Alamosaurus

Künstlerische Lebenddarstellung von Alamosaurus

Zeitliches Auftreten
Oberkreide (Maastrichtium)
72 bis 66 Mio. Jahre
Fundorte
Systematik
Dinosaurier (Dinosauria)
Echsenbeckensaurier (Saurischia)
Sauropodomorpha
Sauropoden (Sauropoda)
Titanosaurier (Titanosauria)
Alamosaurus
Wissenschaftlicher Name
Alamosaurus
Gilmore, 1922
Art
  • Alamosaurus sanjuanensis

Alamosaurus ist eine Gattung sauropoder Dinosaurier aus der späten Oberkreide von Nordamerika. Fossilien dieses Dinosauriers stammen aus den US-Bundesstaaten New Mexico, Texas, Wyoming und Utah und werden auf das Maastrichtium (vor ca. 72 bis 66 Millionen Jahre) datiert.

Alamosaurus gehört zu den besser bekannten sowie populärsten Titanosauria und ist – neben zahlreichen isoliert aufgefundenen Knochen – durch mehrere fragmentarische Skelette bekannt. Diese Gattung gilt als der einzige Sauropode, der in der Zeit der ausgehenden Oberkreide im heutigen Nordamerika lebte. Es handelte sich um einen mittelgroßen Sauropoden von ca. 21 Metern Länge, obwohl neue Funde auf eine deutlich größere Körpergröße hinweisen. Einzige Art ist Alamosaurus sanjuanensis.

Beschreibung

Wie alle Sauropoden war Alamosaurus ein vierbeiniger Pflanzenfresser mit langem Hals und Schwanz. Es handelte sich um einen mittelgroßen Titanosauria mit einer geschätzten Länge von ca. 21 Metern. Das Gewicht wurde auf etwa 30 Tonnen geschätzt. Eine sich noch in Vorbereitung befindliche Studie beschreibt jedoch deutlich größere Knochen, die auf einen der größten Sauropoden überhaupt schließen lassen: Ein riesiger Halswirbel war etwa ebenso groß wie die entsprechenden Wirbel der gigantischen Titanosauria Futalognkosaurus und Puertasaurus.

Der Hals war mit ca. 13 Halswirbeln länger als bei manchen verwandten Titanosauria wie Saltasaurus. Die Rückenwirbelsäule bestand wahrscheinlich aus 10 Wirbeln, während das Kreuzbein 6 Wirbel aufwies. Der Schwanz ist mit 30 Wirbeln fossil überliefert. Schädelknochen wurden nicht gefunden – es sind jedoch Zähne von dünner und stiftartiger Form bekannt. Obwohl verschiedene Alamosaurus-Funde beschrieben wurden, fehlen jegliche Hinweise auf Hautknochenplatten (Osteoderme), wie sie bei einigen anderen Titanosauria wie Saltasaurus gefunden wurden. Es wird vermutet, dass Alamosaurus tatsächlich keine Osteoderme besaß, und dass sich diese Hautknochen innerhalb der Evolution der Titanosauria mehrfach unabhängig voneinander ausbildeten.

Von anderen Gattungen lässt sich Alamosaurus durch verschiedene einzigartige Merkmale (Autapomorphien) abgrenzen: So fehlen Hämalbögen ab dem neunten Schwanzwirbel, während das Brustbein (Sternum) einen scharfen craniolateralen Fortsatz zeigt.

Funde und Namensgebung

Fossilien von Alamosaurus stammen aus zahlreichen Fundstellen in den südwestlichen USA. Ein Großteil dieser Funde besteht jedoch lediglich aus isoliert aufgefundenen Elementen der Gliedmaßen und wurde nicht adäquat wissenschaftlich beschrieben. Sullivan und Lucas (2000) bemerken, dass es sich bei Alamosaurus um eine Art „Papierkorb-Gattung“ (form genus) handelt, der zahlreiche Sauropoden-Fossilien aus der Oberkreide Nordamerikas vorläufig zugeschrieben werden, obwohl viele dieser Zuordnungen möglicherweise nicht gerechtfertigt sind.

Die wissenschaftliche Erstbeschreibung erfolgte 1922 durch Charles W. Gilmore. Der Holotypus besteht aus einem Schulterblatt (Scapula), Sitzbeinen (Ischia) und Kreuzbeinwirbeln, die aus der Ojo-Alamo-Formation (bzw. Kirtland-Formation) von New Mexico stammen. Später, im Jahr 1946, beschrieb Gilmore ein vollständigeres Skelett aus der North-Horn-Formation von Utah, das aus einem vollständigen Schwanz, einem rechten Vorderbein, Brustbeinen sowie Sitzbeinen besteht. Weitere Funde wurden aus der Javelina-Formation, der El-Picacho-Formation und der Black-Peaks-Formation von Texas gemeldet. Im Jahr 2002 wurde das fragmentarische Skelett eines Jungtiers aus der Black-Peaks-Formation beschrieben.

Alamosaurus (spanisch alamo – „Pappel“, gr. sauros – „Echse“) ist nach einer geologischen Formation, der Ojo-Alamo-Formation, benannt – nicht, wie häufig angenommen, nach dem bekannten Fort Alamo in Texas. Die Fundschicht wird heute der Kirtland-Formation zugerechnet. Der zweite Teil des Artnamens, sanjuanensis, ist nach dem San Juan County in New Mexico benannt.

Systematik

Alamosaurus gilt als abgeleiteter (fortgeschrittener) Vertreter der Titanosauria. Die meisten phylogenetischen Analysen kommen zu dem Ergebnis, dass Alamosaurus nahe mit der mongolischen Gattung Opisthocoelicaudia verwandt war. Beide Gattungen werden manchmal als Opisthocoelicaudiinae zusammengefasst und einer anderen Gruppe, der Saltasaurinae, gegenübergestellt. Andere Forscher klassifizieren beide Gattungen als Außengruppen der Saltasaurinae, wobei sie die Opisthocoelicaudiinae als paraphyletisch betrachten. Die Saltasauridae sowie Alamosaurus und Opisthocoelicaudia werden auch als Saltasauridae zusammengefasst. Im Gegensatz zu den meisten anderen bisherigen Analysen kommt Curry Rogers (2005) zu dem Ergebnis, dass Alamosaurus und Opisthocoelicaudia lediglich entfernt mit der Saltasaurinae verwandt waren. Upchurch und Kollegen (2004) betrachten Alamosaurus dagegen als Schwestertaxon von Pellegrinisaurus und damit lediglich als entfernten Verwandten von Opisthocoelicaudia.

Es folgen zwei Kladogramm-Beispiele – mit monophyletischer Opisthocoelicaudiinae (Wilson 2002, links) und mit paraphyletischer Opisthocoelicaudiinae (Calvo und Gonzáles-Riga 2003, rechts):

Alter und Paläobiogeographie

Alamosaurus gilt als einer der letzten Dinosaurier. Seine Fossilien wurden lange ausschließlich auf das späte Maastrichtium datiert, dem letzten Abschnitt der Kreidezeit unmittelbar unter der Kreide-Tertiär-Grenze. Da Alamosaurus-Fossilien relativ häufig sind, wurden sie als Marker-Fossilien verwendet. Ihre Anwesenheit galt als ein Beleg dafür, dass die vorliegende Schicht in das späte Maastrichtium einzuordnen ist.

In den vergangenen Jahren wurde jedoch erkannt, dass verschiedene Formationen mit Alamosaurus-Fossilien tatsächlich älter sind; beispielsweise wurde die Javelina-Formation auf ca. 69 Millionen Jahre (Ende des frühen Maastrichtiums) neu datiert. Der älteste Fund stammt aus der Kirtland-Formation von New Mexico und wird auf ein Alter von 72 Millionen Jahre (frühes Maastrichtium) datiert.

Ab dem Cenomanium, also zum Beginn der Oberkreide, verschwinden Sauropoden-Fossilien aus dem Fossilbericht Nordamerikas und treten erst im frühen Maastrichtium mit den ältesten Alamosaurus-Fossilien wieder auf. Diese Lücke wird von verschiedenen Forschern dahingehend interpretiert, dass Sauropoden in der frühen Oberkreide in Nordamerika ausstarben und erst im Campanium wieder einwanderten, vermutlich von Asien oder Südamerika.

Einzelnachweise

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  3. 1 2 3 Robert M. Sullivan, Spencer G. Lucas: Alamosaurus (Dinosauria: Sauropoda) from the Late Campanian of New Mexico and its significance. In: Journal of Vertebrate Paleontology. Bd. 20, Nr. 2, 2000, S. 400–403, doi:10.1671/0272-4634(2000)020[0400:ADSFTL]2.0.CO;2.
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  5. 1 2 3 4 5 Thomas M. Lehman, Alan B. Coulson: A juvenile specimen of the sauropod dinosaur Alamosaurus sanjuanensis from the Upper Cretaceous of Big Bend National Park, Texas. In: Journal of Paleontology. Bd. 76, Nr. 1, 2002, ISSN 0022-3360, S. 156–172, doi:10.1666/0022-3360(2002)076<0156:AJSOTS>2.0.CO;2.
  6. 1 2 Denver W. Fowler, Robert M. Sullivan: The first giant titanosaurian sauropod from the Upper Cretaceous of North America. In: Acta Palaeontologica Polonica. Bd. 56, Nr. 4, 2011, ISSN 0567-7920, S. 685–690, doi:10.4202/app.2010.0105.
  7. Michael D. D'Emic, Jeffrey A. Wilson, Sankar Chatterjee: The titanosaur (Dinosauria: Sauropoda) osteoderm record: review and first definitive specimen from India. In: Journal of Vertebrate Paleontology. Bd. 29, Nr. 1, 2009, S. 165–177, doi:10.1671/039.029.0131.
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  10. Ben Creisler: Dinosauria Translation and Pronunciation Guide. Archiviert vom Original am 6. November 2011; abgerufen am 27. August 2014.
  11. Jeffrey A. Wilson: An Overview of Titanosaur Evolution and Phylogeny. In: Fidel Torcida Fernández-Baldor, Pedro Huerta Hurtado (Hrsg.): Actas de las III Jornadas Internacionales sobre Paleontología de Dinosaurios y Su Entorno. = Proceedings of the 3rd International Symposium about Paleontology of Dinosaurs and their Environment Paleontología de dinosaurios y su entorno. Salas de los Infantes (Burgos, España), 16 al 18 de septiembre de 2004. Colectivo arqueológico-paleontológico de Salas, Salas de los Infantes (Burgos, España) 2006, ISBN 84-8181-227-7, S. 169–190.
  12. Kristina Curry Rogers: Titanosauria: A Phylogenetic Overview. In: Kristina Curry A. Rogers, Jeffrey A. Wilson (Hrsg.): The Sauropods. Evolution and Paleobiology. University of California Press, Berkeley CA u. a. 2005, ISBN 0-520-24623-3, S. 50–103, doi:10.1525/california/9780520246232.003.0003.
  13. Jeffrey A. Wilson: Sauropod dinosaur phylogeny: critique and cladistic analysis. In: Zoological Journal of the Linnean Society. Bd. 136, Nr. 2, 2002, ISSN 0024-4082, S. 215–275, doi:10.1046/j.1096-3642.2002.00029.x.
  14. Jorge O. Calvo, Bernardo J. González Riga: Rinconsaurus caudamirus gen. et sp nov., a new titanosaurid (Dinosauria, Sauropoda) from the Late Cretaceous of Patagonia, Argentina. In: Revista Geológica de Chile. Bd. 30, Nr. 2, 2003, ISSN 0716-0208, S. 333–353, doi:10.4067/S0716-02082003000200011.
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