Albrechtstraße
Straße in Berlin
Albrechtstraße 13/14,
Drehort des Films Lola rennt
Basisdaten
Ort Berlin
Ortsteil Mitte
Angelegt 19. Jahrhundert
Anschluss­straßen
Schumannstraße (nördlich),
Schiffbauerdamm (südlich)
Querstraßen Marienstraße, Reinhardtstraße
Nutzung
Nutzergruppen Fußverkehr, Radverkehr, Autoverkehr
Technische Daten
Straßenlänge 370 Meter

Die Albrechtstraße im Berliner Ortsteil Mitte ist eine kurze, um 1827 in der damaligen Friedrich-Wilhelm-Stadt angelegte Wohnstraße.

Geschichte

Auf dieser Fläche der früheren Spandauer Vorstadt von Alt-Berlin befanden sich noch bis in das 18. Jahrhundert Wiesen und Morast. Durch die preußische Siedlungspolitik bei etwa zeitgleich beginnender Industrialisierung wurde eine Stadterweiterung notwendig, es entstand ab 1825 die Friedrich-Wilhelm-Stadt. Die neuen Straßen erhielten Bezeichnungen nach Adligen der damaligen Zeit. Der Name der Albrechtstraße leitet sich von Generaloberst Albrecht Prinz von Preußen (1809–1872), dem jüngsten Bruder Kaiser Wilhelms I., ab. In amtlichen Dokumenten wird der 16. April 1827 als Tag der Namensvergabe angegeben. In die Mietwohnungen zogen mehr und mehr Studenten, Mitarbeiter der Charité, Künstler und Intellektuelle – man sprach von einem „Quartier Latin“.

Während der Revolution 1848 soll es an der Ecke zur Marienstraße eine Barrikade gegeben haben.

Am 30. November 1989 wurde in der Albrechtstraße 8 (Wohnung von Stephan Hilsberg) ein Gründungsaufruf für eine sozialdemokratische Partei in der DDR erlassen.

Bekannte ehemalige Bewohner der Albrechtstraße

  • In der Albrechtstraße 14 wohnte von 1942 bis 1943 die bulgarische Widerstandskämpferin Krystana Iwanowa Janewa (1914–1944), an die eine Gedenktafel erinnert.
  • Am 13. September 1964 war der US-Bürgerrechtler Martin Luther King zu Gast in Ost-Berlin. Nach zwei Predigten in der Marienkirche und Sophienkirche endete sein Besuch im Restaurant des Hospiz an der Friedrichstraße, dem heutigen Hotel Albrechtshof in der Albrechtstraße 8.
  • In den Jahren 1891 bis 1893 befand sich im Haus Berlin NW, Albrechtstraße 20 die erste Berliner Wohnung des Predigers der jüdischen Reformgemeinde in der Johannisstraße, Wilhelm Klemperer und seiner Familie, u. a. der Schüler Victor Klemperer. Ab 1897 war die Nummerierung der Häuser geändert. Die Nummer 20 in den Jahren 1891–1893 entspricht der Hausnummer 25 auf dem Stadtplan von 1910 Jetzt befindet sich an dieser Stelle der Reichsbahnbunker Friedrichstraße.

Übersicht der einzelnen Hausnummern

Haus-
nummer
Baujahr SanierungenWohn-
einheiten
Objekt-Nr.Sonstige AngabenFoto
Albrechtstraße 5183709095841Johann Friedrich Koch
Albrechtstraße 6183009095842Peter Etienne, Schiffseigner und Torfhändler
Albrechtstraße 7190609095843Arthur Schreiber
Albrechtstraße 81909–191009095844Zentralverwaltung des Vereins für die Berliner Stadtmission
Albrechtstraße 9
Albrechtstraße 101828
Albrechtstraße 11
Albrechtstraße 12189609095847Emil Beyer, Maurer
Albrechtstraße 13/14190509010183Koepjohannsche Stiftung
Albrechtstraße 15186109095849Koepjohannsche Stiftung
Albrechtstraße 16186109095850Koepjohannsche Stiftung
Albrechtstraße 17186109095851Heybach
Albrechtstraße 18183209095852Geschwister Maquet
Albrechtstraße 19182709095853Friedrich Balthasar Phnorr, Buchbindermeister
Albrechtstraße 201887–188909095854Magistrat von Berlin
Albrechtstraße 21185209095855Magistrat C. F. W. Steinlein & A. W. Steinlein, Lederfabrikant
Albrechtstraße 22188809095856Hermann Böttcher, Kaufmann
Albrechtstraße 23188509095857
Albrechtstraße 24/25194309011171
Albrechtstraße 26191009011172Stadt Berlin
Albrechtstraße 271873–187409011173Stadtgemeinde

Medienpräsenz

  • 1998 diente das Haus in der Albrechtstraße 13 als Kulisse für den Film Lola rennt 
  • 2012 diente die Straße als Kulisse für den ZDF-Film Das Kindermädchen.

Stolpersteine in der Albrechtstraße

Am 20. Oktober 2014 wurde in der Albrechtstraße 12 durch den Künstler Gunter Demnig ein Stolperstein für die in der Zeit des Nationalsozialismus deportierte und ermordete jüdische Bewohnerin Doris Michaelis verlegt. Bei der Gedenkveranstaltung nahmen neben dem Initiator Sebastian Pflum, vielen Anwohnern der Straße und Gästen, auch die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer und der Militärattaché der Botschaft Israels in Berlin, Erez Katz, teil.

Literatur

  • Dorothee Dubrau: Architekturführer Berlin-Mitte. Band 2. Berlin 2009, ISBN 978-3-938666-07-4.
  • Wolfgang Feyerabend: Quer durch Mitte. Die Friedrich-Wilhelm-Stadt. Berlin 2000, ISBN 3-7759-0463-8.
  • Hermann Zech: Die Friedrich-Wilhelm-Stadt in Berlin-Mitte. Berlin 1997.
  • Hans Prang: Durch Berlin zu Fuß. Leipzig 1990.
  • Heinrich Trost u. a.: Die Bau- und Kunstdenkmale in der DDR. Hauptstadt Berlin I. Berlin (DDR) 1983.
  • Dieter Bolduan u. a.: Berlin, Hauptstadt der DDR. Bauten unter Denkmalschutz. Berlin (DDR) 1982.
  • Albrechtstraße. In: Berliner Adreßbuch, 1936, Teil 4, S. 1606 („Straßenbild“ mit allen Querstraßen einschließlich des 1965 aufgehobenen Handjeryplatzes).
Commons: Albrechtstraße – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. 1 2 Ullrich Winkler: Streifzug durch eine Straße – reich an historischen Gebäuden. Geschichtliches und Gegenwärtiges über ein 150-jähriges Viertel. In: Neues Deutschland, 23./24. Mai 1981
  2. koepjohann.de (Memento des Originals vom 14. März 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Chronik Koepjohannsche Stiftung. Abgerufen am 25. September 2012. Die Quelle geht zurück auf ein Poster in der Berliner Stadtbibliothek. Dort ist leider unsauber zitiert: „Nach [Hartmann] auf der Grundlage von Plan von Berlin, entworfen und gezeichnet von C. Zirbeck Berlin, 1828 [vergr. Ausschnitt].“ Die Quelle „Hartmann“ konnte bislang nicht gefunden werden.
  3. Berlin Mitte Geschichte – 1848 – Barrikadenkämpfe in Berlin. (Memento des Originals vom 26. Oktober 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Blog „Auguststraße“, abgerufen am 25. September 2012.
  4. SPD
  5. Hans-Jürgen Mende, Kurt Wernicke (Hrsg.): Berliner Bezirkslexikon – Mitte. Edition Luisenstadt, Berlin 2000, ISBN 3-89542-111-1, S. 83.
  6. Hans-Jürgen Mende, Kurt Wernicke, Kathrin Chor: Bezirkslexikon des Luisenstädtischen Bildungsvereins. Berlin-Mitte, S. 83
  7. Ohne Pass über die Sektorengrenze. Erste Martin-Luther-King jr. Gedenktafel in Berlin-Mitte eingeweiht. king-zentrum.de; abgerufen am 23. November 2012.
  8. Ein Tag, ein Traum. (Memento des Originals vom 17. Oktober 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. In: Die Welt, 13. September 2014, S. 8.
  9. Victor Klemperer: Curriculum Vitae, Erinnerungen 1 1881–1918. Hrsg.: Walter Nowojski. 1. Auflage. Band 1. AufbauTaschenbuch Verlag, Berlin 1996, ISBN 3-7466-5500-5, S. 47 ff.
  10. A. Matschenz, M. Möller: HistoMapBerlin. In: Kartenwerk Straube, Kartenblatt IVA + IVB Ausgabe 1910. Landesarchiv Berlin, 2011, abgerufen am 15. Juni 2018.
  11. Objekt-Nummer in der Denkmaldatenbank des Landesdenkmalamtes Berlin (Memento des Originals vom 2. Oktober 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  12. Oliver Gerards: Lolas Berlin. Abgerufen am 23. November 2012.
  13. Das Kindermädchen (TV 2012) in der Internet Movie Database (englisch)
  14. Marking the Scenes of Tragedy. (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im August 2018. Suche in Webarchiven.)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. In: NHK World (Japan), 13. Februar 2015

Koordinaten: 52° 31′ 19,6″ N, 13° 23′ 4,4″ O

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