Albert Ludwig von Haza-Radlitz (* 16. April 1798 in Lewitz bei Meseritz, Südpreußen; † 21. April 1872 ebenda; polnisch: Wojciech Haza z Radlic) war ein Rittergutsbesitzer und Reichstagsabgeordneter.
Biografie
Er war als Sohn protestantischer Eltern geboren und verlor schon früh den Vater. Seine Mutter ging 1817 eine zweite Ehe mit dem Schriftsteller und Philosophen Adam Heinrich Müller ein, der 1805 katholisch geworden war.
Albert Ludwig von Haza-Radlitz besuchte die Schule in Dresden und Berlin und trat 1815 freiwillig als Jäger in preußische Kriegsdienste. Nach der Rückkehr aus dem Feldzug als Seconde-Lieutenant studierte er ab 1816 in Leipzig und ab 1819 in Berlin. 1820 wurde er Auskultator am königlichen Kammergericht Berlin und 1821 am Oberlandesgericht in Naumburg.
Sein Stiefvater vermittelte ihm 1825 eine Stelle als Kabinettssekretär des Herzogs Ferdinand Friedrich von Anhalt-Köthen. Dieser trat unter dem Einfluss Adam Heinrich Müllers im gleichen Jahr, zur katholischen Kirche über. Kurz vor ihm konvertierte, am 5. Juli 1825, in Paris, auch Müllers Stiefsohn Albert Ludwig von Haza-Radlitz. Die Konversion erfolgte in Anwesenheit des Schweizer Staatsrechtlers Karl Ludwig von Haller. Seit 1826 amtierte Haza-Radlitz als herzoglich Anhaltischer Kammerherr. 1829 wurde er Ritter des päpstlichen Ordens vom Goldenen Sporn. Um 1840 übersetzte er mehrere religiöse Bücher vom Italienischen ins Deutsche.
Später lebte er als Rittergutsbesitzer und Landschaftsrat in Lewitz bei Birnbaum. 1871 zog er als Abgeordneter für die Polnische Fraktion und den Wahlkreis Marienwerder 6 (Konitz–Tuchel) in den Deutschen Reichstag ein. Dieses Mandat legte er aus gesundheitlichen Gründen am 23. Oktober 1871 nieder.
Sein ältester Sohn Paul von Haza-Radlitz (* 1830 in Köthen) wurde Jesuit und wirkte als Seelsorger an der St. Francis Borgia Kirche in Washington (Missouri).
Literatur
- Ronald Roggen: "Restauration" – Kampfruf und Schimpfwort: eine Kommunikationsanalyse zum Hauptwerk des Staatstheoretikers Karl Ludwig von Haller (1768–1854), Band 24 von: Religion, Politik, Gesellschaft in der Schweiz, Saint-Paul Verlag, 1999, ISBN 3-7278-1216-8; (Digitalscan)
- David August Rosenthal: Konvertitenbilder aus dem neunzehnten Jahrhundert. Band 1, Teil 1, Seite 438 und Band 1, Teil 2, Seiten 521–524, Schaffhausen, Hurter Verlag, 1871 und 1872
- Andreas Gottfried Schmidt: Anhalt’sches Schriftsteller-Lexikon. Gröning, Bernburg 1830
- Georg Christoph Hamberger (Begründer); fortgesetzt von Johann Georg Meusel: Das gelehrte Teutschland. 5. Auflage, Band 22, Teil 2, Meyer, Lemgo 1831
- Ernst Heinrich Kneschke: Neues allgemeines deutsches Adels-Lexicon. Band 4, Verlag von Friedrich Voigt, Leipzig 1863, S. 261 (Digitalisat)
- Teodor Żychliński: Kronika żałobna rodzin wielkopolskich od 1863–1876 r. Leitgeber, Poznań 1877
- Eduard Maria Oettinger (Begründer); Hugo Schramm-Macdonald (Hrsg.): Moniteur des dates. Band 9, Bernhard Hermann, Leipzig 1882, S. 83 (Ausschnitt)
- Wielka encyklopedya powszechna ilustrowana. Band 28, Sikorski [u. a.], Warszawa 1901
- Samuel Orgelbrand: Encyklopedja powszechna. Band 16, Orgelbrand, Warszawa 1904
- Wilhelm Kosch: Das katholische Deutschland. Band 1, Haas & Grabherr, Augsburg 1933
- Genealogisches Handbuch der Adeligen Häuser. Reihe A, Band XIII, C. A. Starke Verlag, Limburg an der Lahn 1975, S. 222 (= Genealogisches Handbuch des Adels, Band 60)
Weblinks
- Historisch-Politisches Jahrbuch von 1880
- von Haza-Radlitz in der Datenbank der Reichstagsabgeordneten
- Biografie von Bernhard Haza-Radlic. In: Heinrich Best: Datenbank der Abgeordneten der Reichstage des Kaiserreichs 1867/71 bis 1918 (Biorab – Kaiserreich)
Einzelnachweise
- ↑ Fritz Specht, Paul Schwabe: Die Reichstagswahlen von 1867 bis 1903. Eine Statistik der Reichstagswahlen nebst den Programmen der Parteien und einem Verzeichnis der gewählten Abgeordneten. 2. Auflage. Verlag Carl Heymann, Berlin 1904, S. 20.
- ↑ David August Rosenthal: Konvertitenbilder aus dem neunzehnten Jahrhundert, Band 1, Teil 2, Seite 524, Schaffhausen, Hurter Verlag, 1872
- ↑ Bernhard von Haza-Radlic (1846–1897) steht für dieses Mandat, der nach http://www.sejm-wielki.pl/b/ut.36.1.10 wohl der Sohn des "Wojciech Haza-Radlic" (die polnische Schreibweise des hier Dargestellten) ist. "Bernard z. Radlic-Haza" taucht als Antragsteller einer Petition auf: Stenographische Berichte über die Verhandlungen des Deutschen Reichstages. I. Legislatur-Periode, III. Session 1872. 3. Band, Berlin 1872, Anhang S. 91, Nr. 260 (Digitalisat)