40 (online), Stichwort acral parts of the body.
  8. Pschyrembel Online: Akren
  9. Pschyrembel: Klinisches Wörterbuch, 258. Auflage, 1998, S. 31, Stichwort Akren.
  10. 1 2 Bruce J. Hookerman: Dermatopathology: an abridged compendium of words. A discussion of them and opinions about them. Introduction and Part 1. In: Dermatology Practical & Conceptual 2013; 3(2), S. 13–40 (online), Stichwort acral parts of the body, vgl. ähnliche Angaben beim Stichwort acral.
  11. Lokalanästhetika lexikon-orthopaedie.com. Zitat: „alle Akren, so z. B. Finger, Zehen, Nase, Penis“.
  12. Martina Lenzen-Schulte, Saskia Maria Schnabl: Zusatz zum Lokalanästhetikum: Adrenalin für Akren, Nase, Ohr und Penis. In: Deutsches Ärzteblatt 2017; 114(47): A-2211/B-1857/C-1811. Auch im weiteren Text wird unter anderem der Penis separat neben den Akren genannt: „an Endstromgebieten wie den Akren, der Nase, den Ohren oder dem Penis“.
  13. Raynaud-Syndrom im MSD Manual für Fachkräfte. Zitat: „andere Akren (z. B. Nase, Zunge)“.
  14. DocCheck Flexikon: Glomus cutaneum. Zitat: „Akren (Fingerspitzen, Zehenspitzen, Nase)“.
  15. Tönnies Forschung (Hrsg.): Tierwohl in Gesellschaft und Wissenschaft: 4. Symposiums-Report der Tönnies Forschung. Juni 2018, S. 27 f. (PDF; 4,8 MB). Zitat mit Bezug zu Schweinen: „Akren (Schwanz, Ohren, Klauen)“.
  16. Leitfaden für Hoftierärzte, Berater und Landwirte zur Haltung unkupierter Schweine im Rahmen der „Gemeinsamen NRW-Erklärung zum Verzicht auf das ‚routinemäßige‘ Kürzen des Schwanzes bei Schweinen“. (Siehe dazu NRW-Erklärung Caudophagie.) Februar 2014, S. 6 (PDF; 2,8 MB). Zitat mit Bezug zu Schweinen: „im Bereich der Akren (äußersten Extremitäten wie z. B. Ohr- und Schwanzspitzen)“.
  17. DocCheck Flexikon: Erfrierung
  18. Vgl. DocCheck Flexikon: Ganzkörper-Kältetherapie
  19. Gerald Reiner: Entzündungs- und Nekrosesyndrom beim Schwein (SINS). Ein komplexes Krankheitsbild belastet das Wohl der Tiere. In: Deutsches Tierärzteblatt 2019; 67 (3), S. 338–346, hier S. 344 (PDF; 4,6 MB).
  20. Tönnies Forschung (Hrsg.): Tierwohl in Gesellschaft und Wissenschaft: 4. Symposiums-Report der Tönnies Forschung. Juni 2018, S. 27 f., 32 (PDF; 4,8 MB).

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